Honda steigt Ende 2021 aus der Formel 1 aus. Was plant Red Bull jetzt?
Die Nachricht kommt nicht überraschend: Honda wird sein Formel-1-Projekt zum Saisonende 2021 beenden. Das haben die Japaner am heutigen Freitag auf einer Pressekonferenz verkündet. Honda begründet diesen Schritt mit einem veränderten Fokus in der Automobil-Industrie, in der man bis 2050 CO2-neutral unterwegs sein möchte.
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Schon seit Monaten hat F1-Insider.com Signale bekommen, dass die Japaner ihr Engagement in der automobilen Königsklasse nicht nach 2021 fortsetzen würden.
Bisher konnte Honda seit der Einführung der Hybridmotoren 2014 fünf Rennsiege einfahren, davon vier mit Max Verstappen bei Red Bull und einen mit Pierre Gasly bei Alpha Tauri. Damit sind die Japaner der einzige Hersteller, der in der Turboära mit mehr als einem Team gewinnen konnte.
„Als Team verstehen wir, wie schwierig es für die Honda Motor Company war, die Entscheidung zu treffen, sich nach der Saison 2021 aus der Formel 1 zurückzuziehen“, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. „Der sich verändernde Fokus in der Automobilindustrie hat zu Hondas Entscheidung geführt, die Ressourcen zu verlagern. Wir verstehen und respektieren die Hintergründe.“
Red Bulls Motorsport-Chefberater Helmut Marko sagt: „Beide unsere Rennteams haben in den vergangenen Saisons starke und erfolgreiche Beziehungen zur Honda Motor Company aufgebaut. Wir verstehen die Entscheidung von Honda und respektieren die Richtung, die sie in Anbetracht der neuen Herausforderungen, die sich in der Automobilindustrie darstellen, getroffen haben.“
Für den Rest der gemeinsamen Zeit sei es das Ziel, gemeinsam um Siege zu kämpfen und ein Titelanwärter zu sein. „Daneben werden wir mit unseren Teams daran arbeiten, die bestmöglichen Power-Unit-Lösungen für 2022 und darüber hinaus zu finden. Wir bleiben im Sport engagiert, denn beide Teams haben das aktuelle Concorde-Agreement unterschrieben“, betont Marko.
Wie aber geht es dann weiter? F1-Insider.com erfuhr: Honda will sich mit Würde aus der Königsklasse verabschieden und hat deshalb für 2021 einen neuen Motor entwickelt, der auf dem Prüfstand eine wesentliche Steigerung zu dem aktuellen Modell verspricht. Gut möglich, dass Red Bull dieses neue Aggregat, falls es sich bewährt, in Eigenregie weiter einsetzt. Die Kapazitäten dazu hätte Red Bull in seinem hypermodernen Technologiezentrum in Milton Keynes, das auch mit adäquaten Motorenprüfständen ausgestattet ist. Dazu passt: 2022 und 2023 sind nur jeweils ein Upgrade an Turbolader, MGU-H und Motor erlaubt, ab 2023 sind die Power Units komplett eingefroren.
Dazu kommt: Schon lange arbeitet Ex-Motorenbauer Mario Illien mit den Österreichern zusammen. Der Schweizer hätte das Wissen und die Erfahrung, ein solches Projekt anzugehen. Und, nicht zu vergessen: Auch Illiens Nachfolger bei Mercedes ist 2022 auf dem Markt: Andy Cowell gilt als Superhirn hinter den Mercedes-Erfolgen in der Hybridära. Der Brite, der die Insel nicht verlassen will und unter anderem deshalb bei Ferrari absagte, hat seinen Rücktritt bei Mercedes schon angekündigt und ist nur noch bis Mitte 2021 an seinen jetzigen Arbeitgeber gebunden.
Eine neue Partnerschaft mit Renault gilt jedenfalls als No-Go. Zu tief sind die Gräben, die nach öffentlichen Anfeindungen zum Ende der Partnerschaft (2018) entstanden sind. Ferrari ist ebenfalls keine Alternative. Und auch Mercedes nicht, da sich Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz angeblich weigert, mit Motoren aus Stuttgart zu fahren.
F1-Insider.com weiß auch, dass es Gespräche zwischen Red Bull und Porsche gibt. Deren Mutterkonzern VW soll bereit sein, mit der Edelmarke in die Formel 1 einzusteigen – mit Red Bull als Partnerteam. 2022 erscheint aber als zu früh. Insider gehen davon aus, dass Porsche erst mit Beginn eines neuen Motorenreglements, das 2026 in Kraft treten wird, den Sprung in die Eliteklasse des Motorsports wagen will.
Schon im August hatte Vorstandschef Herbert Diess mit der Königsklasse geflirtet. „Meiner persönlichen Meinung nach sollten wir mit Rennsport weitermachen“, schrieb er auf der Business-Plattform LinkedIn. „Die Formel 1 wird CO2-neutral indem sie synthetische Kraftstoffe nutzen wird. Sie ist viel aufregender, spaßiger, mehr Rennsport und ein besserer Technik-Wettkampf als die Formel E, die in Stadtzentren ein paar Runden im Spielmodus dreht.“
Besonders Red Bull-Superstar Max Verstappen dürfte die Entwicklung bei Red Bull genau beobachten. In seinem Vertrag gibt es eine Klausel, die besagt, dass Red Bull ihm einen konkurrenzfähigen Motor zur Verfügung stellen muss. Das Wort konkurrenzfähig könnte dabei zur Definitionssache werden.
Fest steht: 2021 ist Verstappen erstmal an Red Bull gebunden. Danach aber ist die Zukunft der wertvollsten Aktie auf dem Fahrermarkt noch völlig offen.
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