Es brennt unterm Formel-1-Weihnachtsbaum – und damit meine ich keine Adventskerzen, die in der besinnlichen Adventszeit vom F1-Vermarkter Liberty angezündet werden. Die US-Amerikaner rund um CEO Chase Carey und Sportchef Ross Brawn müssen die Zukunft planen. Ziel: Süßer die Kassen nie klingen!
Deshalb planen die Formel-1-Macher hinter den Kulissen Megadeals. Im Mittelpunkt stehen dabei die Weltmeister Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Der Spanier, der sich mit Sportwagen in Le Mans und Daytona und der Dakar 2019/20 seinen Abschied aus der Formel 1 schönredete, will wieder zurück in die Königsklasse.
Dafür hat er die Formel-1-Bosse um Hilfe gebeten. Und ist auf offene Ohren gestoßen. Denn Liberty weiß: Nicht nur Sex sells, sondern auch große Namen.
Schon im Sommer, so bestätigte mir Red-Bull-Chefberater Helmut Marko, fragten die neuen „Alonso-Manager“ bei Red Bull an. „Wir sagten sofort, dass es bei uns keinen Bedarf an Alonso gibt“, verrät der studierte Jurist aus Graz. „Es geht auch wegen unserem Motoren-Partner Honda nicht. Wenn die nur den Namen Alonso hören, sträuben sich ihnen alle Nackenhaare.“
Hintergrund: Zu oft hatte der Spanier in seiner McLaren-Honda-Zeit öffentlich über den Motor der Japaner gelästert. Höhepunkt: Beim Heimrennen Hondas in Suzuka 2018 ätzte er über Funk: „GP2-Motor!“ Der Vergleich mit den circa 400 PS schwächeren Antriebsaggregaten der Nachwuchsklasse war zu viel für die stolzen Söhne aus dem Land der aufgehenden Sonne. Seitdem ist Alonso ein absolutes No-Go.
Die Formel-1-Macher geben aber nicht auf. Für das Jahr 2021 arbeiten sie behände weiter an Megadeals mit den beiden Superstars Hamilton und Alonso. Eine Idee: Hamilton soll bei Ferrari fahren und Alonso ihn bei Mercedes ersetzen. Für die Amerikaner wäre diese Konstellation eine reine Gelddruckmaschine. Vergleichbar mit der goldenen Zeit der großen Boxkämpfe zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier.
So einfach ist das aber nicht. Ferrari und dort speziell Fiat-Chef John Elkann zeigen zwar Interesse an einer Verpflichtung Hamiltons anstelle von Sebastian Vettel. Doch der Brite, grundsätzlich ebenfalls interessiert daran, ausgerechnet bei Ferrari zum Abschluss seiner Karriere die Rekorde von Michael Schumacher zu brechen, koppelt seine Zukunftsplanung an die von Mercedes-Teamchef Toto Wolff – und macht daraus noch nicht einmal ein Geheimnis.
Ganz öffentlich macht Hamilton seine Vertragsverlängerung bei Mercedes von Wolffs Position an der Teamspitze abhängig. Und auch aus Maranello ist zu hören, dass Hamilton seinen Teamchef bei einem möglichen Wechsel nach Italien gern an seiner Seite hätte – auch um ein Gegengewicht zur Achse Leclerc-Todt zu schaffen.
Wolff weist entsprechende Gerüchte ins Reich der Fabel. Fest steht aber auch: Nach dem Gewinn von sechs WM-Titeln in Folge mit Mercedes kann er da in Zukunft nur noch verlieren. Besonders, weil dort jetzt ein anderer Wind weht.
Ola Källenius, seit Mai neuer Mercedes-Chef, muss Geld sparen. Bis zu 1,3 Milliarden Euro, so verkündete der Schwede, will er in den nächsten Jahren zurückstellen, um für die Mobilität der Zukunft und potentielle Strafen wegen des Dieselskandals gewappnet zu sein. Nur wenn es Wolff gelänge, ab 2021 das circa 500 Millionen teure Formel-1-Projekt komplett über Sponsoren zu finanzieren, wäre der Schwede bereit, das Werksteam weiter zu führen. Wenn nicht – so heißt es im Flurfunk der Konzernzentrale in Stuttgart – wolle er nur noch Kundenmotoren liefern. Deshalb verpflichtete Wolff für die Sponsorenakquise bereits den Kölner Marketingfachmann Walter Mertes. Mertes war zuvor jahrelang im Vorstand der ITR, der Dachgesellschaft der DTM.
Ein Wechsel Wolffs zu Formel-1-Vermarkter Liberty als Nachfolger von CEO Chase Carey scheint ebenfalls (erst einmal) vom Tisch. Grund: Der Wiener müsste drei Jahre auf den neuen Posten als Formel-1-Boss warten. So lautet die Bedingung der Amerikaner, wenn jemand aus dem inneren Zirkel der Königsklasse zu den F1-Besitzern überläuft. Damit will man eine mögliche Befangenheit ausschließen. Zu Ferrari könnte Wolff indes schon 2021 wechseln. Sein Mercedes-Vertrag läuft Ende 2020 aus.
Hamilton ist über alles informiert. Er weiß auch: Mercedes könnte gut mit seinem Abgang leben. Insgesamt 50 Millionen Euro im Jahr (mit Prämien) soll der Brite kassieren. Alonso und der ebenfalls an Mercedes interessierte Niederländer Max Verstappen würden für ein Drittel der Gage fahren.
Helmut Marko kennt die Situation um Alonso, Hamilton und auch Verstappen. „Wir müssen Max 2020 ein Auto bieten, mit dem er Weltmeister werden kann. Sonst ist er weg. Es werden entscheidende Wochen werden. Im Moment geht es richtig ab hinter den Kulissen.“