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Dauersieger Mercedes sollte auch mal verlieren können

Formel 1 Lewis Hamilton Safety Car Abu Dhabi GP 2021

Lewis Hamilton. Credit: LAT/Pirelli

Mercedes legt nach dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi Protest gegen Weltmeister Max Verstappen ein. Das ist der Marke und auch eines Lewis Hamiltons unwürdig. Ein Kommentar.

Sie sind die Dauersieger der Formel 1. Sie bauen die besten Autos und die besten Motoren. Sie haben mit Lewis Hamilton (36) den Rekordweltmeister im Auto, der sich obendrein für Gleichberechtigung und Diversität einsetzt. Eigentlich macht Mercedes alles richtig in der Formel 1. Das Team war immer das Aushängeschild des Daimler-Konzerns in der Formel 1. Auch in diesem Jahr. Die Aufholjagd müsste uns Deutsche stolz machen.

In der Startaufstellung des Finales in Abu Dhabi hat Ola Källenius, Daimlers Vorstandsvorsitzender persönlich, noch einmal den Sportsgeist gepriesen. „Möge der Bessere gewinnen“, sagte er bei Sky. Eine bemerkenswerte Einstellung. Spätestens da war Mercedes ein Gewinner der Saison.

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Dann spielte der Renngott Lotto. Oder Roulette. Jedenfalls sorgte eine späte Safetycar-Phase dafür, dass Max Verstappen plötzlich wieder mittendrin war statt nur dabei. Und sogar gewann. Fair – unter den Bedingungen, die Rennleiter Michael Masi ausgerufen hatte. Erstmals seit 2014 konnte ein Nicht-Mercedes-Pilot so den WM-Titel holen. Einen verdienten Titel, nachdem der Holländer zuvor einmal von Hamilton (Silverstone) und einmal von Bottas (Ungarn) abgeräumt wurde.

Mercedes verpasst die Gratulation – das ist unwürdig!

Eine Gratulation des Mercedes-Teams blieb dennoch aus. Im Gegenteil: Man legt erst Protest ein. Als der der abgeschmettert wird, folgt die Ankündigung einer Berufung. Alle Interviews werden abgesagt. Lewis Hamilton schwänzt die offizielle Weltmeister-Pressekonferenz. Sogar in den sozialen Medien herrscht auf den Mercedes-Kanälen Funkstille.

SCHADE.

Max Verstappen und Lewis Hamilton kurz vor dem Re-Start. Credit: F1/Twitter

Ein Team, das die Formel 1 seit 2014 auf bewundernswerte Art und Weise dominiert, sollte auch verlieren können.

Lewis Hamilton kann das. Obwohl er innerhalb weniger Minuten vom großen Sieger zum noch größeren Verlierer wurde, gratulierte er Max Verstappen fair auf dem Podium. Dafür verdient er Respekt. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle muss ein Sportler erst einmal überstehen.

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Dass Mercedes allerdings gleich zwei aussichtslose Proteste lanciert und bei den Renn-Schiedsrichtern auch noch mit einem englischen Star-Anwalt auftaucht, hinterlässt große Fragezeichen hinter dem fairen Sportsgeist. Teamchef Toto Wolff versuchte schon während des Rennens FIA-Renndirektor Michael Masi zu beeinflussen und wünschte sich von ihm „kein Safetycar“. Damit Hamilton gewinnt, natürlich. Später schrie er am Funk, die laut Regelwerk logische Entscheidung, die überrundeten Fahrzeuge am Führenden Auto vorbeizuwinken, sei falsch.

NEIN. DAS STIMMT NICHT.

Natürlich ist es aus Mercedes-Sicht ärgerlich, dass Nicholas Latifi (Williams) mit seinem Williams kurz vor Schluss noch eine alles entscheidende Safetycar-Phase auslöste. Aber auch das Rennglück für den Gegner gehört zum Sport.

Dass Mercedes seit der Zieldurchfahrt schweigt, ist schlechter Stil. Es ist eines achtmaligen Konstrukteursweltmeisters unwürdig. Denn zum Dauer-Siegen gehört auch das Verlieren-Können. Und die faire Gratulation für den Gegner. Doch die steht immer noch aus. Zumindest die vom Mercedes-Teamchef.

Nicht nur aus deutscher Sicht ist das schade. Sehr schade. Der Rest macht mich sprachlos.

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