Am 1. Mai ist es 25 Jahre her, dass Formel-1-Legende Ayrton Senna in Imola starb. Jetzt verrät Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel, dass auch er als kleiner Junge ein Senna-Fan war!
Vettel zu ABMS: „Mein Vater war ein großer Senna-Fan, hat ihn sehr bewundert. Ich wurde 1987 geboren, kann mich also nicht an seine gesamte Karriere erinnern. Aber die erste echte Erinnerung, die ich an die Formel 1 habe, war als Ayrton 1991 sein Heimrennen in Brasilien gewinnen konnte.“Vettel weiß das deshalb noch so genau, weil dieser Senna-Sieg etwas ganz Besonderes war. „Nach dem Rennen war er körperlich total fertig, weil er einige Gänge verloren hatte und trotzdem weitergefahren ist“, blickt der Heppenheimer zurück. „Ich weiß noch, wie sie ihm aufs Podium helfen mussten. Seitdem habe ich jeden zweiten Sonntag mit meinem Vater die Rennen verfolgt.“
Senna brachte Vettel die Formel 1 nahe! Auch den tödlichen Unfall in Imola 1994 verfolgte der Hesse vor dem Fernseher. „Ich war noch sehr jung“, erzählt er, „deshalb war es schwer für mich zu verstehen, dass er einen fatalen Unfall hatte. Wir hockten damals lange vor dem Fernseher. Als Kind realisierst du aber nicht, was da gerade passiert. Ich habe deshalb vielmehr wahrgenommen, wie sich ein junger Deutscher an die Spitze der Formel 1 fuhr, Michael Schumacher. Fortan war er mein Held.“
Senna blieb trotzdem in Vettels Herz – und in seinem Schrank. Der McLaren von 1993 war das erste Modellauto des jungen Kartfahrers. Vettel: „Es war das Auto mit der Nummer 8. Das war nicht besonders gut, trotzdem hat Ayrton damit fünf Rennen gewonnen. Das war ganz allein sein Verdienst.“ Senna, das Vettel-Vorbild. Je älter der heutige Red Bull-Star wurde, desto mehr befasste er sich erneut mit dem wohl besten Rennfahrer aller Zeiten. „Ich habe viel mit Ingenieuren und Technikern, die mit Ayrton gearbeitet haben, über ihn gesprochen. Einer davon war Giorgio Ascanelli, unser ehemaliger technischer Direktor bei Toro Rosso, der damals bei McLaren war. Insbesondere seine Qualifying-Runden müssen magisch gewesen sein.“
Ascanelli hatte Vettel 2011 in SPORT BILD mit dem legendären Brasilianer verglichen: „Ich kann mich sehr glücklich schätzen“, so der Italiener, „denn zweimal in meinem Leben habe ich Perfektion erlebt. Einmal mit Ayrton Senna. Das andere Mal mit Sebastian Vettel. Beide haben etwas Naturgegebenes.“
Vettel mag keine Vergleiche. Schon gar nicht solche mit dem Größten aller Zeiten. „Es ist schmeichelhaft“, räumt er ein. „Ich mag das aber nicht. Ich kenne Ayrton aus den Erzählungen und kann nur sagen, dass ich nie eine Person wie ihn getroffen habe.“Was so speziell war an dem Brasilianer? Laut Vettel war das ein Mix aus Talent und Persönlichkeit. „Es waren nicht seine Erfolge, die einen tiefgreifenden Eindruck hinterlassen haben, sondern die Person dahinter“, so Vettel. „Er hatte unglaubliches Talent im Auto, war aber auch ein sehr bescheidener Kerl. Diese Einstellung nahm er mit in den Rennwagen und das machte ihn auch stärker als die anderen.“
Nur sein viel zu früher Tod habe verhindert, dass er neben dem besten auch der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten wurde. Vettel: „Er hat drei Titel gewonnen, 41 Siege und 65 Poles geholt, aber er hätte noch erfolgreicher sein können, weil er noch so viel mehr zu geben hatte. Deshalb ist es nicht fair zu sagen, irgendjemand habe Ayrtons Rekorde gebrochen.“ 2012 hatte Vettel selbst einen 20 Jahre alten Senna-Rekord geknackt. In Indien hatte er als erster Fahrer seit Senna in drei aufeinanderfolgenden Rennen alle Runden angeführt.
20 Jahre nach dem Horror-Wochenende von Imola will der Vierfach-Champion aber auch an Roland Ratzenberger erinnern. Der Österreicher war einen Tag vor Senna, am 30. April 1994, tödlich verunglückt. Mit seinem Simtek war er ungebremst in eine Mauer geprallt und hatte sich das Genick gebrochen. Vettel: „Jeder denkt immer an Senna, aber wir dürfen auch Roland nicht vergessen. Auch dank ihm ist die Formel 1 seitdem immer sicherer geworden.“ +
*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.