Max Verstappen geht als Favorit in die neue Formel-1-Saison. F1-Insider.com hat im Rahmen eines Termins mit Verstappens Sponsor CarNext mit dem Red Bull-Star über Talent, Mick Schumacher und Lewis Hamilton gesprochen.
Max Verstappen, ohne zu übertreiben gelten Sie in der Formel 1 als größtes Talent. Als der, der das meiste Gefühl im Hintern, in Gas- und Bremsfuß hat. Ist Ihnen das Talent in die Wiege gelegt oder ist es auch harte Arbeit?
Max Verstappen: Talent muss einem schon in die Wiege gelegt werden. Ich hatte das Glück, dass sowohl meine Mutter als auch mein Vater Rennen fuhren. Da bekam ich die Gene gleich doppelt. Aber nur mit Talent kommst du nicht weit. Man muss sehr hart arbeiten. Das fängt schon beim Kartfahren kann. In der Formel 1 natürlich ist der Arbeitsaufwand am größten.
Wie kann man in Bezug auf die Formel 1 oder aufs Autofahren Talent am besten definieren?
Talent ist, wenn einem ganz am Anfang viele Dinge einfach leicht von der Hand gehen. Dass man Dinge sofort richtig macht, ohne darüber nachdenken zu müssen. Ich denke, Talent macht 70 Prozent des Erfolges aus. Den Rest musst du dir dann aber trotzdem sehr hart erarbeiten.
Wie kann man die 30 Prozent harte Arbeit, die am Ende den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen, kurz beschreiben?
Beim Kartfahren ging es zum Beispiel darum zu verstehen, wie die Reifen funktionieren oder der Motor, neben dem du ja praktisch sitzt. Mein Vater war da mein Lehrmeister, weil er auch gleichzeitig mein Motortuner war. Mit der Zeit verstehst du nicht nur, warum du schnell bist, sondern auch warum. Und dann geht es darum, dich immer wieder zu verbessern. Das ist in der Formel 1 auch nicht anders. Man findet immer Verbesserungsmöglichkeiten, man muss sie nur suchen.
Sie kommen extrem selbstbewusst herüber, ohne dabei arrogant zu wirken. Kennen Sie so etwas wie Selbstzweifel?
Ich glaube nicht. Ich versuche immer das Maximale aus mir herauszuholen. Das gelingt mir sehr gut. Wenn das für den Sieg reicht, ist es gut. Wenn nicht, kann ich es halt nicht ändern.
Sie hatten zwei strenge Lehrmeister in Ihrer Karriere: Ihren Vater und bei Red Bull dann Dr. Helmut Marko. Das war eine harte Schule. Wer hat Sie mehr geprägt?
Mein Vater. Er fing mit mir an zu arbeiten, als ich vier Jahre alt war und hörte erst damit auf, als ich 16 war und zu Toro Rosso ging. Die perfekte Grundausbildung hatte ich da schon hinter mir.
Zum Aktuellen: Nach den Testfahrten gelten Sie als Favorit. Erstens, weil Ihr Red Bull schnell war und so gut wie keine Probleme machte. Zweitens, weil Topfavorit Mercedes langsamer war und Probleme mit dem Fahrverhalten des neuen Autos hatte. Wie schätzen Sie die Kräfteverhältnisse ein?
Da bin ich vorsichtig. Es ist ja bekannt, dass Mercedes beim Testen nie alles zeigt – auch wenn sie offensichtlich ein paar Probleme hatten. Aber ich mache mir da nichts vor: Wenn du wie Mercedes siebenmal in Folge die WM gewinnst, bist du der Favorit.
Was ich aber sagen kann: Wir bei Red Bull haben einen nahezu perfekten Test gehabt. Wir haben alles getan. Jetzt muss man sehen, ob das reicht. Für mich sind beide Mercedes-Piloten erstmal die, die es zu schlagen gilt.
Wie sehr kann man in der modernen Formel 1 als Fahrer noch den Unterschied machen? Gewann Lewis Hamilton nur so viele Titel, weil er ein so überlegenes Auto hatte?
Wenn ein Fahrer ein dominantes Auto hat, können die Gegner nichts machen. Aber Lewis musste immer noch seine Teamkollegen schlagen und das hat er mit einer Ausnahme auch immer geschafft. Er hat schon einen Superjob gemacht. Unser Ziel muss es sein, so nah wie möglich an Mercedes dran zu sein und sie so unter Druck setzen können.
Hand aufs Herz: Wie viel langsamer darf Ihr Auto im Vergleich zum besten Auto sein, damit Sie als Fahrer trotzdem noch gewinnen können?
(überlegt kurz). Zwei Zehntel pro Runde. Die traue ich mir zu, zusammen mit dem Team zu wettzumachen. Darüber hinaus wird es schwierig.
Sie haben einen neuen Teamkollegen mit Sergio Perez. Kann er Sie im Kampf mit Mercedes besser unterstützen, als es seine Vorgänger in den vergangenen geschafft haben?
Sergio hat ja schon in den letzten zwei Jahren mit Racing Point einen super Job gemacht. Auch das Feedback, das er bei den Testfahrten gab, war vielversprechend. Endgültig kann man das aber erst nach den ersten Rennen sagen.
Wie langen haben Sie noch Geduld, was den ersten WM-Titel betrifft?
Es ist nicht nur Geduld, sondern du brauchst auch ein wenig Glück dabei. Das heißt, du brauchst das Team und das Auto, mit dem du deine Ziele erreichen kannst. Du musst im richtigen Moment am richtigen Fleck sein. Das war Lewis in den letzten Jahren auf jeden Fall.
Was trauen Sie Mick Schumacher in seiner ersten Saison zu? Sie kennen Ihn seit der Kindheit.
Für Mick ist natürlich super, jetzt in der Formel 1 zu fahren. Er hat einen tollen Job in der Formel 2 gemacht und den Aufstieg verdient. Klar ist aber auch, dass er noch viel lernen muss. Sein Haas-Team ist perfekt für ihn. Denn Siege kann man dort nicht von ihm erwarten. Da kann er ohne großen Druck Fehler machen, aus denen er dann lernen kann. Ich bin sicher, er wird einen gut Job machen. Besonders von der Konstanz her war er immer sehr gut. Die Messlatte wird natürlich wie überall sein Teamkollege sein. Den muss er schlagen.
Michael Schumacher und Ihr Vater sind befreundet, früher sind Sie gemeinsam mit den Schumachers in Urlaub gefahren. Haben Sie noch Kontakt?
Wir werden uns im Fahrerlager sicher öfters über den Weg laufen und uns dann unterhalten können.
Wie schätzen Sie Sebastian Vettels Situation bei Aston Martin ein?
Von außen ist es schwer für mich das zu beurteilen. Ich konnte aber schon beim Test in Bahrain beurteilen, dass er sehr gute Laune hatte. Wenn das Auto so gut ist wie vergangenes Jahr, traue ich ihm Podiumsplatzierungen und vielleicht sogar den einen oder anderen Sieg zu.
Einer Ihrer Sponsoren ist die Online-Gebrauchtwagen-Plattform CarNext. Kann es sein, dass CarNext auch Formel-1-Jahreswagen von Mercedes im Angebot hatte und Aston Martin im großen Stil zugeschlagen hat? Die Ähnlichkeiten der beiden Autos 2020 und auch dieses Jahr sind doch auffällig …
Verstappen lacht lange und herzhaft: Da müsst Ihr am besten Toto Wolff (Mercedes-Teamchef und enger Freund von Aston-Martin-Boss Lawrence Stroll, die Red.) mal nach fragen!
Sie sind begehrt wie kaum ein anderer in der Motorsportszene. Da kann man sich den Luxus erlauben, persönliche Sponsoren auszusuchen. Heißt das, dass beispielsweise CarNext ein Partner ist, der auch aufgrund des Auto-Themas so gut zu Ihnen passt?
Auf jeden Fall. Sonst würde ich es nicht machen. Ein Partner, dessen Geschäft das Auto ist, passt gut zu mir. Gerade wegen der Covid-Pandemie und den Maßnahmen ist es umso wichtiger, seriös online einkaufen zu können. Das betrifft im Besonderen den Automobilmarkt.
HIER GEHT´S ZUM FORMEL-1-KALENDER 2021
Ihre ersten Fahrversuche im Straßenwagen machten Sie mit einem Mercedes. Mercedes dominiert nun die Formel 1. Können Sie Ihrem Förderer Helmut Marko bei Red Bull etwas Hoffnung machen, dass Sie nicht auch in der Königsklasse bald ein Auto mit dem Stern fahren werden?
Wenn es so weiterläuft wie im Test, muss er keine Angst haben. Man darf ja auch nicht vergessen, dass ich jetzt schon lange Zeit bei Red Bull bin. Ich kenne die Leute dort, ich mag sie alle.
AUTOREN: Bianca Garloff und Ralf Bach
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