Nikita Mazepin hat sich in einer Pressekonferenz zu seinem Aus bei Haas der Formel 1 geäußert. Statt Einsicht vermittelt er Unverständnis
Er ist ein Spiegelbild des heutigen Zeitgeistes. Überschrift: Nikita Mazepin (23) und wie er die Welt sieht. Drei Tage nach seinem Aus beim Haas-Team holte der junge Russe heute zum Rundumschlag aus. Von der Einsicht, dass die Gesamtsituation seinen Start in der Königsklasse nicht länger zulässt, keine Spur.
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„Wollen wir, dass der Sport bloß eine weitere Bühne für Proteste und politische Debatten wird?“, fragte er gleich zu Beginn rhetorisch. „Oder ist der Sport eine Chance, Menschen in schwierigsten Zeiten zu verbinden?“
Die Frage zeigt: Die verbindende Wirkung des Sports will er für sich nutzen, die wirtschaftlich-politischen Zwänge im Hintergrund verschweigt er. Hintergrund: Der Russe bekam das Cockpit im US-Renner als Teil eines Sponsordeals mit der russischen Chemiebaufirma seines Vaters. Als lupenreiner Bezahlfahrer. Doch nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine und entsprechenden Sanktionen gegen russische Firmen hat Haas den Kontrakt beendet. Damit ist auch Mazepin junior raus, obwohl er sich nach eigenen Angaben gegenüber der FIA zur Neutralität verpflichten wollte.
Das Problem: Mazepin steckt fest in wirtschaftspolitischer Sippenhaft, verkennt aber, dass die Oligarchen-Millionen seines Vaters Dmitri ihm den Platz bei Haas in der Königsklasse des Motorsports überhaupt erst ermöglicht haben.
Deshalb beißt er nun verbal um sich – und kritisiert vor allem Haas-Teamchef Günther Steiner: „Ich habe es aus der Presse erfahren. Ich wurde nicht vorgewarnt. Mir wurde nur gesagt, dass es so ist und dass es in 15 Minuten öffentlich wird.“ Auf Steiners Wort habe man sich vorher stets „zu 110 Prozent verlassen können.“ Nun aber habe es auch nach der schriftlichen Kündigung keinerlei Kontakt mehr gegeben.
Mazepin stellt sich selbst als Opfer dar. Kein Wort von den engen Kontakten seines Vaters in den Kreml und zu Diktator Wladimir Putin oder davon, dass er selbst sich nie öffentlich vom Krieg in der Ukraine distanziert hat. Stattdessen kreiselt der junge Russe nach diversen Drehern im vergangenen Jahr nun endgültig auch verbal von der Ideallinie. „Ich habe meinen Traum verloren, für den ich 18 Jahre meines Lebens gekämpft habe“, bittet Mazepin in dem skurrilen Video-Meeting um Mitleid. „Ich denke nicht, dass das fair ist.“
Ob er versteht, welches Unverständnis er mit solchen Worten auslöst, ist unklar. Zum Krieg, den Flüchtlingen, Zerstörungen, Toten und Verletzten will er sich nicht äußern, ignoriert gekonnt jede Frage nach der Mitverantwortung der russischen Elite, zu der er selbst gehört.
Stattdessen übernimmt er die Deutungshoheit über die Geschehnisse in der Ukraine: „Jene, die nicht in diesem Teil der Welt leben oder hier geboren wurden, sehen nur einen Teil des Konflikts. Menschen aus Russland und der Ukraine verstehen ihn auf viel mehr Ebenen.“ Allein: Indem er den Krieg als Konflikt bezeichnet, lässt der westlich erzogene junge Mann, der mit dem Rennsport die ganze Welt bereist ist, die Maske fallen.
Zu seiner egozentrischen Weltsicht gehört auch, dass er seine Formel-1-Karriere nicht als beendet anerkennt. „Ich sehe die Formel 1 nicht als abgeschlossen für mich an. Ich werde in der körperlichen Verfassung bleiben, um Rennen fahren zu können und nehme die Möglichkeit, wenn sie kommt.“
Eine Rückkehr zu Haas kommt für ihn dabei nicht infrage: „Ich werde nicht an einen Ort zurückkehren, der nicht an mich glaubt“, stichelt er ein letztes Mal. „Die Formel 1 ist ein gefährlicher Ort, wo Vertrauen nötig ist. Das habe ich nicht mehr in sie.“
Umgekehrt dürfte das nach solchen Aussagen auch der Fall sein.
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