Mick Schumacher steht nach seinem Crash mit Sebastian Vettel in der Kritik. Dabei war nicht alles negativ in Miami
Das Gesicht von Mick Schumacher (23) nach dem Rennen in Miami sprach Bände. Völlig frustriert suchte er nach Worten, seine Augen wirkten feucht. Da stand er kurz davor, das erste Mal in seiner Karriere Punkte in der Formel-1-WM einzufahren. Dann warf er sie in der 54. Runde drei Umläufe vor Ende des Rennens selbst weg. Beim Versuch Sebastian Vettel (34), seinen Mentor in der automobilen Königsklasse zu überholen, verschätzte er sich und touchierte den Aston Martin des vierfachen Weltmeisters. Mit dem Ergebnis, dass Vettel das Auto abstellen musste und Schumacher nach der notwendigen Reparatur seines Haas Letzter wurde.
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Die Schuldfrage war eigentlich klar: Die Kurve gehörte für die meisten Experten Vettel. Der sah das zunächst genauso. Weil er nicht wusste, wer ihm ins Auto fuhr, fluchte er über Funk wie ein Rohrspatz: „Welche Lücke war das? Ich hab‘ die nicht gesehen.“ Später schützte er sein Mündel. „Ich denke, es war ein klassisches Missverständnis. Ich konnte Mick nicht sehen. Sonst hätte ich ihm Platz gelassen. Es ist schade, weil es uns beide Punkte gekostet hat.“
F1-Insider.com erfuhr: Es gab mittlerweile ein Gespräch zwischen den beiden – bei dem Vettel eher tröstende und motivierende Worte fand statt kritische. Mehr noch: Vettels schützenden Aussagen während der Anhörung bei den vier Rennkommissaren sorgten dafür, dass die Stewards die Kollision als normalen Rennunfall ansahen und keinen der beiden bestrafen wollten.
Auch Alpine-Pilot Esteban Ocon (25) verteidigte Mick Schumacher. Dazu muss man wissen: Ist Vettel Schumachers Mentor in der Königsklasse, so ist der Franzose Schumachers bester Freund in der Formel 1. Die beiden verbringen viel Zeit auch in der Freizeit zusammen. Ocon fuhr direkt hinter den beiden Deutschen als sie kollidierten. „Wir haben darüber gesprochen, aber Mick weiß genau, was er zu tun hat. Er ist ein Formel-1-Fahrer, hat viel Talent und braucht daher meinen Rat überhaupt nicht.“
Schumachers Kumpel gibt eher dem Streckenbelag in Miami die Schuld. Ocon: „Der Asphalt war eine komplette Katastrophe, denn wir konnten nicht überholen. Mick berührte Sebastian zum Teil deshalb, weil man nicht auf der Innenseite angreifen konnte, denn wenn man die Ideallinie verlässt, verliert man eine halbe Sekunde. Das funktionierte also überhaupt nicht.“
Allein: Viel kaufen kann sich Schumacher für die moralische Unterstützung nicht. Denn das Teamduell mit Kollege Kevin Magnussen liest sich rein von der Statistik her negativ. Magnussen führt 15:0 nach Punkten. 3:2 nach gewonnenen Qualifyings. 4:2 nach Sprint- und Rennergebnissen. Und Mick Schumacher ist neben Nicholas Latifi (Williams) der einzige Stammfahrer, der noch nicht gepunktet hat.
Schlimmer aber ist: Haas-Teamchef Günther Steiner war extrem sauer auf seinen Piloten. „Das haben wir nur uns selbst zuzuschreiben.“ Man habe die Chance gehabt, mit beiden Autos zu punkten. Stattdessen stehe man mit leeren Händen da – und mit einer Menge „kaputter Teile“. Der Südtiroler in Richtung Schumacher: „Wir müssen unser Potenzial auch ausschöpfen.“ Es bringe nichts, ein schnelles Auto zu haben, am Ende aber keine Punkte mitzunehmen. „Wir können nicht immer sagen, dass es am nächsten Wochenende auch noch ein Rennen gibt, denn irgendwann ist die Saison dann vorbei und wir warten auf den 24. GP.“
Micks Onkel Ralf Schumacher relativiert indes die Aussagen des für seine direkten und oft harschen Worte bekannten Steiners. Der Sky-Experte zu F1-Insider: „Mick und Steiner passen vom Charakter her nicht zusammen. Ein nach außen harter Typ wie Kevin Magnussen liegt Steiner mehr.“
Was bei Steiners Ärger womöglich auch eine Rolle spielt: Schumacher wurde ihm von Ferrari ins Cockpit diktiert. Mit der Scuderia hat Haas einen Kooperationsvertrag – und der beinhaltet einen Sitz für einen Ferrari-Junior.
Schumacher rät seinem Neffen dennoch, das Positive aus dem Miami-Wochenende mitzunehmen: „Die Kollision mit Sebastian war extrem ärgerlich, weil sie Punkte gekostet hat. Aber was mir wichtiger war: Mick hat ein sehr gutes Wochenende gehabt. Er war konstant schneller als sein Teamkollege und hat sich selbst aus eigener Kraft die Basis geschaffen, in die Punkte zu fahren.“
Deshalb glaubt Ralf Schumacher: „In Miami hat Mick vom Speed her als Fahrer den Unterschied gemacht. Der Trend geht also in die richtige Richtung. Und das ist genau das, was Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sehen will.“
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