Formel 1: Nach dem Skandalrennen beim Großen Preis von Belgien in meldet sich nun Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zu Wort
Ex-Formel-1-Impresario Bernie Ecclestone (90) wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er saß fünf Stunden vor dem Fernseher und konnte nicht glauben, wie die Verantwortlichen der Formel 1 – des Sports also, den er groß gemacht hat – beim verregneten Chaos-Nicht-Rennen am Sonntag in Spa gehandelt haben. Ecclestone zu F1-Insider.com: „Es war ein Desaster. Auf das Wetter hast du keinen Einfluss, wie du damit umgehst, dagegen schon. Man merkte, dass keiner die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen wollte. Sie flogen daher wie in einem schwerelosen Raum. Und am Ende machten sie gemeinsam alles falsch.“
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Was Ecclestone meint: „Wie kannst du nur die zwei Runden hinter dem Safetycar fahren lassen, dann das Rennen beenden und dich dann wie Stefano (Domenicali, F1-CEO; d. Red.) hinstellen und sagen: ,Wir hatten keine kommerziellen Gründe dafür!‘?‘“
Hintergrund: Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali hatte zuvor nach der Kritik von Mercedes-Star Lewis Hamilton („Geldszenario“) dementiert, dass es bei den zwei Mindest-Runden um Verträge ging. „Da irgendeine kommerzielle Verbindung anzunehmen, ist falsch“, so der Italiener.
Allein: Ecclestone widerspricht: „Das stimmt nicht. Es gibt Verträge. Dadurch, dass sie das Rennen gestartet und ihre zwei Mindestrunden für ein Ergebnis absolviert haben, ist ihr Vertrag erfüllt. Damit ist der Veranstalter verpflichtet, den Rechteinhaber zu bezahlen.“
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Auch Ecclestone hätte versucht, Verträge einzuhalten und die entsprechenden Einnahmen zu erwirtschaften. „Aber wenn das schon so ist“, so der Brite, „dann fahre ich viel mehr Runden hinter dem Safetycar. Einerseits, um wirklich auf Besserung des Wetters und eine abtrocknende Strecke zu hoffen. Und zweitens, damit du nicht so dastehst wie jetzt. Denn entlarvender als nach genau zwei Runden aufzuhören, geht es nicht. Jetzt weiß jeder, dass es nur kommerzielle Gründe hatte.“
Die Zuschauer sollten laut Ecclestone dementsprechend ihr Geld zurückbekommen. Und zwar vom Rechteinhaber Liberty. Ecclestone: „Von dem Geld, dass die Rechteinhaber durch ihre zwei Mogelrunden verdient haben, sollten sie die Fans, die zehn Stunden im Regen verharrt haben, entschädigen. Es würde immer noch genug an Gewinn übrigbleiben.“
Dass es ein Ergebnis gab und die Hälfte der Punkte, findet der Brite dagegen richtig. „Max Verstappen, George Russell und all die anderen haben im Qualifying ihren Hintern riskiert und einen phantastischen Job gemacht. Deshalb ist nur richtig, dass das gewürdigt wird. Vielleicht sollte man sich jetzt mehr als zuvor überlegen, im Qualifying sogar Punkte zu verteilen.“
Wie wäre er in Spa mit der Situation umgegangen? „So wie immer“, sagt Ecclestone ungerührt und nennt drei Beispiele aus der Zeit, als er noch am Ruder der Königsklasse saß. „1976 in Fuji hatten wir die erste weltweite Fernsehübertragung überhaupt. Es goss in Strömen, war wirklich unangenehm. Trotzdem wollte ich starten lassen. Ich sagte allen: ,Ich zwinge Euch nicht zu fahren! Wer nicht will, lässt es bleiben. Aber ich werde das Rennen starten lassen.‘ Niki Lauda fuhr nach der ersten Runde in die Box und gab auf. Das fand ich konsequent. Die anderen fuhren weiter.“
Das Gleiche passierte in Adelaide 1990. Ecclestone: „Es regnete noch mehr als in Spa. Die Fahrer muckten, doch ich sagte ihnen: ,Ihr müsst nicht fahren, Eure Entscheidung!‘ Wir starteten das Rennen und nach 14 Runden merkten wir: es macht keinen Sinn. Aber wir haben es immerhin richtig versucht.“
Ähnlich agierte Ecclestone beim Skandalrennen in Indianapolis 2005. Hintergrund: Michelin hatte Reifen geliefert, die den Kräften der Steilkurve nicht standhielten. Nur die von Bridgestone ausgerüsteten Teams waren auf der sicheren Seite, weil Bridgestone-Tochter Firestone den Technikern ihres Mutterkonzerns aufgrund ihrer Erfahrung aus den Ovalrennen in der Indycar-Serie zuvor wichtige Daten geliefert hatten. Ecclestone: „Michelin hatte ein Problem. Sie wollten, dass wir das Rennen absagen. Charlie Whiting (der damalige FIA-Rennleiter, die Red.) kam zu mir und fragte mich wie immer um Rat. Ich sagte ihm: ,Sag ihnen, wir starten das Rennen. Wenn es ihnen zu gefährlich ist, sollen sie nach wenigen Runden in die Box kommen.‘ So ist es auch geschehen. In Spa hätte ich genauso gehandelt. Aber so gab es nur Verlierer.“
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