Sophia Flörsch macht an diesem Wochenende DTM-Pause und geht in Le Mans an den Start. In der neuen GT3-DTM hat sie noch Anlaufschwierigkeiten.
Die Ablenkung kommt für Sophia Flörsch zum richtigen Zeitpunkt. Nach einem problematischen Start in ihre GT3-Karriere macht sie an diesem Wochenende DTM-Pause – und geht beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans an den Start. Wie schon im Vorjahr in einem reinen Damenteam von Richard Mille Racing in der LMP2-Klasse, zusammen mit Beitske Visser und Tatiana Calderón.
Nach Platz neun in ihrer Klasse 2020 darf es in diesem Jahr gerne mehr sein. „Das war ein Lehrjahr“, sagt Flörsch. Im Qualifying landete das Trio auf Startplatz 23, das ist Rang 20 in der Klasse. Flörsch: „Wir wollen eine starke Botschaft setzen und gut performen, während wir auch viel Spaß haben.“
Denn der sportliche Spaß kam zuletzt in der DTM, wo sie am vierten Rennwochenende auf dem Nürburgring bei ihrem Team Abt durch Routinier Markus Winkelhock ersetzt wird, zu kurz. In der Meisterschaft liegt die Münchnerin auf Rang 19, einen Rang vor Christian Klien, der bisher nur in Zolder einen Gaststart absolvierte. Zwei 15. Plätze markieren die besten Ergebnisse der schnellsten Rennfahrerin Deutschlands.
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Ein Rückstand auf ihre erfahrenen Abt-Teamkollegen Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller war zwar zu erwarten. Bei den Testfahrten kam Flörsch allerdings schon bis auf 0,7 Sekunden an die GT3-Experten im eigenen Team heran – mit Potential für mehr. Allein: In den Rennen wuchs der Abstand wieder. Bis auf 1,5 Sekunden – auch wegen hausgemachter Technikprobleme: Zuletzt in Zolder sorgte die elektronische Space-Drive-Lenkung für Zeitverluste in den Schikanen. Flörsch ist nur eine von drei PilotInnen, die mit der innovativen aber noch nicht ausgereiften Technik fährt.
Das Problem: Für Neulinge sind Rückschläge nicht immer leicht zu wegzustecken. Dazu kommen die Erwartungen von außen – und natürlich die eigenen Ansprüche. Flörsch selbst hatte immer wieder betont, dass die Umstellung auf die GT3-DTM eine Herausforderung sei, auch angesichts des ständigen Wechsels zwischen der DTM und ihrem zweiten Programm in der WEC.
„Es war nicht einfach, in die DTM zu kommen, weil sie in der Vergangenheit noch nicht oft GT-Autos gefahren ist“, erklärt Abt-Teamchef Thomas Biermaier: „Sie muss hart arbeiten, da können wir uns noch verbessern, noch mehr arbeiten, noch mehr machen, noch mehr mit Daten, mit Vergleichen zu Kelvin und Mike.“
Das große Ziel, die Formel 1, muss dabei in den Hintergrund rücken. Betont auch DTM-Boss Gerhard Berger: „Ich habe im Motorsport gelernt, immer das abzuarbeiten, was aktuell ansteht. Von der Formel 1 träumen alle, es ist aber wichtig, die Leistung dort abzuliefern, wo man gerade ist“, sagt der Österreicher zu F1-Insider.com.
Es laufe nicht immer alles rund, aber Flörsch sei in der DTM sehr gut aufgehoben, so Berger, der auf andere Fahrer verweist. „Liam Lawson wird bald in der Formel 1 fahren, Alex Albon kommt aus der Formel 1: Das DTM-Feld ist also ein perfekter Maßstab, um zu sehen, wo sie stehen muss, damit sie in der Formel 1 zurechtkommen könnte.“
Er appelliert, Flörsch mehr Zeit zu geben. Sein Rat: arbeiten, arbeiten, arbeiten. „Sie hat ein gutes Auto, und jetzt muss sie sich mit Knochenarbeit Schritt für Schritt herankämpfen – das geht mit Sicherheit nicht über Nacht oder in zwei Rennen. Aber sie hat die Aufgabe gut angenommen und muss sie bewältigen. Ganz generell sollte man ihr ein, zwei Saisons Zeit geben.“
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Da der Kopf im Motorsport eine große Rolle spielt, reicht manchmal auch ein simples Erfolgserlebnis. „Befreit zu fahren oder nicht macht so einen großen Unterschied mental und performancemäßig“, sagt der zweimalige Champion Timo Scheider im ran-Podcast. „Ich würde mir wünschen, dass sie mal ein geiles Ergebnis mitbringen würde. Dann geht ein Knopf auf und alles wird einfacher.“
Vielleicht bringt Le Mans den Spaß zurück. Und damit dann möglicherweise auch den Erfolg.
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