Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko zeigt sich im Gespräch mit F1-Insider.com wieder optimistisch, was den Entwicklungsstopp und das Einfrieren der Motoren angeht. Dann könnte man den Honda-Antrieb in Eigenregie einsetzen.
Die Steiermark präsentiert sich gerade in idyllischer Winterlandschaft. Es gibt viel Schnee, die Sonne scheint, die Menschen zieht es raus in die Natur. Auch Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko (77) nutzt das Prachtwetter, um sich in seinen geliebten Wald vor den Toren von Graz zu begeben. Er begutachtet dort seine Bäume, schaut auch sonst nach dem Rechten. Er packt auch mit an, wenn es sein muss.
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„Für mich“, frohlockt der Doktor der Rechtswissenschaften, „ist der Waldbesuch wie Fitnesstraining. Das Betätigen einer Motorsäge ist eine sehr körperliche Angelegenheit. Und da das Gelände sehr hügelig und zum Teil sehr steil ist, haben meine Expeditionen ins Grüne mehr mit Bergsteigen als mit Wandern zu tun.“
Allein: Die gute Laune von Marko hat nicht nur mit der freundlichen Wetterlage zu tun. Es geht jetzt auch endlich in die richtige Richtung, was das Einfrieren der Motoren ab 2022 betrifft. Hintergrund: Weil Honda Ende des Jahres die Formel 1 verlässt, will Red Bull die Antriebseinheiten in Eigenregie einsetzen. Das geht nur, wenn die Motoren ab 2022 eingefroren werden. Für eine Weiterentwicklung fehlen die Kapazitäten.
Am 21. Februar, so erfuhr F1-Insider.com, kommt es beim World Council des Automobilweltverbands FIA endlich zur Abstimmung. Und die scheint nur noch Formsache zu sein. Marko: „Von den Teams brauchen wir dazu sechs der zehn Stimmen, also nur eine einfache Mehrheit. Ich gehe davon aus, dass neben Red Bull und Toro Rosso auch die drei Ferrari-Teams Ferrari, Alfa Romeo und Haas sowie Renault zustimmen werden.“
Der Grund, weshalb die vier genannten Konkurrenz-Mannschaften beim letzten Motor-Gipfel mit Ihrem Ja-Wort noch gezögert haben, lag demnach in juristischen Formulierungen, die nun angepasst worden seien, so Marko.
Wichtig: Damit hätte Wackelkandidat Mercedes mit seinen drei Kundenteams Aston Martin, McLaren und Williams keine Möglichkeit mehr, die für Red Bull so wichtige Regeländerung zu blockieren. Die FIA selbst, Vermarkter Liberty und die Promoter haben schon im Vorfeld positive Signale gesendet.
Für Red Bull wäre die Entscheidung in jeder Beziehung ein Sieg schon vor der Saison. Denn: Die langfristige Zukunft des Formel-1-Engagements der Österreicher ist damit nicht nur gesichert, weil die Voraussetzung geschaffen wäre, den Honda-Motor mindestens drei Jahre lang in Eigenregie einsetzen zu können.
Mehr noch: Die Zukunft in der durch die Corona-Pandemie in Schieflage geratene automobile Königsklasse erscheint plötzlich nicht nur für den innovativen Getränkekonzern rosarot. Denn das Verbot einer Weiterentwicklung der ultrakomplizierten Hightech-Hybridmotoren spart den aktuellen Herstellern und Teams nicht nur einige Millionen – es macht auch den Weg frei für zukünftige Hersteller wie BMW, Porsche oder sogar Peugeot.
Denn neben den überschaubaren Kosten hat sich dann auch das Risiko, einen zu großen Wissensnachteil besonders gegenüber Branchenprimus Mercedes zu riskieren, drastisch reduziert. Einen aktuellen Antrieb zu konstruieren, sei nicht das große Problem, wenn man sich entsprechendes Wissen (also Ingenieure) von der Konkurrenz einkauft – so hört man in der Szene. Dem Entwicklungstempo danach zu folgen, sei die eigentliche Herausforderung.
Außerdem müsse garantiert werden, dass kein Hersteller einen elementaren Nachteil einfriert. Red Bull-Teamchef Christian Horner sagte schon 2020: Allerdings muss die Formel 1 aufpassen, denn kein Hersteller will zum Zeitpunkt des Freeze im Nachteil sein und diesen über Jahre mit sich herumschleppen. „Es muss einen Mechanismus geben, dass man es korrigieren kann, wenn ein Hersteller es nicht ganz hinbekommen hat.“
Das zu erwartende Engine-Freezing ist deshalb auch ein Grund, warum der neue Formel-1-CEO Stefano Domenicali (früher in Führungspositionen bei Ferrari, Audi und Lamborghini) plötzlich optimistisch davon spricht, dass neue Automobilhersteller Interesse an der Königsklasse vermelden.
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