WTCR: Am Wochenende endet eine der beeindruckendsten Rennfahrerkarrieren der Gegenwart – Gabriele Tarquini hört auf – mit fast 60 Jahren.
Der Tourenwagen-Weltcup biegt auf die Zielgerade ein. Yann Ehrlacher ist drauf und dran, mit dem chinesischen Hersteller Lynk & Co den zweiten Titel in Folge zu holen. Der Deutsche Luca Engstler rangiert vor dem Finalwochenende (Sonntag, ab 9.30 Uhr auf Eurosport 2) auf Gesamtplatz 14.
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Doch das sind alles Nebenkriegsschauplätze. Die Show wird an diesem Wochenende jemand ganz anderem gehören: Gabriele Tarquini. Für den Italiener wird es das letzte Rennen – zumindest als Vollzeitfahrer. Mit 59 Jahren hört er auf.
„Ich bin wirklich traurig. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Moment irgendwann mal kommt. Aber alles im Leben hat einen Anfang und ein Ende. Ich bin alt genug, das zu wissen“, erklärt Tarquini zum Abschied.
Der Mann aus den Abruzzen war bis ins hohe Alter konkurrenzfähig. Mit seinem 350 PS starken Hyundai Elantra N TCR rangiert er aktuell nur auf Rang zwölf der Gesamtwertung. Aber in Barcelona gewann er noch ein Rennen. 2018 wurde er noch WTCR-Meister in einem der bestbesetzten Tourenwagen-Felder der Welt. Und das mit 56 Jahren.
2021 ist das Jahr, in denen bedeutende Karrieren ihr Ende finden. Kimi Räikkönen hört in der Formel 1 auf. Valentino Rossi in der MotoGP. Und Gabriele Tarquini in der WTCR.
Es gibt keine zweite Karriere wie die von Tarquini. Von 1987 bis 1995 reiste er zu 78 Formel-1-Rennen, aber nur bei 38 stand er auch am Start – mit Rang sechs beim Mexiko-GP 1989 im AGS-Ford als bestes Resultat. 40 Mal verpasste er die Qualifikation, so oft wie kein anderer Fahrer in der Geschichte. 25 Mal scheiterte er sogar an der Vorquali am Freitag. Tarquini ist dennoch stolz auf seine F1-Laufbahn, sagt aber auch: „Das waren die bittersten Momente meiner Karriere. Uns wurden sogar die Fahrerlagerpässe genommen und wir waren ab Samstag ausgesperrt.“
Tarquini war kein schlechter Fahrer, aber seine Autos waren schlecht. Er fuhr für Teams, die heute nur noch eingefleischte Historien-Fans kennen – Osella, Coloni, First, AGS und Fondmental. Für das legendäre Tyrrell-Team bestritt er nur einen Grand Prix, seinen letzten.
Erst als Tarquini in die Tourenwagenszene einstieg, wurde er erfolgreich. Mit Alfa Romeo holte er sich 1994 den britischen Tourenwagentitel und 2003 den Europatitel. 2009 wurde er mit Seat Tourenwagen-Weltmeister. Da war er schon 47 Jahre alt.
Doch es folgten ja noch zwölf Jahre. In diesen entwickelte er für Hyundai drei Tourenwagen für die Weltspitze.
Tarquini wollte nie auf die Langstrecke, wo die meisten Fahrer ihre Karriere ausklingen lassen. Bei den 24h von Le Mans trat er nur einmal an – 1985 in einem Brun-Porsche. „Ich bin im Quali nicht mehr der schnellste und natürlich könnte ich auf der Langstrecke ein leichteres Leben haben. Aber ich brauche den Nervenkitzel des harten Rad-an-Rad-Duells und den gibt es nur im Tourenwagensport“, so Tarquini.
46 Jahre nach seinem ersten Kartrennen hört Tarquini also auf. Es wird die Geschichte des Wochenendes. Egal, wer Meister wird.
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