Simracing-Verbot oder Maulkorb? Max Verstappen macht klar, was er von Red Bulls letzten Aktionen hält.
Er führt mit 76 Punkten die WM an und trotzdem sieht man Max Verstappen die Anspannung vor seinem Ersten Heimrennen beim GP in Spa (Verstappens Mutter Sophie Kumpen stammt aus Belgien) förmlich an. Mit verschränkten Armen sitzt er da in der Energy Station seines Red Bull-Teams, umringt von mindestens 30 Journalisten.
Die Neuigkeiten der Tage nach Verstappens fünftem Platz in Ungarn, der Kollision mit Lewis Hamilton (Mercedes) und dem via Boxenfunk ausgetragenen Streit mit seinem Renningenieur Giampiero Lambiase („Sei nicht so kindisch, Max!“) lösen beim Niederländer nicht gerade in Jubelstürme aus.
Da wäre zunächst der neue Motor, den Red Bull am Auto des amtierenden Champions wechselt und der eine Startplatzstrafe von zehn Rängen nach sich zieht. Verstappen: „Wir wussten schon länger, was da auf uns zukommt. Eine böse Überraschung ist das also nicht. Es wird sich im Rennen zeigen, wie weit wir nach vorne kommen können.“ Immerhin: In Spa ist Überholen kein Problem. „Aber wir hatten in den letzten Rennen nicht mehr das schnellste Auto, also können wir nicht sagen – wir werden gewinnen.“ Rumms.
Für Aufsehen sorgte zudem die Meldung, der sonst immer siegende Holländer dürfte während der GP-Wochenenden fortan keine Simrennen mehr zu später Stunde fahren. Hintergrund: In Ungarn war er bis Nachts um drei Uhr wach, um für sein Sim-Team Redline virtuell zu rasen. Red Bull-Chefberater Helmut Marko stellte anschließend in seiner Kolumne bei Red Bulls Hauswebsite Speedweek klar: „Max war in Ungarn eher dünnhäutig … kein Wunder, wo er doch die halbe Nacht lang Sim-Racing spielte. Wir haben vereinbart, dass er künftig so spät keine Simulationen mehr fährt.“
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Eine Ansage, die dem gesamten Verstappen-Clan bitter aufstößt. Und auch der Protagonist selbst will das so nicht auf sich sitzen lassen: „Es steht sowieso kein weiteres Sim-Rennen an, also braucht sich niemand Sorgen darüber zu machen. Ein Verbot habe ich aber nicht. Ich sage ihnen auch nicht, was sie in ihrer Freizeit und am Wochenende machen, und das Gleiche gilt für mich. Bis 3 Uhr morgens Rennen fahren ist nichts Neues und für mich ist es etwas sehr Wichtiges in meinem Leben.“
Dann der Satz, die die Red Bull-Hospitality beben lässt: „Ich habe drei Weltmeisterschaften gewonnen. Ich denke, ich weiß ziemlich gut, was ich kann und was ich nicht kann.“
Heißt im Klartext: Die Kritik kann er nicht ernst nehmen. „Es ist immer so, wenn du das Rennen nicht gewinnst, dann ist irgendetwas schuld: ‚Ah, er bleibt bis drei Uhr früh auf oder er hat ein Kilo Übergewicht.‘ Es werden immer irgendwelche Dinge erfunden, über die man dann diskutieren kann, wenn man nicht gewinnt.“ Noch mal Rumms!
Spätestens jetzt dürfte klar sein: Es brodelt weiter hinter den Kulissen bei Red Bull. Da hilft es auch nicht, dass ein britischer Journalist den Champion zu guter Letzt auch noch seiner teils heftigen Wortwahl befragt. Zur Erinnerung: In Ungarn empfahl er seinen Kritikern aus Großbritannien, sie mögen sich „verpissen“.
Verstappen heute: „Wer meine Wortwahl nicht mag, muss mir ja nicht zuhören.“ Zum dritten Mal: Rumms!
Dabei sind die Simrennen oder die verbalen Ausritte neben die Ideallinie gar nicht Verstappens Hauptproblem. Was dem Champion wirklich schwer im Magen liegt: Sein Red Bull will trotz Update nicht mehr so wie er. „McLaren hat an den letzten GP-Wochenenden das beste Auto auf die Strecke gebracht, und wenn das so weitergeht, wird es knapp“, betont er. „Aber es bringt nichts, sich über die Gegner den Kopf zu zerbrechen, wir müssen uns gescheiter auf unser Auto konzentrieren.“
Mehr Ruhe im Team würde Red Bull dabei sicher helfen.
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