Extreme E: Elektro-Offroad
Extreme E: Fahrer, Teams, Autos, Rennen, Kalender

Nach der Formel E ist die Extreme E der nächste Coup von Alejandro Agag. Die Formel E ist als Elektro-Variante der Formel 1 etabliert, die Extreme E soll nun die elektrifizierte Rallye-Version werden. Wieder einmal mit modernem Format, am Nabel der Zeit und innovativen Ideen. Und die ersten prominenten Motorsportnamen sind auch schon an Bord: Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Sébastien Loeb und Co. Wir stellen die Rennserie im Detail vor.
Die Extreme E ist eine Offroad-Rennserie mit Geländewagen, die mit einem Elektromotor angetrieben werden. Die Meisterschaft fährt an Orten, die vom Klimawandel und von Umweltzerstörung am meisten betroffen sind – wie den Gletschern Grönlands und Patagoniens, dem Regenwald im Amazonasbecken, den Küstengebieten Senegals. Die Extreme E will vor Ort helfen, indem sie zum Beispiel in Grönland Schulen mit erneuerbaren Energien versorgt. „Ziel ist es, den Ort besser zu verlassen“, erklärt Seriengründer Alejandro Agag sein sogenanntes Vermächtnis-Programm.
Mehr Aussagen von Agag zu seinem neuen Projekt finden Sie HIER
Der Umweltaspekt soll klar im Vordergrund stehen. Die Extreme E hat dafür sogar Wissenschaftler und Umweltschützer verpflichtet, die detaillierte Konzepte ausarbeiten. Nicht jedes Team fliegt sein eigenes Equipment um die Welt. Fahrerlager und Fracht werden zentral mit dem früheren Postschiff St. Helena zu den Austragungsorten transportiert. Natürlich wird das Schiff möglichst energieeffizient und umweltschonend umgerüstet.
Auch auf weitere gesellschaftliche Missstände will die Extreme E hinweisen – etwa die Benachteiligung von Frauen. Im Championat sind die Teams daher dazu verpflichtet, einen Mann und eine Frau als Teamkollegen zu einzusetzen. „Die Frauen sind damit für den Erfolg des Teams genauso wichtig, wie die Männer“, erläutert Agag.
Zehn Teams sind für im April beginnende erste Meisterschaft fix. Auch Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton setzt einen eigenen Rennstall ein. Der Name des Teams: X44 – ein Verweis auf die Startnummer 44, mit der Hamilton seit Jahren die Formel 1 dominiert. Das Fahrzeug des Teams wird lila lackiert sein – die Lieblingsfarbe des 36-Jährigen.
HIER können Sie mehr zum Hamilton-Team lesen
Weil auch Ex-F1-Champion Nico Rosberg eine eigene Mannschaft in die Extreme E bringt, wird das legendäre Duell Hamilton-Rosberg neu aufgelegt – dieses Mal auf der anderen Seite der Boxenmauer als Teambesitzer, nicht mehr als Fahrer. Rosberg baut dabei auf den Fundamenten des Familienteams auf, das sein Vater und Ex-F1-Weltmeister Keke Rosberg in den 1990er Jahren gegründet hat und das in der DTM bereits erfolgreich unterwegs war.
Die Neuauflage des Duells Hamilton-Rosberg haben wir HIER analysiert.
Und auch ein dritter Ex-Formel-1-Weltmeister ist als Teambesitzer an Bord: Jenson Button! Der Brite wird auch selbst ans Steuer greifen.
Aus deutscher Sicht ist auch das Abt-Cupra-Team interessant. Hinter dem Rennstall steckt Abt Sportsline – mit Audi schon in der Formel E und der DTM sehr erfolgreich. Als Partner ist die Seat-Marke Cupra an Bord, auch wenn die Teams derzeit Einheitsautos einsetzen müssen. Eigenentwicklungen sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt erlaubt werden.
Das deutsche Team in der Extreme E unter der Lupe
Zwei Teams sind aus Amerika mit von der Partie. Das Andretti-Team von Michael Andretti ist beim Indy 500 seit Jahren ein Top-Rennstall. In der Formel E leitet Andretti derzeit den Werkseinsatz von BMW. Als Partner ist United Autosport an Bord – das Sportwagenteam von Zak Brown, Chef von McLaren. Das zweite US-Team ist Ganassi, ein Topteam in der IndyCar, der NASCAR und der Sportwagenszene.
Carlos Sainz bringt sein eigenes Team an den Start. Die Rallye-Legende ist der Vater von Carlos Sainz junior, der 2021 in der Formel 1 anstelle von Sebastian Vettel zu Ferrari wechselt. Sainz senior hat erst 2020 die Rallye Dakar gewonnen und ist damit trotz seiner inzwischen 58 Jahre im Offroad-Gelände noch immer richtig schnell. Er ist sowohl als Fahrer als auch als Teambesitzer involviert.
Ein weiteres Team aus Spanien ist Hispano-Suiza – ein Mischkonzern, der aber seine Ursprünge in der Automobilbranche hat. In den 1910er Jahren war Hispano-Suiza ein führender Hersteller bei Voiturette-Rennen, vergleichbar mit der heutigen Formel 2.
Das achte Team ist schließlich Veloce und kommt aus dem boomenden E-Sportsbereich. Hinter dem Projekt steckt neben dem zweimaligen Formel-E-Meister Jean-Eric Vergne auch der Formel-1-Technikguru Adrian Newey. Keiner hat mehr Formel-1-Weltmeisterautos gebaut als der Brite.
Als Fahrer sind weniger Rundstrecken-Asse dabei als viel mehr erfahrene Rallye- und Offroad-Piloten. Am ehesten ist noch Mattias Ekström als zweimaliger DTM-Meister auf der Rundstrecke erfolgreich gewesen. Aber auch der Spanier versuchte sich seither auf offenem Gelände, war Rallycross-Weltmeister und debütierte 2021 auch bei der Rallye Dakar. Ekström fährt neben der Deutschen Claudia Hürtgen, die zuletzt unter anderem im GT-Masters und der GT4 Germany unterwegs war, für Abt Cupra.
Hamilton hat sich die Dienste von Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb gesichert. Mit Cristina Gutiérrez ist auch eine der besten Offroad-Frauen auf dem Markt an seiner Seite. Die Spanierin gewann 2021 bei der Rallye Dakar als erste Frau seit Jutta Kleinschmidt vor fast zwei Jahrzehnten eine Etappe, in der kleinen Autoklasse Side-by-Side.
Rosberg hat neben der australischen Rallyemeisterin Molly Taylor Johan Kristoffersson an Bord – einen der besten Rallycross-Fahrer der Szene und mehrmaligen Weltmeister.
Der dreimalige Rallye-Dakar-Sieger Carlos Sainz gehört ebenso zu den bekannten Teilnehmern wie Jamie Chadwick. Die Britin ist die erste Titelträgerin der neuen Frauenmeisterschaft W Series. Ihr Teamkollege bei Veloce ist noch nicht fix.
X44: Sébastien Loeb, Cristina Gutiérrez
Rosberg: Johan Kristoffersson, Molly Taylor
JBXE: Jenson Button, TBA
Abt Cupra: Mattias Ekström, Claudia Hürtgen
Andretti United: Timmy Hansen, Catie Munnings
Ganassi: Kyle LeDuc, Sara Price
Acconia Sainz: Carlos Sainz, Laia Sanz
Hispano-Suiza: Oliver Bennett, Christine Giampaoli Zonca
Veloce: Stéphane Sarrazin, Jamie Chadwick
Techeetah: TBA, TBA
Alle Teams und Fahrer bekommen das gleiche Auto: den Elektro-SUV Odyssey 21. Er wird entwickelt vom französischen Unternehmen Spark Technology, das auch die Chassis in der Formel E baut und konstruiert. Die Batterien kommen von Williams Advanced Engineering, einer Zweigstelle des gleichnamigen Formel-1-Teams. Williams baut ab 2022/2023 auch wieder die Formel-E-Einheitsbatterien.
Der Antriebsstrang besteht aus zwei Formel-E-Motoren – einem an der Vorderachse, einem an der Hinterachse. Zusammen mobilisieren sie 400 kW (544 PS) Leistung. Obwohl das Auto satte 1650 Kilogramm auf die Waage bringt, beschleunigt es dank eines Drehmoments von 920 Nm von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden und erreicht einen Topspeed von 200 km/h. Das ist für Offroad-Strecken schon ordentlich. Zum Vergleich: Bei der Rallye Dakar gilt ein Tempolimit von 180 km/h.
Wie cool sich das Auto fährt, erklärt Mattias Ekström HIER
Leistung: 400 kW (544 PS)
Gewicht: 1650 kg
L/B/H: 4401/2300/1864 mm
Bodenfreiheit: 450 mm
Maximales Drehmoment: 920 Nm
0-100 km/h: 4,5 Sekunden
Topspeed: 200 km/h
Das Rennformat ist etwas komplexer. Ein Rennen besteht aus zwei Runden à 16 Kilometer. Je eine Runde wird dabei vom männlichen Fahrer und der weiblichen Fahrerin absolviert. Ob zuerst die Frau oder der Mann fährt, bleibt den Teams überlassen.
Am Samstag steigt die Gruppenphase. Vier Teams fahren jeweils in Gruppe 1 und 2 gegeneinander. Anschließend werden die Gruppen gemischt: Jeweils der 1. und 3. sowie der 2. und 4. einer Gruppe fahren gegeneinander. Die schnellsten vier Teams der beiden Gruppenphasen kommen ins Halbfinale.
Am Sonntag steigt dann einerseits das Finale, für das sich die drei besten der vier Halbfinalteams qualifizieren. Dazu kommt das schnellste Team des Crazy Race. Dort treten die vier in der Gruppenphase ausgeschiedenen Rennställe gegeneinander an. Schließlich fahren im das Finale wieder vier Teams (drei aus dem Halbfinale, plus Sieger des Crazy Race) gegeneinander.
Alle acht Teams bekommen Punkte. Für die Plätze eins bis acht gilt folgender Punkteschlüssel: 20-15-10-5-4-3-2-1. Zusatzpunkte gibt es für die drei schnellsten des Qualifyings (nach dem Schema 3-2-1). Einen weiteren Zusatzpunkt bekommt das Team, dem der weiteste Sprung gelungen ist! Wer in der Gruppenphase am weitesten springt, bekommt für kurze Zeit etwas Zusatzleistung – Hyperdrive genannt. Details dazu stehen aber noch nicht fest.
Die Extreme E kommt an Orte, die vom Klimawandel und von Umweltzerstörung am meisten betroffen sind. Der Auftakt steigt in Saudi-Arabien, um auf die Wüstenbildung auf der Erde aufmerksam zu machen. Weiter geht es nach Senegal an die Atlantikküste, wo die Themen Plastikmüll und Meeresspiegelanstieg auf dem Programm stehen. Beim Arktis X Prix in Grönland geht es um die schmelzenden Arktis-Eismassen, im Amazonas X Prix um die Abholzung des Regenwaldes. Das Finale in Patagonien soll auf die schmelzenden Gletscher aufmerksam machen.
3./4. April Wüsten X Prix in Saudi-Arabien
29./30. Mai Ozean X Prix in Senegal
28./29. August Arktis X Prix in Grönland
23/24. Oktober Amazonas X Prix in Brasilien
11./12. Dezember Gletscher X Prix in Argentinien
Der Medienkonzern Discovery hat sich die Übertragungsrechte gesichert. Damit dürften die Rennen auf Eurosport zu sehen sein. Darüber hinaus will die Extreme E auch eine Dokumentation erstellen, deren Details aber noch nicht bekannt sind. In Deutschland wird die Serie von ProSieben MAXX übertragen.
FOLGT UNS AUF TWITTER!