WEC: Porsche

Porsche zieht wie erwartet den WEC-Stecker: Nach drei Jahren endet das Programm in der Sportwagen-WM. Für einen Start beim prestigeträchtigen 24h-Rennen von Le Mans bleibt nur noch eine geringe Chance.
Ist der Hype um die Hypercar-Prototypen-Klasse schon wieder vorbei? Jetzt ist offiziell, was die Spatzen seit Monaten von den Dächern pfiffen: Porsche steigt aus der Sportwagen-WM (WEC) aus.
Es ist nicht der erste Ausstieg, seit 2021 die Hypercar-Klasse eingeführt wurde. Die privaten Konstrukteure Glickenhaus, Vanwall und Isotta-Fraschini hatten gegen die großen Hersteller nur eine Kurzzeit-Überlebenschance. Lamborghini stieg Ende 2024 aus der WEC aus und zieht sich auch aus der amerikanischen IMSA-Sportwagenmeisterschaft Ende des Jahres ganz zurück. Aber die Italiener unterstützten das Projekt von Anfang an nur halbherzig. Die Finanzierung lief über Renn-Enthusiastin Deborah Mayer. Doch ihr IndyCar-Einstieg mit Prema hat zu viel Geld verbrannt.
Mit Porsche steigt jetzt erstmals seit Jahren wieder ein wirklich großer Name aus. Ende September feierte die WEC ihr 100. Rennen. 71 Mal holte Porsche zumindest einen Klassensieg, 21 Gesamtsiege gehen auf das Konto des deutschen Premiumherstellers. 2024 holten André Lotterer, Kevin Éstre und Laurens Vanthoor auch den WM-Titel. Porsche war stets die größte Marke der WEC.
Immerhin wird der Porsche 963 LMDh (4,6-Liter-V8-Turbo) nicht eingemottet. In der IMSA-Serie bleibt Porsche aktiv. Auch der Formel E bleibt Porsche treu – tritt 2026 sogar bloß noch unter dem Namen Porsche an. Titelsponsor TAG Heuer ist zwar nach wie vor Partner, nicht aber mehr Namensgeber des Rennstalls.
In der WEC wird aktuell von der goldenen Ära gesprochen. 2024 und 2025 traten bei den 24 Stunden von Le Mans – einem der prestigeträchtigsten Rennen der Welt – acht Hersteller an. In diesem Jahr waren das Ferrari, Porsche, Cadillac, Toyota, Alpine, Peugeot, Aston Martin und BMW. Man muss schon bis ins Jahr 1953 zurückgehen, als mit Jaguar, Ferrari, Aston Martin, Alfa Romeo, Lancia, Gordini, Talbot-Darracq, Cunningham-Chrysler, Allard-Cadillac und Nash-Healey so viele (und sogar mehr) Autohersteller dabei waren.
Der Porsche-Ausstieg kann 2026 durch den Neuling, Hyundai-Luxusmarke Genesis, kompensiert werden. 2027 kommen auch McLaren und Ford mit einem Prototypen. Aber Porsche könnte nicht der einzige Hersteller sein, der der WEC den Rücken kehrt. Auch bei BMW zum Beispiel wird immer wieder über einen Ausstieg spekuliert.
Porsche-Vorstandsmitglied Dr. Michael Steiner kommentiert den Ausstieg von Porsche so: „Wir bedauern es sehr, dass wir aufgrund der aktuellen Umstände, unser WEC-Engagement nicht mehr fortführen können.“
Die aktuellen Umstände – das ist ein Gewinneinbruch von 91 Prozent im zweiten Quartal 2025. Der nur schleppend anlaufende E-Auto-Sektor, die Verunsicherung durch die US-Zölle, die zunehmende Konkurrenz aus China: Porsche steckt in der Krise.
Dazu kommen auch sportliche Gründe für den WEC-Aussieg. Die Verpflichtung von Sebastian Vettel als großen Namen für Le Mans hat nicht geklappt. Die LMDh-Prototypen mit Einheitshybridsystem und LMP2-Chassis als Basis sind trotz Performance-Angleichungsbemühungen und Leistungsdeckelung auf 680 PS den technisch freien Hypercars nicht ganz ebenbürtig. Porsche hat deswegen auf eine Vereinheitlichung beider Klassen gepocht, was aber frühestens 2030 möglich gewesen wäre und in den Reihen der Hersteller nicht nur Unterstützung genießt.
Immerhin besteht noch eine Restchance, dass Porsche auch 2026 bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start geht. Dafür braucht es aber das deutsche Privatteam Proton.
Theoretisch bekommt Porsche für den anstehenden Titelgewinn in der IMSA-Meisterschaft, der nur noch Formsache sein dürfte, eine Einladung für Le Mans. Doch startberechtigt dort sind seit einer Regeländerung vor etwas mehr als einem Jahr nur noch Hersteller, die auch mit zwei Autos die WEC beschicken.
Nur Porsche hat bisher die Möglichkeit in Anspruch genommen, auch Kundenteams mit den Prototypen ins Rennen zu schicken. Die Proton-Mannschaft von Christian Ried setzt derzeit nur einen Porsche 963 ein. Der Deutsche ist ein absoluter Fan der WEC, war selbst seit 2012 schon bei 89 der 100 WEC-Rennen als Fahrer in Amateurklassen mit von der Partie. Wenn seine Mannschaft einen zweiten Porsche 963 einsetzt, könnte zumindest der Name Porsche in dieser Form weiter Teil der Meisterschaft bleiben. Und mit der Einladung durch den IMSA-Titel könnte Porsche dann auch zusätzlich einen Werkswagen nach Le Mans bringen.
Wie realistisch ist das Szenario? Vieles hängt davon ab, ob Proton das Geld für einen zweiten Porsche 963 aufbringt. Immerhin hat Porsche in dem Fall bereits seine Unterstützung angekündigt. Denn: „Kundensport ist und bleibt eine wichtige Säule von Porsche im Motorsport“, so Steiner.
Jetzt liegt der Ball bei Proton und Christian Ried.
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