Sebastian Vettel nutzt fast jedes Interview, um die Formel 1 an ihre Pflichten zum Umweltschutz zu erinnern. FIA-Präsident Jean Todt kündigt schnelles Handeln an
Er wird immer mehr zum John Lennon der Formel 1: Sebastian Vettel (36) ist auf dem Kriegspfad für eine bessere Zukunft. Am Freitag löschte er im ersten freien Training von Zandvoort zunächst seinen grünen Aston Martin, dann wurde der Feuerwehrmann wieder zum Öko-Aktivisten.
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Ziel: den Finger in die Wunde legen – und auch in der Formel 1 so eine Entwicklung zum Besseren beschleunigen. Tut die Königsklasse genug für Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Geht es nach Vettel, lautet die Antwort „nein“.
„Es geht dabei ja nicht um mich, ob mir das reicht“, sagt er am Freitag in den Dünen von Zandvoort zu Sky. „Die Frage ist, ob uns das reicht als Gesellschaft. Die Antwort ist Nein.“
Der Heppenheimer: „Im Moment läuft zu viel schief. Das Ärgerliche ist, dass manche Lösungen schon auf dem Tisch liegen. Vielleicht nicht ganz perfekt, aber sie sind schon da. Da ist es schade, dass wir uns dem Neuen so verschließen und uns dagegen sträuben.“
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Was Vettel meint: Es gibt bereits erste Tests mit nachhaltigem Kraftstoff in der Formel 1. Doch eine Einigung übers neue Motorreglement ab 2025/26 ist zuletzt wieder in weitere Ferne gerückt. Unnötigerweise, glaubt Vettel. „Es gibt tolle, aufregende Wege, die auch Spaß machen können. Man muss nicht immer von Verzicht und Verboten reden“, betont er. „Der Motorsport ist da ein sehr gutes Beispiel: Im Moment verblasen wir Ressourcen und die Frage ist: warum? Es gibt Möglichkeiten das deutlich besser zu gestalten. Die werden in der Zukunft zwar angestrebt, konkret genug ist das aber noch nicht.“
F1-Insider.com weiß: Vettel macht schon seit Wochen Druck, damit der Einsatz von CO2-neutralem Benzin vorgezogen wird. Derzeit soll der Sprit erst parallel mit den neuen Hybridmotoren eingeführt werden. Wir konfrontierten FIA-Präsident Jean Todt bereits beim Formel-E-Rennen in Berlin mit der Frage, warum die Regelmacher mit nachhaltigen Techniken bis 2025 warten wollen.
Todts Antwort enthält auch eine Spitze gegen Vettel: „2014 haben wir den Hybrid-Antrieb in der Formel 1 eingeführt. Damals gab es viele Gegner – selbst die Leute, die heute sagen, wie tun nicht genug.“ Der Franzose meint damit den Heppenheimer, der noch Jahre nach der Einführung der V6-Turbo-Hybride von V12-Monstern geschwärmt und die Formel 1 immer wieder für die Entscheidung für den umweltfreundlicheren und leisen Hybrid kritisiert hatte.
Allein: Vettel hat seine Einstellung seitdem grundlegend geändert und kämpft jetzt für mehr als nur sein Rennfahrerherz.
Das erkennt auch Todt an. „Man muss Visionen haben und Rennsport als Labor nutzen“, räumt er ein, erklärt aber auch: „Neue Technologien einzuführen, kostet allerdings Zeit und Geld. Dazu kommt: Wir müssen uns bewusst sein, was man 2025/26 braucht. Die Technologie, die wir dann einführen, wird für rund zehn Jahre bleiben. Wir müssen also sicherstellen, dass die Entscheidung, die wir heute treffen, die richtige für 2030 ist.“
Immerhin: Todt kündigt an, dass ein vorgezogener Einsatz von grünem Sprit möglich ist. „Klar ist: Alles, was in die Richtung von null Emissionen geht, muss schnellstmöglich eingeführt werden“, sagt der FIA-Präsident zu F1-Insider.com. „Deshalb checken wir gerade, ob wir grünen Sprit vor 2025 einführen können.“
Vettel wird das gefallen: Aber ob er das auch noch als Fahrer erlebt? Er macht sich gerade viele Feinde mit seiner konsequenten Art. Lennon, eines seiner Idole, marschierte Ende der 60er ebenfalls in der Friedensbewegung vorneweg. Der Beatle war damals einer der berühmtesten Menschen der Welt und sorgte mit seinem Engagement dafür, dass die „Make Love not war“-Initiative weltweit Gehör fand und an Einfluss gewann.
Durch Songs wie „Give peace a chance“ und die weltberühmte „Imagine“-Zeile „Maybe I‘m a dreamer, but I‘m not the only one“, folgten ihm Millionen weltweit. Aber auch das FBI verfolgte ihn und wollte ihn aus seiner Wahlheimat New York ausweisen lassen. Wahrscheinlich kostete ihn seine Konsequenz sogar das Leben, weil er so sehr zu seinen Werten stand. Das muss Vettel nicht befürchten. Dass er sich mit seinem konsequenten Kampf für eine bessere Welt in seiner Wahlheimat „Formel 1“ Feinde macht, dagegen schon.
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