Teil 2 des großen Vorsaison-Interviews mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, das vor der Präsentation des neuen Formel-1-Silberpfeils für SPORT BILD und AUTO BILD MOTORSPORT geführt wurde. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff spricht über Nico Rosberg, Lewis Hamilton und eine Klausel von Fernando Alonso
Herr Wolff, wie wollen Sie verhindern, dass sich ihre beiden Piloten wieder so stark bekämpfen und damit auch behindern wie 2014?
Toto Wolff: Wir hatten diese Diskussion im letzten Jahr fortlaufend. In Spa sind sie kollidiert, aber danach ist es nicht mehr passiert. Garantieren können wir gar nichts. Die beiden wollen Weltmeister werden. Um das zu schaffen, musst du nur auf dich schauen. Wir wollen nicht die große Harmonie vorgaukeln. Die beiden werden sich nichts schenken. Es geht nur darum, dass wir das als Team einigermaßen im Griff behalten, so dass die Marke und die Arbeit des Teams nicht gefährdet werden. Das wissen die beiden genau und nehmen darauf auch Rücksicht.
Gibt es vor der Saison noch einmal das große Krisengespräch?
Wir sind mit den beiden in einem ständigen Austausch. Im Winter haben wir sie in Ruhe gelassen, auch um sich zu resetten. Wenn es jetzt wieder losgeht, werden wir über verschiedene Szenarien diskutieren und auch, wie wir es besser machen können als im letzten Jahr.
Besteht die Gefahr, dass Hamilton sich nach seinen zwei WM-Titeln zurücklehnt oder Rosberg einen mentalen Knacks bekommen hat?
Die beiden sind ja keine jungen Rennfahrer mehr, sondern auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren. Denen braucht man nicht mehr erklären, wie sie die Sache angehen sollen oder nicht. Wir können mal helfen mit einem vorsichtigen Input. Aber den Hobbypsychologen zu spielen und Tipps zu geben, wäre fehl am Platz.
Der Vertrag mit Lewis Hamilton ist noch immer nicht verlängert. Woran hakt’s?
Ende der letzten Saison wollten wir Lewis nicht mit Gesprächen den Fokus rauben. Ich kann aber sagen: Beide Parteien wollen verlängern. Für uns ist es die beste Fahrerkombination. Lewis und Nico machen uns so stark. Wir haben deshalb keine Veranlassung etwas zu ändern. Lewis fühlt sich im Team wohl. Wir liefern ihm das beste Auto. Deshalb spricht viel für eine gemeinsame Zukunft.
Trotzdem haben Sie Alonso als Alternative öffentlich gemacht.
Das ist aber absolut kein Poker gegen Lewis. Wenn wir anfangen würden über die Zeitungen zu pokern, dann hätten wir unsere Vertrauensbasis verloren. Die Frage war: Wenn Lewis zu einem anderen Team gehen würde, wen würdest Du nehmen? Meine Antwort: Wenn Lewis für uns nicht verfügbar wäre, würde ich als Ersten Fernando Alonso und als Zweiten Valtteri Bottas nehmen. Diese Antwort wurde dann ein bisschen kontroverser wiedergegeben.
Trotzdem gibt es die Spekulationen, dass Fernando Alonso wegen Mercedes eine Ausstiegsklausel im McLaren-Vertrag hat.
(Pause). Das kann ich nicht kommentieren. Nur soviel: Es ist immer gut, für alle Fälle gerüstet zu sein. Alternativen sind deshalb wichtig. Aber es sind nur Alternativen, keine Prioritäten.
Wo liegt die Schmerzgrenze des Konzerns? Sei es jetzt Rosberg, Hamilton oder Mister X?
Jeder kennt die aktuelle Basis . Auf dieser Grundlage wird man miteinander sprechen und versuchen den bestmöglichen Kompromiss zu erlangen. Insofern glaube ich nicht, dass Lewis mit Forderungen kommen würde, die nicht akzeptabel sind.
Wie laufen solche Verhandlungen ab?
Die Verhandlung mit einem Fahrer ist nichts anderes als die Verhandlung mit einem Mitarbeiter, mit einem Sponsor, mit einem wichtigen Lieferanten. Medial gesehen ist es natürlich viel relevanter, weil die Fahrer unsere Stars sind. Erst stimme ich mich dabei mit Niki ab. Er gibt mir Input, den ich nicht missen möchte. Er ist mein Sparringspartner. Danach spreche ich mit unserem Vorstand und mit Dieter Zetsche.
Die Startnummer 1 ist ein Imageträger. Trotzdem fährt Hamilton mit der 44. Stört Sie das?
Nein. Es ist völlig irrelevant, ob man Modellautos mit der 1 oder 44 verkauft. Ich glaube sogar, dass die Fahrer mit ihren eigenen Startnummern besser zu vermarkten sind.
Weil Ferrari ein Regelschlupfloch entdeckt hat, dürfen die Antriebsstränge jetzt auch während der Saison 2015 weiterentwickelt werden. Ein Nachteil für Mercedes?
Auf den ersten Blick könnte es so aussehen. Aber wenn man intensiver drüber nachdenkt, erlaubt uns diese Regel unseren Vorsprung auszubauen. Demnach ist es sogar ein Vorteil für uns.
Erklären Sie das?
Wir können zum Beispiel für 2016 jetzt langfristiger entwickeln. Zunächst arbeiten wir für 2015 wie geplant, später können wir neue Ideen entwickeln und dann – sagen wir im September – für 2016 validieren.
English Version see below.
GOOGLE TRANSLATOR (no more, no less)
Mr. Wolff, how do you want to prevent that your two pilots will fight against each other too hard again as happened in 2014?
Toto Wolff: We had this discussion last year consecutively. In Spa they collided, but after that it did not happen any more. We cannot guarantee anything. Both want to be world champion. To do that, you have to look only at you. We do not want to pretend the great harmony. The two will give themselves nothing. It’s just that we keep the team reasonably under control, so that the brand and the work of the team are not endangered. They both know that exactly and take it into consideration as well.
Are there pre-season crisis talks?
We are with both in a constant exchange. In the winter we have left them alone, to reset themselves. When the season starts again, we will discuss different scenarios and also how we can do better than last year.
Is there a danger that Hamilton leans back after his two world titles or Rosberg might have scored a mental crack?
Both are no young racers more, but at the height of their careers. Whe don’t need to explain them how to handle or not to handle things. We can maybe help with a careful input. But playing the amateur psychologist and give advice would be out of place.
The contract with Lewis Hamilton is still not renewed. Why not?
End of last season, we did not want to take away Lewis‘ focus with contract discussions. But I can say: Both parties want to extend. For us it is the best driver combination. Lewis and Nico makes us so strong. We therefore have no reason to change anything. Lewis feels well in the team. We give him the best car. Therefore, much speaks for a common future.
Nevertheless, you have made public Alonso as an alternative.
But this is absolutely not a poker against Lewis. If we would start to play poker via the newspapers, we would have lost our mutual trust. The question was: If Lewis would go to another team, who would you take? My answer: If Lewis would not be available to us, I would take first Fernando Alonso and as second choice Valtteri Bottas. This response was then written a bit more controversial.
Nevertheless, there is speculation that Fernando Alonso might have a release clause because of Mercedes in his McLaren contract.
(Pause). I can not comment. Just this: It’s always good to be prepared for all eventualities. Alternatives are therefore important. But they are alternatives, no priorities.
Where is the pain threshold of the Mercedes? Be it now Rosberg, Hamilton or Mister X?
Everyone knows the current base. On this basis, we will talk to each other and try to achieve the best possible compromise. In this respect I do not think Lewis would come with claims that are not acceptable.
How do such negotiations work?
The negotiation with a driver is not different from the transaction with an employee, with a sponsor, with a major supplier. Seen medially, it is of course much more relevant, because the drivers are our stars. First, I speak with Niki. He gives me input which I do not want to miss. He is my sparring partner. Then I talk to our board of directors and Dieter Zetsche.
The number 1 is an image carrier. Nevertheless, Hamilton continues with the 44. Do you mind that?
No. It is irrelevant whether to sell a model car with 1 or 44. I even believe that the drivers are easier to market with their own start numbers.
Because Ferrari has discovered a loophole rule, the drive trains can now be further developed during the 2015 season. One drawback for Mercedes?
At first glance it might look like this. But if you think about it more intense, it allows us to extend our advantage. Thus, it is even an advantage for us.
Can you explain that?
We can develop long-term, for example, for 2016 now. First, we work as planned in 2015, later we can develop new ideas and then – say in September – validate them in 2016.