
Mercedes beendet das Freitagstraining an der Spitze – und sieht trotzdem Probleme
Das nennt man ein Luxusproblem. Mercedes dominiert und motzt. Obwohl Valtteri Bottas und Teamkollege Lewis Hamilton die mit Abstand schnellsten Zeiten beim ersten Trainingstag in Sotschi fuhren (Bottas 1.33,519, Hamilton 1.33,786) und damit gut eine Sekunde vor dem Drittplazierten Renault-Piloten Daniel Ricciardo lagen, hat das Seriensiegerteam große Bedenken fürs Rennen.
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„Der Asphalt in Sotschi wird von Jahr zu Jahr rauer“, erklärt Technikchef James Allison. „Als wir zum ersten Mal hier waren, war der Boden ganz glatt. Mit der Zeit aber wird es härter für die Reifen. Das merkt man Jahr für Jahr. Deshalb dürfte es schwierig werden, im Rennen einen konstant guten Stint mit dem Soft-Reifen zu fahren.“
Diese Probleme hätten die Konkurrenten gerne. Denn nur ein Naturwunder kann morgen beim Qualifying verhindern, dass Bottas und Hamilton den Kampf um die Pole Position unter sich ausmachen. Der Finne will auf seiner Lieblingsstrecke dabei endlich mal wieder Überflieger Hamilton besiegen, der dem Finnen vorkommen muss wie die Eiger-Nordwand, die ein Bergsteiger barfuß und mit Badehose besteigen muss.
Teamchef Toto Wolff traut es seinem Nummer-2-Piloten in Russland zu. „Ich glaube, Sotschi ist Valtteris stärkste Strecke. Er kommt unheimlich gut zurecht“, lobte Wolff seinen Finnen bei ‚Sky‘. Gleichzeitig warnt er davor, den Vorteil der Pole Position zu überschätzen. „Am Ende des Tages wird es wichtig sein, wer in der ersten Kurve vorne liegt, der hat eine gute Chance, das Rennen zu gewinnen“, so der Österreicher.
Gerade aus der Vergangenheit weiß man: Der Pole Mann hat in Sotschi einen klaren Nachteil, weil die Gerade bis zur ersten Kurve extrem lang ist. Im letzten Jahr konnte sich beispielsweise Sebastian Vettel an den vor ihm startenden Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc ansaugen und ihn so überholen. Hamilton weiß das. Gut möglich, dass er deshalb lieber von Startplatz zwei aus ins Rennen gehen will, um sich so den 91. Sieg seiner Karriere zu sichern.
Allein: Dass ein Mercedes-Pilot gewinnen, daran zweifelt niemand außer den Betroffenen selbst. Denn trotz der befürchteten Reifenprobleme waren beide Mercedes-Fahrer auch bei den Rennsimulationen unantastbar. Dazu kommt: Nur Hamilton und Bottas können darauf bauen, das zweite Qualifying-Segment mit den Medium-Reifen zu überstehen und damit an den Start zu gehen. Laut Reifenlieferant Pirelli ist der gelbe Medium-Pneu als Startreifen die Voraussetzung, das Rennen mit einem Stopp zu überstehen. Mit den roten Softs zu Beginn sei ein zweiter Stopp dagegen unumgänglich.
Bei Red Bull wird deshalb auch diesmal nach hinten geschaut. „Renault wird morgen wohl der größte Gegner wird, wenn es um den Kampf ums letzte Podium geht“, vermutet Max Verstappen. „Heute waren sie sehr konkurrenzfähig. Es wird hart, schon im Qualifying auf Platz drei zu landen“. Der Niederländer hofft, dass mit anderen Abstimmungsideen ein besserer Platz möglich sein sollte als der Siebte vom Freitag. Da blieb er auch noch hinter den beiden McLaren und Racing-Point Fahrer Sergio Perez zurück.
Die WM hat man bei Red Bull bereits abgeschrieben. Motorsportberater Helmut Marko: „Sotschi ist Mercedes-Land. Das heißt, wir müssen uns auf Platz drei konzentrieren, aber selbst das wird schwierig genug gegen die anderen Mercedes-getriebenen Autos.“
Bei Ferrari ist man sich noch nicht sicher, was die Plätze acht (Charles Leclerc) und zehn (Sebastian Vettel) bedeuten. Die neuen Updates an Front- und Heckspoiler machten das Auto für Sebastian Vettel zumindest berechenbarer. Am Ende trennten ihn diesmal nur knapp 0,1 Sekunden von seinem Teamkollegen. Doch noch will der Deutsche den Ball flach halten: „Punkte sind das Ziel. Von mehr zu träumen wäre falsch.“
1. Valtteri Bottas (Finnland) – Mercedes 1:33,519 Min.
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,267 Sek.
3. Daniel Ricciardo (Australien) – Renault +1,058
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – McLaren +1,204
5. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1,328
6. Sergio Perez (Mexiko) – Racing Point +1,371
7. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +1,529
8. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +1,533
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Renault +1,620
10. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Ferrari +1,664
11. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1,691
12. Alexander Albon (Thailand) – Red Bull +1,723
13. Daniil Kwjat (Russland) – Alpha Tauri +1,942
14. Kimi Räikkönen (Finnland) – Alfa Romeo +1,997
15. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams +2,044
16. George Russell (Großbritannien) – Williams +2,056
17. Lance Stroll (Kanada) – Racing Point +2,108
18. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +2,210
19. Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo +2,534
20. Romain Grosjean (Frankreich) – Haas +3,339
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