Der ADAC, HWA, DMSB, Schaeffler, Dekra und WESA setzen eine neue Rennserie auf: Wasserstoffautos, innovative Techniken und eSports-Elemente.
Sieht so die Zukunft des Motorsports aus? HWA entwickelt gerade gemeinsam mit dem ADAC, dem Technologieunternehmen Schaeffler, dem DMSB, dem eSports-Weltverband WESA und der Dekra eine neue Rennserie: die HYRAZE League.
Der Name verrät, was hinter der Rennserie steckt: HY steht für Hydrogen (also Wasserstoffautos auf Basis von Brennstoffzellen), RA für Racing, ZE für Zero Emission und League für die Integration von eSports.
MEHR LESEN: Doppelsieg für Porsche
ADAC-Präsident Hermann Tomczyk lobt: „Wir erleben derzeit eine schwierige Zeit für den Motorsport. Und Corona hat die Situation noch schwieriger gemacht. Die Zeit war mehr als reif für eine Neuausrichtung, die auf innovative Technologien setzt, aber auch die digitale Sparte miteinbezieht. So können neue Fans für den Motorsport gewonnen werden.“
Gleichzeitig soll die Plattform ein Forschungslabor für die Mobilität der Zukunft sein. HWA-Boss Hans-Werner Aufrecht: „Es ist unsere Verantwortung, der Nachwelt etwas zu hinterlassen. Wir wollen den Wasserstoff über den Motorsport in die Öffentlichkeit transportieren.“
Eingesetzt werden also Wasserstoffautos. Die Eckdaten: Vier Radnabenmotoren sollen insgesamt 800 PS liefern. Die Prototypen schaffen es von 0 auf 100 km/h in unter drei Sekunden und erreichen einen Topspeed von 250 km/h. Zudem werden die Allradler 1500 Kilogramm schwer sein.
HWA-Vorstand Marx: „Die Batterien sind nicht auf Kapazität, sondern auf Leistung ausgelegt. Die Zahlen lassen sich sehen: Wir sprechen von einer Entlade- und Ladeleistung von 850 kW, es fließen dort Ströme von 1600 Ampere. Das bekommt man nur mit einer cleveren Konstruktion von Kupferbrücken hin.“
Die Prototypen werden von HWA gebaut. Den Teams und Herstellern ist es erlaubt, eigene Silhouetten zu entwickeln, die aerodynamischen Eckpunkte sind jedoch vorgegeben.
Nachhaltigkeit steht an oberster Stelle. HWA-Grüner Hans-Werner Aufrecht stellt klar: „Umwelt und Jugend wird ein ganz großes Thema. Daher ist es die Aufgabe für die Firma, ein Auto zu entwickeln, das annähernd null Emissionen freisetzt.“
Das gilt nicht nur für den Antriebsstrang. Die Bremsenergie soll zu 80% rekuperiert werden. Beim Rest wird zwar weiterhin Bremsstaub frei, doch dieser wird nicht an die Umwelt abgegeben, sondern eingefangen – indem mit dem Getriebe gebremst wird. Marx: „Wir wollen hier sehr innovativ sein. Nicht umsonst streben wir den einen oder anderen Patentschutz an.“
Technologiepartner Schaeffler soll die Hardware bauen, außerdem wird ein Steer-by-wire-System in den Rennwagen verbaut – also ein Lenksystem, das ohne Lenksäule funktioniert.
Wasserstoffautos haben vor allem zwei Nachteile: Kühlung und Sicherheit. „Bei der Brennstoffzelle wird die Verlustleistung direkt an das Kühlwasser abgegeben. Verglichen mit einem GT3-Auto brauchen wir daher die vierfache Kühlleistung“, rechnet Marx vor. Daher versucht HWA möglichst viel Luft durch das Auto zu leiten.
Dazu kommt die hohe Reaktionsfreudigkeit von Wasserstoff. Marx aber versichert: „Natürlich muss man hier als erstes an die Sicherheit denken. Gemeinsam mit unserem Partner Dekra haben wir Worst-Case-Szenarien simuliert, zum Beispiel einen T-Bone-Crash. Wir fahren ja 8,2 Kilogramm Wasserstoff in den Tanks mit 700 bar um die Rennstrecke. Die Tanks werden daher durch eine Schutzstruktur mit 10 Zentimetern Vollkarbon gesichert, so dass sie einer Belastung von 35 Tonnen standhalten.“
Echtes Racing und virtueller eSports sollen in der neuen HYRAZE League kombiniert werden. HWA-Chef Ulrich Fritz erklärt: „Wir arbeiten zielgruppenübergreifend. Wir wollen das reale Racing mit anspruchsvollem Rennsport. Aber wir wollen das mit eSports verbinden. Ein Team kann also nur erfolgreich sein, wenn sie in beiden Disziplinen gut sind.“
Konkret wird das so aussehen, dass ein Team zwei Fahrer hat. „Einer wird das Auto auf der Strecke real fahren, der andere in einer virtuellen Simulation“, erläutert Projektleiter Timo Kresse. „Für beide Rennen gibt es jeweils Punkte, die dann miteinander verrechnet werden.“
Die genauen Details, auf welcher Plattform die Simulation stattfinden wird und wie die Rennen miteinander verrechnet werden, sollen in den nächsten Monaten entwickelt werden.
2020 und 2021 werden die Autos und die Rennserie entwickelt. 2022 sollen die Prototypen dann auf der Rennstrecke getestet werden, 2023 die Rennserie starten. „Zunächst wollen wir national starten, also europaweit. Aber wir arbeiten auf eine Internationalisierung hin, die für 2025 geplant ist“, sagt Marx.
Folgt uns auf Twitter!