Für Sebastian Vettel war der Formel-1-Saisonstart beim Großen Preis von Österreich ein Rennen zum Vergessen. Wie kommt er nun aus der Negativspirale raus?
Der Teamkollege auf Platz zwei, er selbst Zehnter, ein Dreher im Duell mit McLaren-Pilot Carlos Sainz – ausgerechnet also seinem Nachfolger bei Ferrari 2021. Für Sebastian Vettel (33) war es ein Wochenende voll mit Pleiten, Pech und Pannen. Trotzig weigerte er sich dennoch, die Schuld für das Desaster allein auf seine Kappe zu nehmen: „Ich habe das Heck des Autos verloren. Es war das ganze Rennen schwer, das Auto auf der Strecke zu halten. Wir müssen jetzt analysieren warum.“
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Warum auch immer, fest steht: Sebastian Vettel (33) steht nach dem ersten Rennen der Formel-1-Saison in Spielberg mehr denn je unter Beobachtung. Nach seinen Klartext-Aussagen zur Art und Weise der Trennung von Ferrari, die seinen Noch-Arbeitgeber bis ins Mark trafen, fragen sich Insider und Fans zugleich: Wie geht der viermalige Weltmeister mit der Situation um, nicht mehr erwünscht zu sein? Ist er noch motiviert? Leidet seine Leistung?
Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo (31) kann die Lage von Vettel deshalb so gut verstehen, weil er in einer ähnlichen Situation ist. Auch der Australier muss noch eine Saison mit einem Team zusammenarbeiten, das er 2021 verlassen wird. Mit dem Unterschied, dass er Renault auf eigenen Wunsch hin verlässt, um bei McLaren anzuheuern. „Es ist“, lächelt der allseits beliebte Dauergrinser, „als ob du noch in der gleichen Wohnung mit deiner Ex wohnst.“
Vertraute von Vettel nehmen den Fans dennoch die Sorge um ihr Idol. So sagt Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (89) zu F1-Insider.com: „Ich habe in letzter Zeit viel mit Sebastian gesprochen. Ich habe ihm geraten, dass die Wahrheit über die Trennung von Ferrari auf den Tisch kommen muss. Für ihn war das wichtig. Sebastian ist ein extrem talentierter Fahrer mit starkem Willen, aber sehr sensibel, wenn er mit Ungerechtigkeiten leben muss. Davon hat er sich jetzt befreit. Der Fahrfehler hatte damit nichts zu tun. So etwas kann immer passieren. Auch Lewis Hamilton, der andere Superstar der Szene, hatte in Österreich nicht sein bestes Wochenende.“
Bei F1-Insider.com stellt auch Vettel noch mal klar: „Ich musste die Wahrheit sagen. Es ist mir egal, was andere darüber denken.“
Bei Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko (77) stößt Vettel ebenfalls auf Verständnis. Der Jurist aus Graz, der den Deutschen schon in frühen Jahren gefördert hat und mit ihm vier WM-Titel gewann: „Mir wäre schon viel früher der Kragen geplatzt. Dass Sebastian so lange gewartet hat, die Wahrheit zu sagen, zeigt doch nur, welch großer Teamplayer er eigentlich ist.“
Marko befürchtet nicht, dass Vettels Leistungen langfristig leiden werden: „Er wird genauso motiviert sein wie immer. Sein Ziel ist, den Teamkollegen zu schlagen. Vielleicht war er nach dem Klartext vom Donnerstag heute ja sogar ein bisschen übermotivier und wollte mit dem schwer zu fahrenden Auto zu viel.“
Dazu passt: Vettel sah eine Lücke, die nicht existierte. Und brachte sich so selbst in Bedrängnis. Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher zu F1-Insider.com: „Seb sollte sich bei den Mechanikern für seinen Fehler entschuldigen, die Arschbacken zusammenkneifen und einfach weiter Gas geben. Man muss nicht in jedes Missgeschick mentale Probleme reininterpretieren.“
Was gefährlich ist: Dass Vettel offenbar seinem Team nicht mehr traut. Jedenfalls gehen seine Sätze nach dem Pleitenrennen in genau diese Richtung. „Das Auto hat sich von Freitag zu heute völlig verändert“, konstatierte der Heppenheimer nach dem GP in Österreich. Den Grund müsse man erst noch suchen. Marko: „Sebastian muss jetzt kühlen Kopf bewahren und genau analysieren, was da wirklich passiert ist. Er muss ehrlich zu sich selbst sein und den Kopf frei kriegen. Ab morgen sollte er – genau wie wir das tun – den Mund abwischen, das Wochenende vergessen und ans nächste Rennen denken, das zum Glück schon nächste Woche stattfindet.“
Gegenüber F1-Insider.com macht Vettel zumindest schon mal den Anfang: „Ich kann nur weiterhin versuchen, in jedem Training, in jedem Rennen, das Maximale herauszuholen. Das ist auch, warum ich diesen Sport so liebe und motiviert bin. Auch in Zukunft.“ Schlusswort Bernie Ecclestone: „Seb hat jetzt ein paar Tage Zeit, um sich zu resetten. Ich glaube, er wird am nächsten Wochenende befreit auffahren und zeigen, was in ihm steckt.“
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