Formel 1: Ferrari

Experten und Insider diskutieren weiter über Lewis Hamiltons Fehlstart bei Ferrari. Ein Ex-Ferrari-Pilot überrascht mit besonders harter Aussage.
Er ist der Lebensretter von Niki Lauda am Nürburgring 1976 und ehemaliger Ferrari-Pilot; entsprechend viel Gewicht hat sein Wort in Italien. Jetzt hat Arturo Merzario in einen verbalen Rundumschlag gegen Lewis Hamiltons Engagement bei Ferrari ausgeholt.
Gegenüber der Gazzetta dello Sport sagt Merzario: „In meinen Augen war Hamiltons Ankunft in Maranello eine kommerzielle Operation. 90 Prozent der Ferrari-Leute waren dagegen, zumindest soweit ich weiß.“
Deutliche Worte – und ein Seitenhieb gegen Ferrari-Boss John Elkann, der Hamilton unbedingt in die Scuderia holen wollte. Es sollte der größte Coup der Formel-1-Historie werden: Der erfolgreichste Fahrer wechselt ins legendärste und erfolgreichste Team aller Zeiten.
Tatsächlich verlief Hamiltons erstes Jahr in Rot bislang enttäuschend. Ein Sieg im Sprintrennen von China – mehr Erfolge hat der siebenmalige Weltmeister bislang nicht vorzuweisen. Noch nicht einmal fuhr er im regulären Grand Prix aufs Podest. Seine rote Diva erwies sich als zickig, Hamiltons Integration in die Ferrari-Strukturen als schwierig.
Merzario sieht den Briten inzwischen angeschlagen: „Lewis wirkt auf mich ‚demoliert‘ von Ferrari. Er ist sicher nicht in der Position, die er sich vorgestellt hat.“
Gleichzeitig glaubt der Lauda-Retter nicht an ein verfrühtes Ende von Hamiltons Karriere. Merzario: „Es ist noch nicht vorbei. Er wartet nur auf die richtige Gelegenheit. Er wird kein Risiko eingehen für einen achten Platz. Wenn er gehen will, findet er ein anderes Team.“
Parallel zu Merzarios Aussagen bringt Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert einen möglichen Ersatz im Fall von Hamiltons Abgang zum Saisonende ins Spiel. Basis der Spekulationen: die Aussagen des siebenmaligen Weltmeisters nach dem Rennen in Budapest. „Als Hamilton erklärte, es laufen da Dinge hinter den Kulissen, war ich mir nicht sicher, was das bedeuten soll“, sagt der Brite. „Man könnte diese Worte allerdings so interpretieren, dass bereits über einen Fahrerwechsel gesprochen wurde.“
Der dreifache GP-Sieger hält dieses Szenario für realistisch: „Falls das alles nicht besser wird, muss Ferrari fürs nächste Jahr den nächsten Fahrer bereithalten. Und vielleicht sagen beide Seiten, also Ferrari und Hamilton, dass die Zeit für diesen Schritt gekommen ist.“
Als perfekten Nachfolger sieht der 61-Jährige Carlos Sainz. Herbert: „Carlos hat bei Ferrari von 2021 bis 2024 einen absolut brillanten Job gemacht. Und Carlos ist mit seinen 30 Jahren noch jung. Er macht weiter einen guten Job, auch wenn er bisweilen mit Williams ein wenig zu kämpfen hat.“
Dagegen spricht: Sainz hat bei Williams einen Vertrag bis Ende 2026. Und auch, dass Ferrari-Teamchef Vasseur das Hamilton-Problem kleinredet: „Es stimmt, Lewis ist manchmal etwas extrem gegenüber seinen Leuten und sagt: ‘Ich habe ein mega-großes Problem’. Aber ist es wirklich so groß?“, so der Franzose gegenüber The Race.
Vasseur relativiert weiter: „Heute sprechen wir über Unterschiede von vielleicht einer halben Zehntel. Und diese halbe Zehntel entscheidet, ob du in Q3 kommst oder nicht. Bist du in Q3, lösen wir ein Teil des Problems mit den Reifen und plötzlich kämpfst du um die erste Startreihe statt um Platz zwölf.“ So wie Leclerc am Hungaroring.
Für Außenstehende sei jedenfalls schwer nachvollziehbar, wie stark sich Kleinigkeiten auswirken können. Vasseur: „Manchmal sind es weniger als ein Zehntel pro Wochenende, aber das kann alles verändern.“ Und Diskussionen auslösen, wie die um Lewis Hamiltons Zukunft nach dessen zwölftem Platz beim GP Ungarn.
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