Red Bull verstärkt sich mit Ben Hodgkinson, einem der führenden Mercedes-Motorenmänner. Dr. Helmut Marko erklärt die Hintergründe.
Red Bull macht auch bei den geplanten eigenen Motoren keine Kompromisse. Die Österreicher kleckern nicht, sie klotzen. Und fordern Branchenprimus Mercedes damit immer mehr heraus. Hintergrund: Im englischen Milton Keynes baut Red Bull gerade eine eigene Motorenfabrik auf. Red Bull Powertrains. Ab 2022 wird das Team, mit dem Sebastian Vettel von 2010 bis 2013 vier Mal in Folge Weltmeister geworden ist, die aktuellen Honda-Motoren in Eigenregie einsetzen.
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Doch damit nicht genug: Red Bull plant die Entwicklung eines eigenen Formel-1-Antriebsstrangs ab 2025. Der österreichische Getränkehersteller will sich nicht auf den Einstieg einer VW-Marke wie Porsche verlassen und damit riskieren, 2025 ohne Triebwerke dazustehen. Wenn eine Automarke aufspringt, dann in Zusammenarbeit mit Red Bull Powertrains.
Deshalb soll die neue Motorenfirma in Zukunft Flügel verleihen. Heißt: Know-how und Personal müssen aufgebaut werden. 100 Personen sind das Ziel. Das könnte klappen: Denn schon jetzt bieten sich Fachleute der Konkurrenz an. Von Mercedes kommt beispielsweise Ben Hodgkinson. Der Brite arbeitete zwei Jahrzehnte lang bei Mercedes-Benz High Performance Powertrains in Brixworth. Hodgkinson war schon an Bord, als die Firma noch Ilmor gehörte und bekleidet seit 2017 den Posten des Head of Mechanical Engineering. Bald wird er sich um die Entwicklung der Red Bull-Aggregate 2025 kümmern.
Wann Hodgkinson bei Red Bull andockt, ist allerdings ungewiss. Die Rede ist von 2022 oder gar erst 2023. Mercedes kämpft gegen einen reibungslosen Wechsel, will die Zeit des sogenannten Gardening Leave (Beschäftigungssperre bei einem Arbeitgeberwechsel) ausdehnen, damit der Wissenstransfer so gering wie möglich ausfällt. Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (78) aber beruhigt alle Red Bull-Fans bei F1-Insider.com: „Mercedes probiert jetzt auf legalem Weg alles, um seinen Arbeitsbeginn hinauszuzögern. Es wird aber nicht so lange dauern, wie Mercedes gerne hätte.“
Marko lehnt sich entspannt zurück und vermeldet mit einem süffisanten Lächeln: „Entscheidend ist: Wir mussten ihn gar nicht abwerben, sondern er hat sich auf unsere Anzeige hin selbstständig beworben. Er ist auch nicht der einzige, der zu uns will. Da sind auch noch andere Hochkaräter dabei, deren Namen ich noch nicht nennen kann. Ich weiß nur eins: Würde Niki Lauda noch leben, wäre uns das nicht gelungen.“
Fest steht: Besser als von Mercedes-Spezialisten in die Erfolgsspur gebracht zu werden, geht es nicht. Grund: Mercedes hat in der 1,6-Liter-V6-Turbohybridära seit 2014 stets den besten Antriebsstrang konstruiert und gilt in der Szene als Messlatte der Motor-Entwicklung.
Allein: Noch stehen die Eckdaten des Formel-1-Motorenreglements für 2025 nicht fest. Neben dem Umstieg auf Biobenzin soll aber der Anteil der Elektro-PS deutlich gesteigert werden – womöglich auf 50 Prozent. Da ist Expertise gefragt. Und die scheint Red Bull jetzt schon sicher zu haben…
Autoren: Michael Zeitler und Ralf Bach
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