Formel 1: McLaren

Der Doppelsieg in Spa sollte eigentlich für gute Stimmung bei McLaren sorgen – doch diverse Experte sorgen mit ihrer Analyse für Unruhe.
Die Szene passt so gar nicht in die schöne heile McLaren-Welt des WM-Duells zwischen Oscar Piastri (24) und Lando Norris (25). Während Geschäftsführer Zak Brown bei Sky England gerade den Doppelsieg analysiert, grätscht Nico Rosberg dazwischen – und spricht aus, was viele Fans gesehen haben.
„Lando hat ein bisschen geschlafen“, urteilt der Weltmeister von 2016 über den Moment, als Piastri ausgangs der Mutkurve Eau Rouge zum Überholmanöver ansetzte – und Norris das Rennen verlor.
Doch der ehemalige Mercedes-Star hat mit seinem Finger noch nicht genug in der McLaren-Wunde gebohrt. „Auch später im Rennen sind ihm noch drei Fehler unterlaufen“, fährt Rosberg ohne mit der Wimper zu zucken fort, „die ein Hamilton oder ein Verstappen bei so einer Aufholjagd wohl nicht gemacht hätten.“
Und weil er schon mal vorgeprescht ist im verbalen Infight mit dem McLaren-Boss, hakt er auch noch frech beim Chef nach: „Das habt ihr doch auch gesehen?“ Brown bleibt höflich, wirkt aber leicht überrumpelt.
Dabei ist klar: In Spa zeigte Oscar Piastri, wie man Weltmeister wird. Der Australier war beim fliegenden Start hellwach, zog am Teamkollegen vorbei – und ließ sich den Sieg danach nicht mehr nehmen.
Ganz anders Lando Norris. Der Brite gab geknickt zu: „Oscar hat es einfach gut gemacht. Er war in Eau Rouge etwas mehr committed, hat den Windschatten genutzt und einfach den besseren Job gemacht.“
Es folgt ein Eingeständnis, das sich wie ein Muster durch Norris‘ Karriere zieht: „Ich werde meine Leistung noch einmal überprüfen“, gelobt der Brite Besserung. Immer wieder diese übertrieben offene Selbstkritik, die im Haifischbecken der Formel 1 nicht angebracht ist, wenn man an der Spitze bestehen will.
„Ich kann Norris nicht verstehen“, sagt F1-Insider Ralf Bach in seiner Rennanalyse auf Youtube. „Er war einfach zu vorsichtig, aber so wirst du halt nicht Weltmeister. Das ist nur ein Beispiel, wo der Unterschied zwischen Norris und Piastri liegt. Das hat mit Speed nichts zu tun, das hat am Ende auch mit Eiern zu tun.“
Sky-Experte Ralf Schumacher haut in dieselbe Kerbe: „Lando hat den Platz abgegeben, er hätte durch Eau Rouge mehr pushen müssen. Danach hatte er den strategischen Nachteil – die Lücke hat er natürlich nicht mehr zugekriegt.“
Zak Brown versucht seinerseits die Stimmung zu glätten, redet trotz Hardcore-Vorlage von Rosberg diplomatisch um den heißen Brei herum: „Beide spüren natürlich, dass sie eine Chance auf die WM haben. Deshalb gehen sie es immer ernsthaft an. Je näher die Entscheidung kommt, desto mehr wird der Stress steigen.“
Allein: Für Norris spricht diese Feststellung eben nicht. Der Vorteil liegt klar beim stets abgebrüht wirkenden Piastri. Das sieht auch Rosberg so: „Oscar war wieder einmal gigantisch“, lobt er. „Du kriegst als Rennfahrer manchmal nur eine kleine Chance – und die hat er eiskalt ausgenutzt. Sensationell!“
Fest steht: Nur 16 Punkte trennen die beiden Teamkollegen in der WM. Rechnerisch ist noch alles möglich. Norris muss deshalb dringend an seiner mentalen Stärke arbeiten, sonst darf er bald seinem ein Jahr jüngeren Teamkollegen zum Titel gratulieren.
Vielleicht sollte er mal Nico Rosberg fragen, wie man so eine harte Nuss wie Piastri knackt. Der Deutsche siegte 2016 immerhin gegen den späteren siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton – weil er seine Selbstzweifel nach zwei Jahren des Zögerns endlich abgelegt hatte.
1. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:25:22,601 h
2. Lando Norris (GB), McLaren, +3,415 sec
3. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +20,185
4. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +21,731
5. George Russell (GB), Mercedes, +34,863
6. Alex Albon (T), Williams, +39,926
7. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +40,679
8. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +52,033
9. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +56,434
10. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:12,714 min
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