Toyota und das Trio Kamui Kobayashi, José María López und Mike Conway haben den Titel in der Sportwagen-WM erfolgreich verteidigt.
Toyota ist also der erste Hypercar-Weltmeister der Sportwagen-WM. Kein Wunder: Der 680 PS starke Toyota GR010 Hybrid hatte keine Konkurrenz. Glickenhaus tauchte mit seinem Hypercar nur sporadisch auf und war nicht siegfähig. Alpine fuhr mit einem kastrierten LMP2-Fahrzeug von Rebellion. Erstmals in der Geschichte der WEC gingen damit alle Siege an einen Hersteller.
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Technikchef Pascal Vasselon zieht ein positives Fazit: „Wir sind happy mit der Saison. In den letzten zwei Rennen hatten wir keinerlei größere Technikprobleme. Wir betrachten es als Vorteil, dass wir unser Auto schon kennen, wenn jetzt nach und nach weitere Hersteller einsteigen.“
Gerade weil Toyota konkurrenzlos war, konnten die beiden Fahrertrios gegeneinander sportlich um den Titel kämpfen – ohne Stallorder, ohne Teampräferenzen. Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Brendon Hartley gewannen drei Rennen, ebenso Kamui Kobayashi, José María López und Mike Conway. Doch Letztere holten die entscheidenden Punkte: Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans – und am Ende auch den Titel. Wie schon im Vorjahr.
Der bekannteste Fahrer des Trios ist Kamui Kobayashi (35). Der Japaner ist einer von nur drei Fahrern aus Japan, die es in der Formel 1 aufs Podium geschafft haben. Beim Japan-GP 2012 wurde er im Sauber-Ferrari Dritter und gefeiert wie ein Volksheld. Dennoch hatte er gegen Teamkollegen Sergio keine Chance.
75 Rennen bestritt Kobayashi in der Formel 1. 2009 stieg er beim Brasilien-GP als Ersatz für Timo Glock ein. Rundenlang konnte er dabei dem späteren Weltmeister Jenson Button Paroli bieten. „Es ist absolut verrückt, wie er Rennen fährt“, fluchte Button damals. Doch Kobayashi war stark, wurde in Abu Dhabi sogar Sechster. Toyota bot ihm ein Stammcockpit für 2010, das obsolet wurde, als die Japaner im Zuge der Wirtschaftskrise ausgestiegen sind.
Trotzdem hat Kobayashi nachhaltig Eindruck gemacht und war drei Jahre lang Teil des Sauber-Teams. 2013 stieg er mit AF Corse-Ferrari in die Langstrecken-WM ein, kehrte 2014 noch mal mit Caterham in die Formel 1 zurück. Seit 2016 ist er Teil des Toyota-Aufgebots in der Le-Mans-Topklasse. Dem Formelsport ist er durch die Super Formula in Japan verbunden geblieben, war dort schon fünf Mal Zweiter, hat aber noch nie ein Rennen gewonnen.
Geht es nach der Zahl der WM-Titel, ist allerdings José María López der erfolgreichste der drei Fahrer. Zum zweiten Mal holte er sich den Sportwagen-WM-Titel, davor war er von 2014 bis 2016 mit Citroën drei Mal Tourenwagen-Weltmeister. Der 38-Jährige gilt als Draufgänger, produzierte in seinen ersten WEC-Jahren zu viel Kleinholz.
„Im Tourenwagensport geht es hart zu, Lackaustausch und Berührungen sind dort an der Tagesordnung. Natürlich war mir klar, dass Langstreckenrennen eine ganz andere Philosophie haben. Dennoch hat es etwas gedauert, dass auch mein Fahrstil sich daran anpassen konnte“, gibt der Argentinier zu. Er hat jetzt genauso viele FIA-WM-Titel wie Landsmann und Formel-1-Legende Juan Manuel Fangio
Ganz und gar kein Draufgänger ist Mike Conway – der erste Brite seit Derek Bell 1985/1986, der zwei Mal in Folge den Sportwagen-WM-Titel für sich entscheiden konnte. Im Gegenteil: Der 38-Jährige geht lieber auf Nummer sicher. Mit vier Siegen in der IndyCar-Serie war Conway drauf und dran, den US-Sport zu erobern. Doch Ende 2012 die Kehrtwende: „Ich hatte keine Lust mehr, die Ovalrennen zu bestreiten. Ich fühlte mich auf diesen Strecken einfach nicht mehr wohl.“
2010 hatte der heute 38-Jährige selbst beim Indy 500 einen schweren Unfall, 2011 verstarb sein Landsmann und Kumpel Dan Wheldon in Las Vegas bei einem furchterregenden Crash.
Conway wechselte stattdessen in die Langstreckenszene, ist schon seit 2014 Teil des Toyota-Kaders und damit eines der Urgesteine des Rennstalls. Und jetzt eben auch Doppelweltmeister in der Sportwagen-WM.
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