Im Interview mit F1-Insider.com spricht Mick Schumacher über seine besondere Beziehung zu fahrbaren Untersätzen, seinen Vater Michael und seine erste Formel-1-Saison.
Herr Schumacher, Sie fahren in diesem Jahr ihre erste Formel-1-Saison beim amerikanischen Haas-Team. Da liegt die Frage nahe: Welche Rolle spielen Autos in Ihrem Leben?
Mick Schumacher (21): Eine große, natürlich. Das fängt mit den ganzen Formel-Autos an, die ich auf meinem Weg in die Formel 1 schon gefahren bin. Besonders das Arbeiten mit den Autos macht mir großen Spaß, zum Beispiel dass man sie umbauen kann, also auf jede Strecke anpassen. Bei den Straßenautos versuche ich immer, sie rein vom Motorensound erkennen zu können.
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Wie bitte? Sie wissen mit geschlossenen Augen, welcher Wagen gerade vorbeifährt, nur weil Sie den Motor hören?
Zumindest die Marken. Das können ja viele. Ein Ferrari hört sich immer anders an als ein Mercedes.
Was fahren Sie gerade privat?
Einen Alfa.
Sind Sie eher ein Petrolhead, der immer gerne laute, leistungsstarke Motoren hat oder sind Sie auch der Elektromobilität sehr aufgeschlossen?
Beides. Ich bin schon viele verschiedene Autos gefahren. Elektromobilität hat Vor- und Nachteile. In der Stadt macht sie auf jeden Fall Sinn. Da benutze ich aber auch oft das Fahrrad. Längere Strecken von 600 Kilometern oder mehr lege ich dagegen schon lieber herkömmlichen Autos zurück, auch weil man nicht so oft Ladestationen suchen muss. Wir erleben auf jeden Fall eine sehr interessante Phase, auch was die weitere Entwicklung von Wasserstoff betrifft. Ich freue mich auf die technische Zukunft.
Was war Ihr erster fahrbarer Untersatz?
Ein Gokart, das ich fuhr, als ich zweieinhalb Jahre war. Da waren Crossreifen drauf, damit ich im Garten herumfahren konnte. Ich saß so tief im Sitz, dass nur mein Helm noch rausgeschaut hat. Ich saß also noch komplett im Sitz drin. Mit drei oder vier Jahren kamen noch Quads dazu. Ich war also schon sehr früh immer mit Motoren unterwegs.
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Die Richtung war vorgegeben. Trotzdem: Warum haben Sie sich entschieden, aus Ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen und professioneller Rennfahrer zu werden?
Weil ich extrem viel Spaß am Rennfahren hatte und habe. Als Kind war das anfangs noch nicht so ernst, aber irgendwann sind wir dann in die internationalen Kartserien eingestiegen, Weltmeisterschaften inklusive. Eigentlich stand da für mich schon fest, dass ich Rennfahrer werden will und das Rennfahren nicht nur hobbymäßig ausüben wollte.
Welche Rolle spielt die Liebe zur Geschwindigkeit dabei?
Den Speed am Limit zu fühlen, ist ein extrem tolles Gefühl. Es ist extrem befriedigend, wenn man weiß, man ist eine Kurve gerade am Limit gefahren. Wenn man dann auch noch der schnellste von allen ist, dann ist das Gefühl perfekt. Nicht nur in einer Kurve, sondern eine ganze Runde und ein ganzes Rennen. Das alles zusammen ist Motorsport für mich. Und an der Spitze davon steht die Formel 1.
Spürt man sofort, dass man die perfekte Kurve erwischt hat?
Ja. Es ist schwer zu beschreiben, aber man merkt es einfach. Weil man keinen Makel spürte, so als wäre man auf der perfekten Welle geritten. Solch ein Gefühl ist sehr nachhaltig, es hält lange an. Und es macht mich glücklich.
Warum ist die Formel 1 die Spitze des Eisberg, die Königsklasse im Rennsport?
Wegen der Geschwindigkeit. In der Formel 2 hatten wir 620 PS, das Auto wog 750 Kilo, war also verhältnismäßig schwer. Es ist eine sehr gute Klasse zu lernen. Zum Beispiel wie sich das Fahrverhalten ändert, wenn man zu dicht hinter einem anderen Auto herfährt und Turbulenzen entstehen. All das, was man in den Juniorkategorien gelernt hat, muss man am Ende in der Formel 1 anwenden können. In der Formel 1 ist das Limit extrem klein. Fährst du eine Kurve zu langsam, verlierst du Zeit. Es geht aber auch sehr schnell, überm Limit zu sein. Dann drehst du dich. Diese perfekte Balance zu finden, macht die Formel 1 so schwierig und faszinierend zugleich.
Was ist wichtiger: Das pure Talent oder das schnelle Lernen? Woraus setzt sich der perfekte Rennfahrer zusammen?
Talent ist ein wichtiger Teil. Du musst aber auch bereit sein, alles zu opfern und extrem viel zu arbeiten. Du musst bereit sein, mit Menschen zu arbeiten und dabei eine Führungsmentalität entwickeln. Das alles zusammen macht den perfekten Rennfahrer aus.
Was in den Nachwuchsklassen besonders auffiel war, dass Sie extrem gute Überholmanöver machten. Sie überrumpelten Ihre Gegner oft. Gibt es fürs Überholen ein spezielles Erfolgsgeheimnis?
Ich denke, man muss auf seine Instinkte hören und nach Gefühl fahren. Zu viel nachzudenken bringt beim Überholen nichts. Dann ist man immer diesen einen entscheiden Schritt zurück. Man muss es einfach im richtigen Moment machen. Dieses Verhalten hat mir bisher in allen Kategorien immer geholfen.
Bei allem Instinkt: Sie haben sich oft Videos von früheren Rennen angeschaut, auch die Ihres Vaters, die Videos zu Studienzwecken genutzt und dabei auch besonders auf Überholmanöver geachtet…
…ja, weil man schon vornherein wissen muss, vor oder in welchen Kurven Überholen überhaupt möglich ist. Ein Beispiel: Wenn man vor einer Kurve überholt, nach der eine lange Gerade folgt, macht das wenig Sinn. Weil man dann ja wieder selbst überholt wird und so mehr Zeit verliert als sie zu gewinnen. Es geht darum, dass man, ähnlich wie beim Schach, immer ein paar Züge vorausdenken muss.
Spielt es auch eine Rolle, immer zu wissen, wer gerade in dem Auto sitzt, das man überholen will oder gegen das man sich verteidigen muss?
Ja, das gehört auch dazu. Die meisten Fahrer kenne ich ja schon. Und, natürlich, ist es ein Vorteil, deren Fahrstil zu kennen. Zu wissen, welcher Fahrer eher viel riskiert oder welcher eher zögert.
In der Formel 1 fahren die der Besten der Besten. Ihre Gegner in dieser Saison werden Lewis Hamilton, Max Verstappen oder Sebastian Vettel sein. Die Crème de la Crème. Hat man da mehr Respekt?
Deshalb schaue ich mir ja Rennen an. Ich weiß jetzt schon, wie die aktuellen Fahrer in bestimmten Situationen reagieren. Was Respekt betrifft: Am Ende sind es auch nur Fahrer und Menschen, die das Gleiche wollen wie ich.
Mit welchem Ergebnis wären Sie nach Ihrer ersten Saison zufrieden?
Ich will eine Verbesserung über die Saison sehen. Ich will sehen, dass ich mit dem Team sehr gut zusammengearbeitet habe. Jetzt nach der Erwartungshaltung von Ergebnissen zu fragen, ist schwierig. Ich muss realistisch sein und darf nicht denken, dass ich schon um die WM fahren kann. Auch wenn es in meiner DNA liegt, so zu denken. Ich will immer das Maximale herausholen, diese Attitüde muss sein.
Zurück zu den Autos: Sie sind ja nicht nur die aktuellen Formel-1-Autos gefahren, sondern auch alte. Wie den Benetton Ihres Vaters Michael Schumacher von 1994 oder seinen Ferrari aus dem Jahre 2004. Was machte mehr Spaß?
Der Benetton war ein reinrassiger Rennwagen. Es gab wenig Knöpfe am Lenkrad, kaum Fahrhilfen. Es war pures Fahren. Funktionierte damals etwas nicht, konnte man nichts machen und blieb einfach stehen. Der Ferrari war schon komplizierter: Da war es schon mehr wie heute. Man musste nicht nur Gas geben, sondern auch das Wissen haben, was hinter einem solchen Auto noch alles steckt. Trotzdem gibt es zu den Autos von heute noch mal einen Riesensprung. Der Ferrari war um gut einen Meter kürzer als die aktuellen Autos. Deshalb war er viel agiler, speziell in langsamen Kurven. Um zu sagen, welche Autos mir mehr Spaß machen, müsste ich sie aber nochmal mit mehr Runden fahren. Natürlich hörten sich die Saugmotoren mega an, speziell der Ferrari-V10.
Bei all den Fahrhilfen und der Technik von heute: Kann der Fahrer da überhaupt noch den Unterschied machen?
Natürlich kann der Fahrer noch einen besonderen Effekt haben. Er muss das Team besser steuern als der andere, muss sagen, wo die wichtigsten Punkte sind, die es zu verbessern gilt. Das heißt, das Auto schneller machen als ein anderer das kann. Das ist genau mein Ziel.
Ihr Vater war Meister darin, ein Team nach vorne zu bringen. Haben Sie sich gerade das abgeschaut? Um ein Team zu führen, sind Sie doch noch sehr jung…
Mir macht es einfach Spaß, mit einem Team zu arbeiten. Eins steht fest: Ein Fahrer alleine kann nicht viel bewirken, ein ganzes Team dagegen schon. Was das Alter betrifft: Ich habe viel schon in den Juniorkategorien gelernt und auch dort schon extrem viel Wert darauf gelegt, eine besondere Atmosphäre mit den Ingenieuren aufzubauen.
Ihr Teamchef Günther Steiner ist ein alter Hase, der mit seiner direkten Art manchmal als Raubein rüberkommt. Er ist auf jeden Fall anders, als die meisten in der Szene…
Ja. Ich komme sehr gut mit ihm klar. Er kommt sofort zur Sache und redet nicht um Dinge herum. Das ist sehr arbeitseffizient und ich mag das sehr.
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Ihr Vater hat sieben WM-Titel geholt, Lewis Hamilton ebenfalls. Ist es für Sie schon greifbar, was diese Leistungen bedeuten?
Noch ist es unvorstellbar für mich. Ich bin erst in meinem ersten Jahr. Nach fünf Jahren kann ich bestimmt mehr dazu sagen.
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