Premiere für den neuen Porsche 963: Das Trio um den Deutschen André Lotterer schafft es hinter Sieger Toyota und Ferrari erstmals aufs Podest.
Erstes Podium für den neuen Porsche 963 beim zweiten Saisonrennen der Sportwagen-WM in Portimao: Das Trio André Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor wird nach sechs Stunden Dritter hinter Toyota und Ferrari.
„Ich freue mich sehr! Unser erstes Podium für den 963 und für die Porsche-Penske Motorsport-Truppe“, sagt Lotterer nach der Zieldurchfahrt zu F1-Insider. Der Deutsche strahlt: „Das ist natürlich ein tolles Wochenende, mit dem Sieg für Porsche gestern in der IMSA (in Long Beach; d. Red.) und heute dem dritten Platz.“
Was aber war der Schlüssel zur starken Performance in Portimao? „In erster Linie muss das Setup passen, damit wir drei Fahrer das Auto am Limit bewegen und konstant fahren können: Das haben wir dank guter Analysen hinbekommen und wir haben auch gute Entscheidungen mit den Reifenwahlen getroffen“, verrät Lotterer, der anfügt: „Wenn man das alles so zum Optimum bringt, dann kommt eben auch alles zusammen.“
Doch wie so oft auf der Langstrecke gilt: Des einen Glück, des anderen Leid. Beim Schwesterauto mit der Startnummer 5 läuft es weniger gut, Probleme mit der Servolenkung werfen das Auto von Frédéric Makowiecki, Michael Christensen und Dane Cameron weit zurück, weil das ganze Lenksystem getauscht werden muss. Im Ziel beträgt der Rückstand auf den siegreichen Toyota 33 Runden.
Doch auch bei den Japanern gibt es am Sonntag nicht nur strahlende Gesichter: Zwar zeigt das Siegerauto von Sébastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa Toyotas aktuell überlegene Pace – der zweite GR010-Hybrid aber auch, wie schnell trotzdem etwas schiefgehen kann: „Für sie tut es mir leid. Am Anfang war es ziemlich knapp zwischen uns, dann hatten sie aber ein Sensorproblem“, erklärt Sieger Buemi.
Der Nummer-7-Toyota läuft allerdings reibungslos, wie Teamkollege Hartley bestätigt: „Es war ein wirklich großartiges Rennen auf unserer Seite der Garage, alles hat perfekt geklappt: Bei uns Fahrern, den Stopps, der Strategie – und das Auto war auch schnell und gut zu fahren.“
Trotz einer Runde Vorsprung auf den am Ende zweiplatzierten Ferrari 499P des Trios Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen, findet Hartley: „Wir müssen schon über die Schulter schauen, denn die Konkurrenz wird immer stärker und macht die ganze Zeit Fortschritte.“
Für eine Schrecksekunde sorgt am Sonntag in Portimao Ex-Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve: An seinem Vanwall-Hypercar explodiert vorne rechts die Bremse, in Kurve vier dreht sich der Kanadier mit dem Heck voran in die Reifenstapel und löst damit eine Stunde und fünf Minuten vor Ende die erste und einzige Safetycar-Phase des Rennens aus.
„Die Vorderbremse ist weg“, funkt der 52-jährige aus dem Cockpit, gibt aber Entwarnung nach seinem Abflug: „Ich bin okay.“ Der ehemalige Rivale von Michael Schumacher gibt dieses Jahr sein Comeback in Le Mans, will nach dem Gewinn der F1-WM 1997 und dem Indy 500 im Jahr 1995, endlich auch den Triumph beim Klassiker an der Sarthe schaffen. 2008 war Villeneuve bereits einmal ganz nah dran, wurde für Peugeot Zweiter.
Für sein Ex-Team läuft es in Portimao auch noch nicht ganz rund: Zwar beenden die beiden ohne Heckflügel optisch spektakulären 9X8 das Rennen, auf den Plätzen fünf und sieben fehlt in Sachen Pace zur Spitze aber noch ein gutes Stück.
In der LMP2-Klasse feiert United Autosports einen Doppelsieg: Der Nummer-23-Oreca von Giedo van der Garde, Oliver Jarvis und Joshua Pierson überquert die Ziellinie nur 0,684 Sekunden vor dem Schwesterauto.
Denkbar eng geht es auch in der LMGTE-AM-Klasse zu, Chevrolet-Pilot Nicky Catsburg duelliert sich in der Schlussphase viele Runden lang mit Ferrari-Fahrer Alessio Rovera, mit dem besseren Ausgang für die Corvette C8.R. Im Ziel hat Catsburg gerade einmal 0,260 Sekunden Vorsprung und lässt damit seine Stallgefährten Ben Keating und Nicolas Varrone jubeln. Aufs Podest schafft es auch das Frauen-Trio Sarah Bovy, Rahel Frey und Michelle Gatting im Porsche 911 RSR von Iron Dames.
Qualifying zum zweiten Lauf der Sportwagen-WM in Portimao: Brendon Hartley stellt Toyotas Hypercar am Samstag auf die Pole-Position. 0,273 Zehntel Vorsprung hat er auf das Schwesterauto von Kamui Kobayashi, Ferrari muss sich in Person von Nicklas Nielsen als erster Verfolger um fast anderthalb Sekunden geschlagen geben.
Für Hartley eine Richtigstellung der Kräfteverhältnisse, wie der Neuseeländer nach dem Qualifying verrät: „Es hat sich heute gut angefühlt, denn wir haben etwas ins Qualifying investiert, damit uns Ferrari nicht wieder die Pole wegschnappt, so wie zuletzt in Sebring.“ Diesmal bleibt die Überraschung aus. Überrascht ist Hartley indes von der großen Lücke: „Ich hatte sie näher erwartet, scheinbar ist Ferrari hier jetzt mehr auf die Longruns gegangen. Morgen erwarte ich aber trotzdem einen großen Kampf, vor allem mit den roten Autos.“
Drittstärkste Kraft an der Algarve ist am Samstag Porsche: Eine halbe Sekunde hinter dem zweiten Ferrari von James Calado sortiert sich Kevin Estre im brandneuen Porsche 963 als Fünfter ein. Gesprengt wird das Porsche-Duo durch den Peugeot von Nico Müller, der den zweiten 963 von Frédéric Makowiecki um gerade einmal 43 Tausendstel auf den siebten Startplatz verdrängt.
„Im Moment tun wir uns vor allem mit dem Bremsen schwer, das war auch schon in Daytona und Sebring unser Schwachpunkt“, erklärt Urs Kuratle, Projektleiter des LMDh-Programms bei Porsche, gegenüber F1-Insider die Kinderkrankheiten der Zuffenhausener. „Wir versuchen die Problemzonen am Fahrzeug kontinuierlich auszumerzen, dabei sind wir aber auf einem guten Weg und machen Fortschritte“, sagt der Schweizer.
Findet auch Pilot Estre, der im 963 mit der Startnummer sechs Teamkollege des Deutschen André Lotterer ist: „Wir haben letztes Jahr schon viel mit dem Auto testen können, kennen es mittlerweile ganz gut. Aber natürlich müssen wir es noch schneller machen und etwas leichter zu fahren“, sagt der Franzose zu F1-Insider.
Dabei konzentriert sich Porsche zunächst mal auf die eigenen Hausaufgaben. Estre: „Wir können nicht die Performance von Toyota oder den anderen beeinflussen, nur unsere eigene. Deswegen pushen wir so viel wie möglich. Im Moment ist die Lücke nach vorne schwer zu schließen, aber wir müssen geduldig sein und das Auto weiter verbessern.“
Keine Rede von großen Lücken kann am Samstag in Portimao beim Blick auf die LMP2-Klasse sein: Im Kampf um die Startplätze geht es extrem eng zu, Prema Racing sichert sich mit nur 0,001 Sekunden Vorsprung die Pole vor der Truppe von Vector Sport. In der Box jubeln Ex-Formel-1-Pilot Daniil Kvyat und Teamkollegin Doriane Pin, während Mirko Bortolotti auf der Strecke für das Trio die Bestzeit rausfährt.
In der LMGTE-Am-Klasse hat Corvette Racing mit Ben Keating und den Teamkollegen Nicolas Varrone und Nicky Catsburg die Nase vorne, vor dem Iron-Dames-Porsche des Damen-Teams Darah Bovy, Michelle Gatting und Rahel Frey.
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