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DTM in Zolder: Wittmann beendet Ewig-Durststrecke

DTM Zolder 2021 Wittmann Marco BMW

Marco Wittmann, Sieger DTM Zolder 2021. Credit: Hoch Zwei / DTM

DTM Ergebnis, aktuell von heute, Lausitzring: Am Freitag noch disqualifiziert, am Sonntag ganz oben auf dem Podium: Maximilian Götz hat HRT den ersten DTM-Sieg und eine Menge Genugtuung beschert.

Von Andreas Reiners

Dieser Sieg ist einer für die geschundene Rennfahrer-Seele!

Denn der zweimalige DTM-Champion Marco Wittmann musste fast auf den Tag genau zwei Jahre auf seinen 16. Sieg in der Traditions-Rennserie warten. „Ich kann es nicht glauben. Zwei Jahre – hört sich echt lange an“, sagt der 31-Jährige nach seinem Sieg im sechsten Saisonrennen in Zolder. Und das in einem Auslaufmodell, denn der BMW M6 GT3 wird nach der Saison aussortiert – er macht Platz für den neuen M4 GT3.

Wittmann sind die Emotionen anzusehen, sie sind vor allem herauszuhören. Der erste Sieg eines BMW in der neuen GT3-DTM, der erste für das Team Walkenhorst, und der erste für ihn nach einer halben Ewigkeit. 728 Tage waren seit Wittmanns letztem Erfolg am 10. August 2019 vergangen. Eine lange Durststrecke für jemanden, der in der Vergangenheit immer zu den Sieganwärtern und auch zum Titelkreis gehörte. „Die letzten eineinhalb Jahre waren hart“, gibt Wittmann zu: „Man hat immer das Ziel, den Titel zu holen. Dafür hatten wir aber nicht das Paket. Deshalb schmeckt der Sieg besonders süß.“

DTM Zolder 2021. Credit: Gruppe C / DTM

Das Paket hatten Walkenhorst und Wittmann dafür in Zolder, obwohl der Traditionskurs dem M6 eigentlich gar nicht liegt. Doch Glück gehört auch dazu: Die Pole Position fiel ihm nach einem durch Timo Glock verursachten vorzeitigen Abbruch des Qualifyings vor die Füße.

Und den Killerinstinkt eines Doppel-Champions besitzt Wittmann immer noch: Er fuhr einen fehlerfreien und souveränen Start-Ziel-Sieg nach Hause, verwies Maximilian Götz (HRT-Mercedes), Liam Lawson (AF Corse-Ferrari) und Nico Müller (Rosberg-Audi) auf die Plätze. Ex-F1-Pilot Christian Klien wurde im McLaren 14, unmittelbar hinter Esmee Hawkey im T3-Lamborghini. Die zweite DTM-Lady Sophia Flörsch schied aus.

Mit dem Sieg katapultiert sich Wittman mit 67 Punkten in den DTM-Titelkampf, er ist schon Gesamtvierter. An der Spitze bleibt weiterhin Kelvin van der Linde (Abt-Audi), der als Achter vier Punkte sammelte und bei 101 Zählern steht. Erster Verfolger ist Lawson, der nun 80 Punkte hat. Götz ist mit 72 Zählern Dritter. 

DTM Zolder 2021: Podium. Credit: Gruppe C / DTM

Was bedeutet das jetzt für Wittmann und den Titelkampf? Ist der Knoten geplatzt? Da kommt wieder der M6 ins Spiel. Denn die „Badewanne“, wie der Bolide liebevoll genannt wird, hat sein Potenzial in Hochgeschwindigkeits-Kurven, dafür aber Nachteile in technischen Bereichen. Wittmann hofft, dass man möglicherweise in Spielberg und in Assen nachlegen kann. Ob das für den Titelkampf reicht?

„Ich wünsche mir natürlich, dass es so weitergeht. Unsere Erwartungen waren eher klein, weil wir nicht dachten, mit dem M6 eine wirklich gute Chance zu haben, da er in seinem letzten Jahr ist“, so der Franke. „Aber auf manchen Strecken ist er immer noch schnell. Wenn wir das Momentum halten können, wäre das schön. Aber wir müssen weiter hart arbeiten.“

Ergebnis Zolder – DTM – 2. Rennen

8.8.2021:

1. Marco Wittmann (Fürth) – BMW M6 GT3 1:00:05,214 Std.;
2. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes-AMG GT3 +1,711 Sek.;
3. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 488 GT3 +3,557;
4. Nico Müller (Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +4,286;
5. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes-AMG GT3 +10,666;
6. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 488 GT3 +10,851;
7. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW M6 GT3 +19,894;
8. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi R8 LMS GT3 +23,775;
9. Esteban Muth (Belgien) – Lamborghini Huracan GT3 +24,249;
10. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +25,111; 11. Maximilian Buhk (Dassendorf) – Mercedes-AMG GT3 +27,887; …
17. Timo Glock (Thurgau/Schweiz) – BMW M6 GT3 +1:04,428 Min.

Ausfälle:

Sophia Flörsch (Grünwald) – Audi R8 LMS GT3 (26. Rd.)

Fahrer-Wertung, Stand nach 6 von 16 Wettbewerben:

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi 101 Pkt.;
2. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 80;
3. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes 72;
4. Marco Wittmann (Fürth) – BMW 67;
5. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 54;
6. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes 52;
7. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi 46;
8. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes 41;
9. Nico Müller (Schweiz) – Audi 38;
10. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW 34; …
14. Maximilian Buhk (Dassendorf) – Mercedes-Benz 9

Van der Linde bestätigt Titel-Ambitionen

DTM Zolder: Kelvin van der Linde (Abt-Audi). Credit: Hoch Zwei /DTM

Von Andreas Reiners

Bei der Mission DTM-Titel kann für Kelvin van der Linde (25) eigentlich nichts schiefgehen – der Abt-Audi-Pilot lernt schließlich vom Besten. Mentor des Südafrikaners ist Rene Rast, der dreimalige DTM-Champion, der Dominator der vergangenen Jahre. Er ist van der Lindes Berater. Und Freund. Ein wichtiger Ratschlag: Understatement trotz Gesamtführung. Das beherrschte Rast wie kein Zweiter.

Dabei hat Kelvin van der Linde beim Lauf der DTM in Zolder (Belgien) seine Titelambitionen gerade erst untermauert! Der 25-Jährige feierte beim fünften DTM-Saisonrennen in Zolder am Samstag seinen zweiten Sieg in diesem Jahr und verwies Mike Rockenfeller auf Rang zwei, der dem Traditionsteam Abt Sportsline einen Doppelsieg bescherte.

Doch van der Linde bemüht nach seinem zweiten Sieg beim fünften von 16 Saisonrennen der DTM die Phrasen. 97 Punkte und damit 32 Zähler Vorsprung auf den Zweiten Liam Lawson (AF Corse)? „Die Saison ist noch lang“, kontert der Audi-Fahrer darauf. Oder „es kann noch viel passieren“. Da helfen auch Fakten wie seine Pole Position und der souveräne Start-Ziel-Sieg nicht – van der Linde lässt sich nicht aus der Reserve locken.

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Für die Abgeklärtheit ist Rast verantwortlich. „Er hat mich extrem gut vorbereitet, vor allem auf der mentalen Seite.  Wie man alles angeht: die Daten, das Politische, die Spielchen, ob nun gegen den Teamkollegen oder andere Teams. Was ich konkret erwarten kann und ich wie reagieren soll“, sagt er zu F1-Insider.com. Er sei ein sehr emotionaler Mensch, und er versuche, sich als Fahrer zu entwickeln, „und zu viele Emotionen waren meine Schwäche. Deshalb will ich im Moment bleiben und nicht zu weit nach vorne zu schauen.“

DTM Zolder 2021: Kelvin van der Linde (Abt-Audi). Credit: Hoch Zwei / DTM

Nun ist van der Linde zwar Rookie, gehörte aber aufgrund seiner Erfahrung und seiner Erfolge im GT-Sport von Anfang an zum Favoritenkreis. Er gewann 2014 (gemeinsam mit Rast) und 2019 das GT Masters, dazu auch das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring.  Er verrät: „Ich kenne das Auto auswendig, ich war in die Entwicklung involviert, es wurde auch ein wenig für meinen Fahrstil mit entwickelt.“

Durch Rasts Ratschläge sei er „viel ruhiger in die Saison gegangen, weil ich weiß, was mich erwarten könnte. Deshalb gibt es für mich keine Überraschungen“.  Was freilich auch hilft: Es läuft auch insgesamt, der Audi R8 LMS GT3 ist konkurrenzfähig und mit van der Linde am Steuer ein verlässlicher Punktelieferant. Neben den beiden Siegen wurde van der Linde einmal Dritter und zweimal Vierter.

Damit es so weitergeht, gibt es zwischen Rast und van der Linde einen regelmäßigen Austausch, mindestens einmal in der Woche. Van der Linde: „Ich versuche, das auszunutzen. Er ist der erfolgreichste Fahrer der vergangenen Jahre. Ich wäre dumm, wenn ich das nicht nutzen würde.“ Denn es werden sicher auch Rennwochenenden kommen, an denen es mal nicht läuft. Dann könnten Rasts Tipps Gold wert sein. „Dann werden wir sehen, wie es wirklich funktioniert. Wenn ich dann mal aus einem Loch heraus muss“, so der Südafrikaner.

Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja 2022 das direkte Duell in der DTM. Rast, der in dieser Saison den Fokus auf die Formel E legte, schloss eine Rückkehr nicht aus. „Dann haben wir eine Antwort darauf, wer der bessere GT-Fahrer ist. Im Eins gegen Eins wird er hart arbeiten müssen“, kündigt van der Linde an.

Tabellenzweiter bleibt Liam Lawson (AF Corse). Der Neuseeländer er hat weiterhin 65 Zähler, denn er schied nach einem Crash in der Startphase unverschuldet vorzeitig aus. Dass für ihn deutlich mehr möglich gewesen wäre, zeigte Teamkollege Alex Albon. Der Formel-1-Ersatzfahrer bei Red Bull Racing war als Neunter einen Platz vor Lawson gestartet und wurde nach einem starken Rennen, kombiniert mit einer guten Strategie, im Ferrari Dritter.

Gesamtdritter bleibt Maximilian Götz, der hinter seinem HRT-Teamkollegen Vincent Abril, Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) und Lokalmatador Esteban Muth (T3-Lamborghini) Siebter wurde. Er hat jetzt 54 Punkte.

Und wie hat sich Christian Klien geschlagen? Der Ex-Formel-1-Fahrer hatte mit den Top 10, die das Ziel waren, nichts zu tun. Er wurde im McLaren am Ende 13.

Ergebnisse DTM Zolder

Zolder – DTM – 1. Rennen

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi R8 LMS GT3 45,078 Sek.;
2. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +0,696 Sek.; 3. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 488 GT3 +1,786;
4. Vincent Abril (Frankreich) – Mercedes-AMG GT3 +21,978;
5. Marco Wittmann (Fürth) – BMW M6 GT3 +24,554;
6. Esteban Muth (Belgien) – Lamborghini Huracan GT3 +25,140;
7. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes-AMG GT3 +26,466;
8. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes-AMG GT3 +27,333;
9. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes-AMG GT3 +27,846;
10. Nico Müller (Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +28,170;
11. Timo Glock (Thurgau/Schweiz) – BMW M6 GT3 +41,277; …
15. Sophia Flörsch (Grünwald) – Audi R8 LMS GT3 +1:05,693 Min.

Ausfälle:

Maximilian Buhk (Dassendorf) – Mercedes-AMG GT3 (35. Rd.)

Fahrer-Wertung, Stand nach 5 von 16 Wettbewerben:

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi 97 Pkt.;
2. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 65;
3. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes 54;
4. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes 52;
5. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 46;
6. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi 44;
7. Marco Wittmann (Fürth) – BMW 39;
8. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes 29;
9. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW 28;
10. Nico Müller (Schweiz) – Audi 26; …
14. Maximilian Buhk (Dassendorf) – Mercedes-Benz 9

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