René Rast fährt an diesem Wochenende in der Formel E sein letztes Rennen für Audi in der Formel E. Doch sein Jahr in der Elektroformel hat ihn von der Serie überzeugt
René Rast, statt Oschersleben und Lausitzring heißt es für Sie in der Formel E dieses Jahr New York, London und nun Berlin. Wie gefällt Ihnen die Elektro-Weltmeisterschaft?
René Rast (34): Es ist auf jeden Fall ziemlich cool, wenn man bei der Streckenbegehung Manhattan und die Freiheitsstatue sieht. Und wenn ich mir den Kalender der nächsten Saison anschaue, wird es mit Vancouver und Kapstadt noch mal eine Nummer geiler.
Formel E 2021: Kalender, Autos, Fahrer, Teams
Sie liegen in der WM auf Rang 10. Sind Sie angekommen in der Formel E?
Die Formel E war zu Beginn ein Kulturschock, aber auch herausfordernder, als man denkt. In der DTM machst du im Rennen 50 Minuten immer das Gleiche. Du kommst mit der gleichen Geschwindigkeit zur Kurve, hast immer den gleichen Bremspunkt, immer die gleiche Kurvengeschwindigkeit. In der Formel E dagegen ist jede Runde anders. Du hast verschiedene Power-Level, musst mal mehr rekuperieren und mal weniger, musst mal Energie sparen und mal nicht. Deswegen ist das Formel-E-Fahren brutal anspruchsvoll. Du musst permanent dein Lenkrad im Blick haben, da wir ständig das Energielevel checken und managen müssen. Dazu musst du auf das Auto reagieren, auf Gegner, auf Ansagen aus der Box. Deshalb sind auch die Diskussionen um den fehlenden Speed hinfällig: Wenn das Auto auf diesen engen Strecken noch schneller wäre, kommt man an die Grenze dessen, was der Fahrer leisten kann.
Also ist die Formel E tatsächlich anspruchsvoller als klassischer Motorsport?
Definitiv. Die DTM ist ein Balanceakt, als wenn man auf einem Drahtseil balanciert. Du versuchst permanent das Auto am Limit zu bewegen, jede Kurve perfekt zu treffen. In der Formel E ist die Herausforderung eine andere. Wenn du mal rutscht, ist das nicht ganz so schlimm, da das Hauptaugenmerk auf dem Energiemanagement liegt. Für mich ist ein Formel-E-Rennen dennoch doppelt so intensiv wie ein DTM Rennen, wenn nicht sogar noch mehr. Das was ich in einem Formel-E-Rennen erlebe, passiert mir nicht in der ganzen DTM Saison. Das gefällt mir, weil der Fahrer hier noch einen richtigen Unterschied machen kann, wenn er vorausschauend und effizient fährt. Das hat bisher auch ganz gut bei mir funktioniert. Ich hatte nach einer Viertelstunde oft etwas mehr Energie als die anderen und konnte damit durchs Feld marschieren. Das ist eines der coolsten Gefühle im Motorsport, wenn man ein Auto nach dem anderen überholen kann.
Vor allem in einem Fahrerfeld mit ehemaligen Formel-1-Piloten wie Jean-Eric Vergne…
Genau. Die Qualität des Fahrerfeldes ist extrem hoch. Wir stehen auch der Formel 1 in dieser Hinsicht nicht wirklich nach. Ich glaube, jeder der in der Formel E fährt, hat auch das Zeug in der Formel 1 zu fahren.
Mit all den Regeln, Strafen, Attack Mode, Fanboost und einem Qualifying-Format, das die WM-Führenden bestraft, erntet die Serie aber auch weiter Kritik.
Stimmt. Manchmal ist die Formel E zu komplex für die Zuschauer. Hinterm Steuer ist das dann noch 15 Mal komplexer. Es ist eben eine andere Art von Motorsport. Das macht die Formel E aber aus. Du kannst dich vor den Fernseher setzen und weißt nicht schon vor dem Start, wer gewinnt. Es gibt immer Chaos, immer Überraschungen. Das Qualifying-Format ist allerdings auch für uns Fahrer frustrierend. Da sollte man dringend mal drüber nachdenken.
Sie sind ein Petrol-Head, fuhren 20 Jahre Rennen mit Verbrennungsmotoren und haben damit elf Titel geholt. Wie hat die Formel E Ihre Sicht auf E-Mobilität verändert?
Elektroautos sind inzwischen generell extrem leistungsfähig, sehen geil aus und sind super zu fahren. Das wird keiner mehr bestreiten der mal ein reinrassiges Elektroauto gefahren ist. Ich bin vor kurzem den e-Tron GT gefahren, das ist einfach ein massiv geiles Auto. Auf der anderen Seite hat man noch die Reichweiten Thematik, die es schwierig macht, von Hannover nach Stuttgart durchzufahren, ohne zu laden. Das ist das Problem, das es zu lösen gilt. Wenn das gelingt, wird es einen schnellen Wechsel geben.
Sebastian Vettel kämpft mittlerweile sehr für den Umweltschutz. Wie grün leben Sie?
(lacht) Ich habe keinen Bienenstock zuhause. Ich habe mich in den letzten Jahren auch hin zu bewussterem Leben entwickelt. Ich versuche Plastik zu vermeiden, bewusster einzukaufen. Ich esse zum Beispiel kein Fleisch mehr. Nicht nur wegen der Umwelt, sondern weil es mir so auch einfach besser geht.
Audi hat in der Formel E genug für die Straße gelernt, steigt Ende der Saison aus. Was machen Sie dann? Lockt die DTM?
Ich würde die DTM langfristig nicht ausschließen, aber nicht als Zwischenstopp, um dann ein Jahr später schon wieder in Le Mans einen LMDh zu fahren. Auch zu einem weiteren Jahr in der Formel E würde ich niemals nie sagen. Aber noch steht nichts fest. Meine Zukunft wird sich erst Ende des Jahres entscheiden.
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