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„Meine Strecken sollen die besten Fahrer bevorzugen“

Extreme E Saudi Arabia 2021 Action

Claudia Hurtgen ABT Cupra XE. Credit: Extreme E

Ex-DTM-Champion Timo Scheider designt die Strecken der Extreme E. Die Offroad-Rennserie, die gegen den Klimawandel rast, fährt an diesem Wochenende ihr Finale in Südengland. Hier spricht Scheider über die Rennserie, Elektromobilität und eigene Ambitionen mitzufahren. 

Herr Scheider, was ist genau Ihre Aufgabe in der Extreme E?
Timo Scheider (43): Ich bin der Streckendesigner und entwickle die Strecken. Ich teste in jeder Rennwoche vorher zwei Tage auf dem jeweiligen Gelände und fahre auch an den Rennwochenenden die Kurse regelmäßig ab. Ich habe deshalb wohl mehr Kilometer im Extreme-E-Rennwagen als die  Stammfahrer auf dem Buckel.

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Wie gehen Sie beim Designen der Strecke vor?
Mein Schlüsselerlebnis war in Saudi-Arabien. Genau solche Streckenlayouts wollen wir haben. Es gab dort die Dünenpassage bergauf, die immer enger wurde. Dann standen wir auf dem Bergabstück. Alle haben gesagt: „Oh Gott da können wir nicht runter, das geht nicht.“ Alejandro Agag (der Serienchef, die Red.) war fast ein bisschen enttäuscht, dass es nicht geht. Ich habe alle aussteigen lassen, das Auto zurückgesetzt und bin da runter. Im Fernsehen ist das nicht ansatzweise rübergekommen, wie steil diese 200, 300 Meter nach unten gingen. Dann ist Alejandro ausgeflippt und hat gesagt: „Das ist genau das, was wir wollen, das ist die Extreme E.“ In dem Moment war mir klar, in welche Richtung es dieses Jahr gehen soll. Mein Ziel ist es aber auch, ein gutes Layout fürs Racing zu machen, damit man auch Überholen kann. Da hilft es, dass ich das aus Fahrerperspektive sehen kann. 

Timo Scheider. Credit: Extreme E

Wie fährt sich das Auto?
Man hört immer, dass die Autos von der Federung her unglücklich aussehen, also wenn das Auto in eine Kompression reinfährt und wieder ausgespuckt wird. Es gibt aber auch die Gegenstimmen, die sagen: „Genau so muss es sein! Wenn ich damit ein bisschen mehr Risiko gehe und mit Feingefühl agiere, kann ich einen Unterschied machen und bin zehn oder 20 Sekunden schneller als der Rest.“ Mein Ziel beim Streckendesignen ist es immer, dass die Fahrer, die besser sind, auch besser sein können.

Die Piloten kommen an einem Rennwochenende aber recht wenig zum Fahren.
Natürlich kann man sagen: Wir haben hier eine Serie, die nur wenige Runden fährt. Aber am Ende muss man auch mal die Kilometer sehen. Zehn Mal sieben Kilometer sind 70 Kilometer, das ist jetzt auch nicht so viel weniger als eine DTM-Renndistanz. Kosten und Nutzen müssen im Verhältnis bleiben.

Scheider von Extreme E überzeugt

Hätten also auch Lust, selbst an Elektro-Rennserien teilzunehmen?
Als ich vor acht Jahren von Audi gefragt worden bin, ob ich Formel E fahren will, habe ich selber noch gesagt: „Was soll der Sch…? Ich bin Petrolhead, es muss laut sein und knattern.“ Aber heute weiß ich, dass die Welt sich weiterdreht und ein Großteil des Motorsports mittelfristig auf elektrischen Antrieben basieren wird. Es wird nicht die reine und einzige Wahrheit sein, in Zukunft Motorsport zu betreiben, aber eine Ergänzung. Dazu kommt der wichtige Nachhaltigkeits-Gedanke: Wir haben alle Familie und vielleicht Kinder und dann versuchst du schon deinen Teil dazu beizutragen, dass die Welt ein Stück besser wird.

Sie sind also voll überzeugt von der Extreme E?
Ja. Der Sport wird genutzt, um Aufmerksamkeit für den Klimawandel an Orten dieser Welt zu generieren, die unter dem bisherigen menschlichen Handeln leiden. Statt mit Trucks und Flugzeugen werden Fahrerlager und Autos mit einem Schiff zu den Rennen transportiert. Wir stellen unseren Strom mit Wasserstoff-Generatoren her und sparen beim Reifenverbrauch. Das, was Alejandro Agag angefasst, macht er sehr intensiv und konsequent. Er ist der Bernie Ecclestone der Elektrowelt. Vor seinem Einsatz, den er für den Motorsport und für die Elektrowelt zeigt, muss man Respekt haben.

Technische Daten des Extreme-E-Einheits-Fahrzeugs „Odyssey 21“

Maximale Leistung: 400kW/544 PS
Topspeed: 200 km/h
Antrieb: 2 Elektromotoren (je einer an Vorder- und Hinterachse)
Beschleunigung 0-100 km/h: 4,5 Sekunden
Drehmoment: 920 NM
Batteriekapazität: 55 kWh
Gewicht: 1650 kg

Meisterschaftsstand:

RosbergXRacing (Johan Kristofferson, Molly Taylor): 129 Punkte
X44 (Sébastien Loeb, Cristina Gutierrez): 113 Punkte
Andretti United Extreme E (Timmy Hansen, Catie Munnings): 93 Punkte
JBXE Racing (Mikaela Ahlin-Kottulinsky, Kevin Hansen): 92 Punkte
Abt Cupra XE (Jutta Kleinschmidt, Mattias Ekström): 83 Punkte
Acciona Sainz XE Team (Carlos Sainz, Laia Sanz): 78 Punkte
Segi TV Chip Ganassi Racing (Kyle Le Duc, Sara Price): 63 Punkte
Veloce Racing (Jamie Chadwick, Lance Woolridge): 60 Punkte
Xite Energy Racing (Oliver Bennett, Christine Giampaoli Zonca): 55 Punkte

TV-Tipp

ProSieben Maxx und ran.de übertragen das Finale der Extreme E am 19. Dezember live ab 13 Uhr.

Von: Bianca Garloff und Michael Zeitler

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