Franz Hilmer hatte einst ein eigenes GP2-Team. Jetzt beliefert er Aston Martin mit wichtigen Teile.
Gute Freunde bescheinigen Franz Hilmer (58) ein Vorzeigebayer zu sein, der vorlebt, dass Klischees manchmal keine Klischees sind, sondern Realität. Sie sind absolut sicher: Der Hilmer Franz könnte gut und gerne die Rolle des Anton Rambold verkörpern, jenen Bauunternehmer und Schulfreund vom Kultbullen aus Tölz, der mit viel bayrischem Scharm und Schlawinertum immer ungeschoren davonkommt, während seine Weggefährten entweder ihrer öffentlichen Ämter enthoben werden, kurzfristig in U-Haft landen oder alle Hilfe ihrer katholischen Kirche benötigen, die den ganz großen vatikanischen Mantel des Schweigens über die Taten ihres Prälaten werfen muss, um dessen nicht immer christlichen Taten zu kaschieren. Niederbayer Hilmer sagt mit Schmunzeln: „Mit dem Vergleich Toni Rambold kann ich gut leben. Wea ko, dea ko.“
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Überhaupt taugt ihm die Rolle des Nebendarstellers auch sehr gut, was seine zwar bedeutende aber nicht in der Öffentlichkeit stehende Arbeit für Aston Martin in der Formel 1 betrifft. Der Niederbayer aus Niederwinkling im Landkreis Straubing-Bogen, der Formel-1-Superstar Fernando Alonso in dieser Saison so stark macht, hält sich genauso im Hintergrund auf wie die Präzisionsteile, die er mit seiner Firma Formtech in einem High-Tech-Betrieb mit mittlerweile über 50 speziell ausgebildeten Mitarbeitern in Niederwinkling besonders für Aston Martin konstruiert und baut.
Teile wie Radträger, Aufhängungen und Co. sind zwar nicht auf den ersten Blick sichtbar wie Flügel oder Seitenkästen – aber nicht minder wichtig für Erfolg oder Misserfolg eines Autos in der Königsklasse.
Die Leidenschaft zum Beruf machen, war dabei ein Lebenscredo des Hilmer Franz. „Ich wollte nie nur dabei sein, sondern aktiv mitwirken. Als mich der Motorsportvirus infizierte, als ich 1995 mein erstes Formel-1-Rennen live vor Ort sah, wollte ich mitwirken. Zwei Jahre zuvor hatte ich Formtech gegründet, seitdem wollte ich mit meiner Arbeit auch im Motorsport tätig werden und spezialisierte die Firma dafür.“
Wenn die Arbeit indes ein Fass ohne Boden wird, kann er auch schnell wieder auf die Bremse treten. Nach fünf Jahren der Erkenntnis, dass zu viel Politik im Spiel sei, machte er die Türen seines eigenen Nachwuchsteams in der Formel 2 trotz einiger Erfolge 2017 wieder zu und konzentrierte sich nur noch aufs Wesentliche – dem Zuliefern für die Formel 1.
Sein Motto des aktiven Mitwirkens gilt für den Niederbayer auch für seine anderen Leidenschaften im Leben. Im Fußball ist er nicht nur Fan des FC Bayern, sondern Mitglied. Gleichzeitig ist er Vorsitzender des Landesligavereins TSV Bogen und Förderer bei den Eishockeycracks Straubing Tigers.
Und wählen alleine reicht auch nicht, Hilmer will in seiner Heimatregion aktiv in der Politik mitmischen, um diese zu stärken. Selbst wenn er sich als echter Bayer fühlt, der Land und dessen Grund-DNA liebt: „Ich laufe nicht betriebsblind mit zwei blauweissen Augen durch die Gegend.“
Dazu passt: Er trat vor kurzem aus der CSU aus. Die Gründe will der Hilmer Franz aber nicht nennen. Was man aber zwischen den Zeilen heraushören kann: Die Freunde in der Parteispitze hätten ein wenig zu viel auf Amigo gemacht.
Auch der FC Bayern kann sich der Kritik ihres Mitglieds Franz Hilmer nicht entziehen: „Hätte ich in meinem Verein die Probleme des großen FC Bayern – ich würde zuallererst mich hinterfragen.“
Er nennt ein Beispiel: „Wir haben einen schlechten Saisonstart gehabt, bei dem andere womöglich den Trainer gefeuert hätten. Ich aber vertraute unserem erst 27 Jahre alten Coach. Er dankte es mir mit einer unglaublichen Siegesserie. Ich bin der Meinung, wir könnten da sogar einen neuen Julian Nagelsmann an der Angel haben.“
Was ihm aber richtig taugt ist der Erfolg von Aston Martin in diesem Jahr. Alonso liegt hinter den beiden Red-Bull-Überfliegern auf Platz drei der Fahrerwertung, Aston Martin hält sogar Platz zwei in der Teamwertung – noch vor den Platzhirschen von Mercedes und Ferrari. Hilmer: „Da geht es richtig vorwärts. Fernando Alonso ist unglaublich, das ganze Team aber, angeführt vom Besitzer Lawrence Stroll, ist extrem erfolgshungrig. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Und ich bin überzeugt, wir werden noch mehr von ihnen sehen.“
Unter anderem auch wegen der Präzisionsteile aus Niederwinkling in Niederbayern.
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Das ist F1-Insider.com
1. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 1:32:42,436 Std.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +2,137 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +21,217
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +22,024
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +45,491
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +46,145
7. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +51,617
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +1:14,240 Min.
9. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:20,376
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:23,862
11. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1:26,501
12. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:28,623
13. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:29,729
14. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +1:31,332
15. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:37,794
16. Logan Sargeant (USA) – Williams +1:40,943
17. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas + 1 Rd.
18. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo + 1 Rd.
Ausfälle:
Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri (10. Rd.)
Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo (37. Rd.)