Ralf Bach weiß, woher das Dauergrinsen von Daniel Ricciardo kommt. Hier erfahren sie mehr über Ricciardo, sein Grinsen und eine tolle Atmosphäre beim
Monaco Grand Prix in 2018.
Ricciardo, Extrem Bondenständig
Monaco-Sieger
Daniel Ricciardo ist extrem bodenständig und heimatverbunden geblieben. Damit seine Eltern Joe und Grace bei ihm in Monaco wohnen können, hat der Australier Mummy und Daddy ein kleines Appartement im Fürstentum gemietet. Damit die Kosten im vom Preisvirus infizierten Steuerparadies im Rahmen bleiben, verzichtet er selbst auf ein großes Appartement – seine Wohnung besteht nur aus einem Zimmer plus Badezimmer. „Mehr brauch ich nicht“, sagt Ricciardo.
Sein Vater Joe ist übrigens ein begeisterter Oldtimer-Enthusiast und startete beim
OldtimerGP in Melborne. Das Familiengeschäft zuhause in Perth leitet Joes zehn Jahre jüngerer Bruder Mike. Der kam mit seiner Ehefrau nach Monaco, um in seinem Urlaub Neffe Daniel und dessen Eltern zu besuchen. Das Besondere: Das Ehepaar wohnte in einem kleinen Hotel mit Namen Select in Beaulieu. Dort wohnte ich auch und zufällig trafen wir uns beim Frühstück.
Familie Ricciardo
Der Onkel zu mir: „Es ist schön und sauber, mehr brauchen wir nicht.“ Das kommt einem bekannt vor. Den Tipp bekamen sie übrigens von Daniels Eltern, die dort auch schon oft während des Monaco-GPs wohnten. Wer dem Onkel ins Gesicht schaut, sieht Neffe Daniel vor sich. Die Augen, die Zähne, der Mund, das Lachen – die Ähnlichkeit ist verblüffend. „Ich bin der jüngste“, erzählt er, „Daniels Vater Joe der älteste. Dazwischen liegen noch drei Schwestern.“
Das Rennen schaute Familie Ricciardo im kleinen Fahrerraum Daniels im Red-Bull-Motorhome. „Ich musste ständig meinen Bruder beruhigen und die Hand von Daniels Mutter halten. Besonders als wir von den Motorproblemen hörten. Als Daniel endlich als Sieger durchs Ziel fuhr, brachen alle Dämme und bei uns allen flossen Tränen. Daniel hatte sich den Sieg in Monaco so sehr gewünscht. Noch am Morgen danach musste ich meinen Bruder zwicken, damit der sicher war, dass er den Sieg seines Sohnes nicht geträumt hat.“
Nach der Karriere wird Daniel Ricciardo wieder nach Perth zurückkehren, da ist sich die Familie sicher. Er hat sich schon eine Farm dort gekauft. „Eigentlich wollte er dort mit Tieren leben, aber das hat er im Moment erst mal aufgegeben“, erzählt der Onkel. „Er ließ sich eine Rennstrecke aus Sand bauen und fährt jetzt mit seinem Kumpels mit Buggies um die Wette, wann immer er zuhause ist.“
Gerhard Berger in Monaco
Auch Ex-Ferrari-Star Gerhard Berger war in Monaco. Der heutige DTM-Boss hatte dabei sehr emotionale Momente. Nach der Scheidung von seiner zweiten Frau durfte er das erste Mal nach sechs Jahren seine beiden Töchter sehen. „Das war natürlich ein extrem schöner Moment“, erzählte der Tiroler sehr ernst.
Seine ewige Lausbubenart hat Berger aber dennoch bewahrt. Als Ex-Ferrari-Teamkollege Jean Alesi versonnen vor sich hin schlenderte und dabei seinen alten Kumpel übersah, rief er ihm hinterher. „Jean! Ich wusste ja schon immer, dass du schwul bist, aber musst das hier so offen zeigen?“
Was passiert mit Force India?
Berger machte sich über Alesis weißes Jackett lustig, das in den Augen des Tirolers mehr für Frauen gemacht war. Dann nahm er den grinsenden Hetero aus Frankreich in den Arm und sagte vor italienischen Journalisten, die sich mittlerweile um das Pärchen gescharrt hatten: „Das ist mein ehemaliger Teamkollege und Freund Jean Alesi. Er wollte mich vergeblich dreimal auf der Strecke umbringen und sein bester Freund war unser damaliger Motorenchef Lombardi. Er baute spezielle Aggregate für Jean, die ich nie zu Gesicht bekam geschweige denn im Auto hatte.“
Alesi ließ die Scherze grinsend über sich ergehen. Berger ist ansonsten voll im Kampfmodus. Er will die DTM nach dem beschlossenen Ausstieg von Mercedes Ende 2018 nicht nur retten, sondern noch populärer machen. Dazu gehören Gastauftritte populärer einheimischer Piloten auf den jeweiligen Rennstrecken. Alessandro Zanardi wird zum Beispiel einen mit Handgas ausgestatteten BMW beim Rennen in Misano fahren.
Vorher gibt es noch das Rennen in Brands Hatch am 12. August. Um das zu promoten, will Berger die DTM-Autos beim Formel-1-Showrun in London im Juli mitfahren lassen. „Wir arbeiten daran“, gibt er zu. Der Clou wäre Lewis Hamilton als Gaststarter in Brands-Hatch. „Es wird schwierig, aber wer weiß“, hofft der Österreicher.
Was geschieht mit Force India?
Force India feiert indes nur auf der Strecke Erfolge. Finanziell steht das Team des indischen Milliardärs Vijay Mallya am Abgrund und zum Verkauf. 200 Millionen Euro will der Inder haben. „Ein Witz bei all den Schulden“, erzählen Insider im Fahrerlager. Interessenten sind Hauptsponsor BWT und Mercedes. Mercedes will endlich auch ein Satellitenteam haben, denn Ferrari hat mit Sauber und Haas schon zwei, Red Bull hat
Juniorteam Toro Rosso.
Das Problem: Die vielen Gläubiger könnten leer ausgehen, wenn Force India Pleite geht, und dann erst zum Nulltarif quasi übernommen wird. Auch ein Deutscher wäre davon betroffen. Franz Hilmer aus dem bayrischen Niederwinkling bei Straubing. Mit seiner Formtech GmbH beliefert der ehemalige GP2-Rennstallbesitzer unter anderem Force India mit Fahrzeugteilen im Bereich der Mechanik.
Mittlerweile hat Force India Schulden in Höhe von 2,4 Millionen Euro bei Hilmer. Dadurch ist sogar dessen Existenz bedroht. Eine kurzfristige Lösung scheint nicht in Sicht.