2021 gibt Mick Schumacher sein Formel-1-Debüt – genau 30 Jahre nach Vater Michael. Aus diesem Anlass starten wir eine Serie über die Karriere von Michael Schumacher. Diesmal. Teil 3: Michael Schumachers Duell gegen Ayrton Senna im Jahr 1993
Die Situation war neu für Ayrton Senna. Dem Superstar der Formel 1 war in Michael Schumacher plötzlich ein ernst zu nehmender Konkurrent erwachsen. Die Rivalität verschärfte sich 1993, als Benetton bessere Ford-Motoren erhalten sollte als McLaren, das Team des Brasilianers. Senna musste sich mit dem aus den Vereinigten Staaten gekommenen Michael Andretti und mit Mika Häkkinen herumschlagen, dem jungen Protegé von McLaren-Chef Ron Dennis.
Hungrig auf Einsätze als Testfahrer lag der Finne in Lauerstellung. Senna hatte sich mit Dennis überworfen, weshalb er seinen Vertrag jeweils nur von Rennen zu Rennen verlängerte.
Schumacher war bei Benetton hingegen die unangefochtene Nummer eins. Mit dem Italiener Riccardo Patrese bekam er nach Andrea de Cesaris, Nelson Piquet und Martin Brundle bereits den vierten Teamkollegen zur Seite gestellt. Patrese aber, im Vorjahr Zweiter der WM, hatte keinen Ehrgeiz mehr. Nach über 200 Grand-Prix-Einsätzen befand sich der Italiener auf der Zielgeraden seiner Karriere. „Ich fühlte mich mental besser vorbereitet als in beiden Jahren zuvor“, so Schumacher.
Senna hatte indes nur eins im Sinn: das deutsche Supertalent noch einmal in die Schranken zu weisen. Gleich beim ersten Saisonrennen in Südafrika kam es zum großen Duell. Schumacher zog den Kürzeren und flog von der Piste, nachdem sich die beiden Wagen berührt hatten. Senna wurde Zweiter hinter Prost. In Brasilien gelang Schumacher ein dritter Platz, während der Brasilianer nicht ins Ziel kam. Dann folgte der verregnete Große Preis von Europa in Donington. Das erste Rennen in Europa sollte eine der bittersten Niederlagen Schumachers werden und gleichzeitig die Ausnahmestellung Sennas zeigen.
Es herrschten am Renntag chaotische Bedingungen. Beim Start regnete es, dann trocknete es wieder ab, schließlich regnete es wieder. Senna, als Sechster gestartet, kam schon mit zehn Sekunden Vorsprung aus der ersten Runde. Im Laufe des Rennens demoralisierte er seine Gegner, die ihm nicht annähernd folgen konnten. Schumacher flog bei diesem Versuch von der Strecke. Am Ende hatte Senna bis auf den Zweitplatzierten Damon Hill, der einen Rückstand von weit über einer Minute aufwies, alle Gegner überrundet. Nie war ein Rennfahrer überlegener. Auch Schumacher schloss sich dieser Erkenntnis an: „Wenn meine Enkel mal wissen wollen, wer Senna war, dann zeige ich ihnen ganz einfach das Video vom Donington-Rennen 1993.“
Schumacher hatte der Ehrgeiz gepackt. Beim Großen Preis von Monaco, wo Senna in den vergangenen vier Jahren gewonnen hatte, wollte er zurückschlagen. Kurz zuvor hatte er beim Tennistraining im Monaco-Sporting-Club das erste Mal Boris Becker getroffen, „doch viel Zeit zum Unterhalten blieb uns nicht“, sagte Schumacher. Der Kerpener fuhr in Training und Rennen brillant, führte überlegen, doch ein Motorschaden in der 32. Runde verhinderte den sicheren Sieg, den stattdessen Senna einfuhr.
Danach musste Schumacher lernen, dass seine neue Popularität in den USA nichts zählte. Der damals 24-Jährige war vor dem Rennen in Kanada nach Orlando geflogen. Er erinnert sich: „In einer Kneipe wollte der Kellner meinen Pass sehen. Den hatte ich natürlich nicht dabei. Er erklärte mir, man müsste 21 sein, um ein Bier trinken zu dürfen. Selbst das alkoholfreie, das ich dann bestellte, verweigerte er mit der Begründung, weil da immer noch ein halbes Prozent Alkohol drin sei. Der Typ war auch noch Deutscher. Das ärgerte mich am meisten. Die Deutschen und ihre verdammten Regeln.“
Was ihn damals ärgerte, schätzte er später. „Ich bin am liebsten in den USA, gerade weil mich dort kaum jemand kennt.“
In Portugal schlug Schumachers große Stunde. Nach einem fünften Platz im Training verließ er erst um elf Uhr abends die Strecke: „Mir schwirrten selbst im Schlaf noch Zahlen und Daten durch den Kopf, aber ich wusste, die Anstrengung würde sich lohnen.“ Nach hartem Kampf mit Prost gewann Schumacher das zweite Rennen seiner Karriere.
Am Ende der Saison 1993 belegte mit 52 Punkten Platz vier. Patrese beendete frustriert seine Karriere. Schumacher war Senna allerdings noch nicht gewachsen. Der Brasilianer hatte mit dem unterlegenen McLaren fünf Rennen gewonnen und wurde hinter Prost Zweiter in der WM. Doch das stachelte den Ehrgeiz des Deutschen erst richtig an.
Teil 1: Die Legende beginnt
Teil 2: Der erste Sieg in Spa 1992
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