Nico Rosberg hat beste Chancen auf den Extreme-E-Titel. Das sagt er im Interview vorm Finale an diesem Sonntag in England.
Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg kann mit seinem Team „RXR“ an diesem Wochenende in der Extreme E Weltmeister werden. Rosberg X Racing hat 16 Punkte Vorsprung auf die Mannschaft von Lewis Hamilton. Im Interview spricht er über die Bedeutung des nächsten Sieges über Lewis Hamilton
Nico Rosberg, Sie können an diesem Wochenende mit Ihrem Team „RXR“ Weltmeister in der Extreme E werden. Wie angespannt Sind Sie vorm Extreme-E-Finale und worauf wird es ankommen?
Nico Rosberg: Natürlich sehr angespannt. Es ist zwar eine ganz andere Situation als damals, als ich noch selbst gefahren bin. Ein Stück weit gibt man als Teamchef ja das Steuer aus der Hand. Aber es wird dennoch super intensiv für mich und das Team. Am Ende kommt es darauf an, keine Fehler zu machen und die Nerven nicht zu verlieren. Ich denke, das kriegen wir hin und bin sehr guter Dinge.
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Was würde Ihnen der Titel bedeuten?
Mega viel! Mit dem eigenen Rennteam in einer neuen Serie in der ersten Saison den Titel holen – das ist schon ein großes Ding. Und dann stehen da natürlich wieder ein paar alte Gegner auf dem Feld… (lacht). Aber so oder so bin ich jetzt schon unheimlich stolz auf das Team. Es ist einfach eine super Atmosphäre, alle arbeiten hart und wir brennen auch abseits der Rennstrecke gemeinsam für den guten Zweck. In der Extreme E geht es ja nicht allein um Siege, sondern vor allem darum, dem Klimawandel etwas entgegen zu setzen und mit dem Sport eine wichtige Botschaft zu senden.
Sie haben es aber eben selbst angedeutet: Welche Rolle spielt es dabei, dass Sie Lewis Hamilton nach 2016 nun wieder in einer WM besiegen können?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es spielt keine Rolle. Er ist nun mal der beste Formel-1-Fahrer aller Zeiten und ich habe einen Riesenrespekt vor ihm. Aber mich freut diesmal am meisten, dass wir unsere Rivalität in der Extreme E in etwas Positives umwandeln konnten. Indem wir uns auf der Strecke batteln, schaffen wir Aufmerksamkeit für die Klimakrise.
Was macht Ihr Team Rosberg X Racing so stark?
Bei uns greifen die Räder ineinander und die Persönlichkeiten ergänzen sich perfekt. Ich finde, bei einem gut funktionierenden Team ist nicht nur das sportliche und technische enorm wichtig, sondern auch der menschliche Aspekt. Am Ende bangt und feiert man am liebsten mit Menschen, die man gern hat!
Die Extreme E rast gegen den Klimawandel in Gegenden, die bedroht sind. Ist das Konzept bisher aufgegangen?
Wir haben sehr spannende Rennen erlebt. Das muss die Basis sein. Dazu kommt das Thema Umwelt, auf das sich auch der Motorsport konzentrieren muss. Auf Sardinien haben wir Familien besucht, die stark unter dem größten Waldbrand in der Geschichte der Insel gelitten haben. Eine Familie beispielsweise hat alles verloren. Da gibt es keine Pflanze, kein Tier mehr – die komplette Lebensgrundlage: einfach weg. Da versuchen wir zu unterstützen. Und das mit Rennsport kombinieren zu können, ist doch schön.
Sind Motorsport und Umweltschutz nicht eigentlich ein Widerspruch?
Hier nicht. Wir machen auf die Probleme unseres Planeten aufmerksam, helfen vor Ort und fahren emissionsfrei Rennen. Die Logistik ist reduziert, weil wir mit einem Schiff reisen. Und: Mit Serien wie der Extreme E zeigen wir, wie cool Elektromobilität ist. Für eine nachhaltige Zukunft geht es nicht darum, Technologie abzuschaffen, sondern sie mit neuer Technologie zu verbessern. Dabei hilft auch der Motorsport.
Die Extreme E setzt also auf Nachhaltigkeit. Was gefällt Ihnen da am besten?
Zum Beispiel, dass wir bei der Stromversorgung des Events eine Vorreiterrolle einnehmen. Das ganze Event wird mit Wasserstoff betrieben. Die Brennstoffzellengeneratoren sind von AFC Energy und laufen komplett CO2-neutral. Das ist genial und kann ein positives Beispiel für andere Sportevents wie die Fußball-Europameisterschaft oder die Bundesliga sein. Gerade der Sport bietet eine Chance, auf die Probleme unserer Welt aufmerksam zu machen und Lösungen zu zeigen, weil wir so eine riesige Reichweite und Power haben. Unser Sport dient also der Zukunft.
Sebastian Vettel hat sich für ein Tempolimit ausgesprochen. Wie sehen Sie das?
Tendenziell versuche ich eher, Verbote zu vermeiden und die Themen über Innovationen anzugehen. Statt eines generellen Tempolimits könnte man versuchen, das Ganze über digitale Verkehrsführung zu managen. Wenn die Autobahn voll ist, wäre ein Tempolimit sinnvoll. Ist die Fahrbahn leer, spricht nichts gegen freie Fahrt, insbesondere wenn man elektrisch unterwegs ist. Mit solchen Kompromissen können sich die Menschen besser anfreunden – und es hilft auch!
Wo muss die Formel 1 noch mehr machen?
Die Formel 1 befindet sich auf einem guten Weg, auch wenn sie längst weiter sein könnte. Trotzdem: Bald auf synthetische Kraftstoffe umzusteigen, sendet die richtige Botschaft.
Zur Person
Nico Rosberg, 36, war 2016 F1-Weltmeister auf Mercedes und hat mit RXR jetzt sein eigenes Team Rosberg hat mit Molly Taylor und Johan Kristoffersson schon drei Siege geholt
Maximale Leistung: 400kW/544 PS
Topspeed: 200 km/h
Antrieb: 2 Elektromotoren (je einer an Vorder- und Hinterachse)
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,5 Sekunden
Drehmoment: 920 NM
Batteriekapazität: 55 kWh
Gewicht: 1650 kg
RosbergXRacing (Johan Kristofferson, Molly Taylor): 129 Punkte
X44 (Sébastien Loeb, Cristina Gutierrez): 113 Punkte
Andretti United Extreme E (Timmy Hansen, Catie Munnings): 93 Punkte
JBXE Racing (Mikaela Ahlin-Kottulinsky, Kevin Hansen): 92 Punkte
Abt Cupra XE (Jutta Kleinschmidt, Mattias Ekström): 83 Punkte
Acciona Sainz XE Team (Carlos Sainz, Laia Sanz): 78 Punkte
Segi TV Chip Ganassi Racing (Kyle Le Duc, Sara Price): 63 Punkte
Veloce Racing (Jamie Chadwick, Lance Woolridge): 60 Punkte
Xite Energy Racing (Oliver Bennett, Christine Giampaoli Zonca): 55 Punkte
ProSieben Maxx und ran.de übertragen das Finale der Extreme E am 19. Dezember live ab 13 Uhr.
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