Aus zwei mach null? Das wäre das Horrorszenario für die deutschen Motorsportfans. Nico Hülkenberg hat sein Formel-1-Cockpit schon Ende letzten Jahres verloren. Nun droht auch Sebastian Vettel durch den Rost zu fallen.
Oder doch nicht? Die Chancen des Heppenheimers sind derzeit schwer zu durchschauen. Deshalb gehen wir die verschiedenen Varianten hier Punkt für Punkt für Euch durch.
Mercedes: Im Silberpfeil hätte der Hesse ganz klar Chancen auf weitere Siege, vielleicht sogar auf den WM-Titel. Mehr noch: Er könnte Michael Schumachers Geschichte vollenden, der bei Ferrari ebenfalls nicht ganz freiwillig aufgehört hat – und sein Karriereende im Silberpfeil zelebrierte. Schumacher ist Vettels großes Idol. Wenn er ihm schon nicht bei Ferrari nacheifern kann, warum dann nicht den Erfolg bei Mercedes einfahren, der Schumacher in dessen späten Jahren verwehrt blieb?
Mercedes-Teamchef Toto Wolff zeigt sich allerdings wenig offen für Verhandlungen mit dem Deutschen. Ihm sei Loyalität zu seinen aktuellen Piloten wichtig, erklärt der Österreicher. Soll heißen: Für Wolff geht es vordergründig zwischen Valtteri Bottas und Mercedes-Junior George Russell um den Platz neben Superstar Lewis Hamilton.
Fraglich bleibt, ob Wolff bei Mercedes auch 2021 noch eine operative Rolle spielen wird. Der 30-Prozent-Gesellschafter bestätigt, dass man sich in Diskussionen über die Zukunft befindet. Wolff im ORF: “Da geht’s nicht nur darum, ob ich meinen Vertrag als Teamchef verlängere, sondern auch was wir mit dieser gemeinsamen Firma (Mercedes-F1-Werksteam; d. Red.) weiter machen.”
Es ist offensichtlich, dass der Wiener unter der neuen Konzernführung keine Carte Blanche mehr hat wie zu Zeiten von Källenius’ Vorgänger Dieter Zetsche. Möglich deshalb, dass Källenius bei Fahrerfragen selbst entscheidet und sich für den großen Marketingeffekt entscheidet, den eine Vettel-Verpflichtung neben dem sportlichen Aspekt auslösen würde.
Fest steht: Im Bottas-Lager hat man Zweifel, dass es 2021 bei Mercedes für den Finnen noch eine Zukunft gibt. Wie Motorsport-total berichtet, hat Bottas-Manager Didier Coton bereits Renault kontaktiert. F1-Insider.com erfuhr zudem: Coton hat aus dem gleichen Grund auch Red Bull-Teamchef Christian Horner zum Essen eingeladen.
Aston Martin: So soll ab 2021 das jetzige Team Racing Point heißen, das der kanadische Milliardär Lawrence Stroll gekauft hat, damit sein Sohn Lance weiter in der Formel 1 spielen darf. Stroll jr. ist entsprechend gesetzt, auch Sergio Perez hat einen langfristigen Vertrag bis 2022 unterschrieben. Ein Vettel als Lehrmeister für Sohnemann Stroll in einem Team, das derzeit nur im Mittelfeld fährt – dieser Gedanke ist ausgeschlossen. Dass Experten wie David Coulthard Vettel trotzdem mit Aston Martin in Verbindung bringen, liegt an der Tatsache, dass Aston-Martin-Vorstand Lawrence Stroll immer wieder auch eine Übernahme des jetzigen Mercedes-Werksteams nachgesagt wird, das dann in Aston Martin umbenannt werden könnte.
Red Bull: Viele Fans träumen von einer Rückkehr Vettels in das Team, mit dem er zwischen 2010 und 2014 vier WM-Titel gewonnen hat. Doch Red Bull-Chefberater Helmut Marko beendet alle Träumereien: „Ich habe mit Sebastian nach seiner Trennung von Ferrari natürlich telefoniert“, sagt er zu F1-Insider.com. „Bei Red Bull gibt es aber keine Chance für ihn. Wir haben bestehende Verträge mit Max Verstappen und Alex Albon.“ Bereits im Frühjahr hatte Marko ein Team bestehend aus den beiden V’s, Vettel und Verstappen, ausgeschlossen. „Wir können und wollen uns keine zwei Top-Stars leisten.“
Renault: Noch frei ist auch ein Cockpit bei Renault. Auf den Platz neben Esteban Ocon schielt nach Informationen von F1-Insider.com aber Ex-Champion Fernando Alonso. Fraglich auch, ob Renault überhaupt in der Formel 1 bleibt. Der Konzern hat einen Staatskredit von fünf Milliarden Euro beantragt. Dazu passt ein Millionenschweres Engagement in der Königsklasse eigentlich nicht. Aber: Offenbar findet man keinen Käufer. Und einfach so dichtmachen wollen die Franzosen ihr Team auch nicht. Für Vettel aber ist dort kein Platz.
Rente: Hört Vettel ganz auf? Insider können sich auch das vorstellen. Seit der Einführung der Hybridmotoren fehlt dem Deutschen der ganz große Spaß in der Königsklasse. Einige Experten befürchten deshalb, dass der Heppenheimer in Formel-1-Rente gehen könnte, wenn er kein konkurrenzfähiges Cockpit findet. So sagt Nick Heidfeld zu F1-Insider.com: „Er hat mit vier WM-Titeln eigentlich alles erreicht. Nicht verwunderlich wäre, wenn er nun die Familie mit seinen drei Kindern in den Vordergrund rückt. Andererseits braucht ein Rennfahrer halt genau dieses Rennfahren, um glücklich zu sein.“ Der Meinung scheint auch Vettel selbst zu sein. In einem Interview mit der DPA verreit er im Winter: „Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit zurückzutreten. Mir macht das Rennfahren sehr viel Spaß.“
Jetzt braucht er nur noch einen Siegerpfeil…