Gelb-schwarz ist die Hoffnung. Im vierten Jahr nach dem Comeback als Werksteam will
Renault mit dem R.S.19 endlich den nächsten Schritt zum Siegerteam machen. Um Unterschiede zum Vorjahresmodell zu erkennen, muss man allerdings genauer hinschauen.
Daniel Ricciardo & Renault 2019
Klar: Front- und Heckflügel sind breiter und damit ans neue Regelwerk angepasst. Der Heckspoiler thront auf zwei statt einer senkrecht nach oben positionierten Stelzen.
Das ermöglicht bei Topspeed eine kontrollierte Verbiegung nach hinten und senkt den Luftwiderstand. Die eckiger daherkommenden seitlichen Luftleitbleche sind statt an den Seitenkästen wie beim Toro Rosso am Unterboden befestigt.
Die Kühleinlässe sind eckiger und schmaler als im Vorjahr. Neben der Nase wachsen wie beim Toro Rosso zwei Flügelchen aus dem Chassis.
Mehr Veränderungen als am Auto bietet das Team.
Mit
Daniel Ricciardo wurde dem Deutschen
Nico Hülkenberg ein neuer Kollege an die Seite gestellt gekriegt.
Ricciardo ist der Sunnyboy der
Formel 1, der heute noch für die meisten Fans die Werte der Helden vertritt, die in den 70ern in der Formel 1 unterwegs waren. Also Mädels, Männer und Motoren.
Um Heldengeschichten aus der guten alten Zeit des Formel-1-Wilden Westens zu hören, muss er bei seinem neuen Arbeitgeber Renault zur französischen Rennlegende Alain Prost gehen.
Der französische Ex-Weltmeister ist heute Berater und Botschafter beim F1-Rennstall seiner Heimat und war treibende Kraft, viel Geld in die Hand zu nehmen (15 Millionen Euro soll Ricciardo pro Jahr kassieren), um den Australier zu verpflichten.
Einfach war es nicht. Denn Ricciardo schwankte lange. Drei konkrete Angebote lagen ihm im Sommer vor und zwei Anfragen, ob er eventuell bereit wäre zu wechseln.
Red Bull wollte seinen auslaufenden Vertrag verlängern, McLaren und Renault hatten unterschriftsreife Verträge vorliegen, Mercedes und Ferrari zeigten Interesse – mehr allerdings auch nicht.
Ricciardo: „Eines Morgens im August wachte ich auf und ich war mir sicher: Ich brauche eine neue Herausforderung und die heißt Renault. Ich sehe viel Potential dort. Renault hat immer Rennen gewonnen und irgendwann auch Weltmeisterschaften, wenn sie in der Formel 1 fuhren.“
Dazu kommt: Mit dem Deutschen Nico Hülkenberg bildet er ein starkes Gespann. Ricciardo: „Wenn jemand behauptet, Renault hätte 2019 eine der stärksten Fahrerpaarungen in der Formel 1, würde ich nicht dagegen anreden.“
Allein: Durch die Verpflichtung des Australiers setzen sich die Franzosen enorm unter Druck. Konzernchef Carlos Ghosn hatte schon rund 300 Millionen Euro Budget für 2019 für das Formel-1-Projekt bewilligt, bevor er Ende 2018 wegen Ungereimtheiten mit Renault-Tochter Nissan zurücktreten musste.
Mit dem Ziel: 2019 regelmäßig aus eigener Kraft aufs Podium zu fahren und 2020 Rennen und Titel zu gewinnen. Diese Saison, so die Vorgabe aus der Konzernzentrale in Paris, soll sich das Team vom vierten auf den dritten Platz der Konstrukteurswertung verbessern. Das Problem: Dafür müssen die Franzosen einen der drei Großen schlagen: Entweder ihren ehemaligen Motorkunden Red Bull, Ferrari oder Mercedes – jene drei Teams, die seit 2014 alle Siege unter sich ausmachten.
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- Renault R.S.19
Renault R.S.19 Renault R.S.19 Renault R.S.19 Renault R.S.19. Credit: Renault Bei Renault glaubt man aber daran, den nächsten, schwierigen Schritt gehen zu können. „2019 ist für uns ein Jahr der Konsolidierung und hoffentlich des Fortschritts“, sagt Teamchef Cyril Abiteboul. „Wir wollen den Rückstand auf die Spitze verringern. Wie das geht? Ganz einfach: Die Fahrer dafür haben wir jetzt. Das nächste Ziel ist ein exzellenter Motor.“
Hybridsystem und Verbrennungsmotor sollen dafür u.a. noch besser ins Chassis integriert worden sein. Technikchef Nick Chester: „Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, die Aggregate enger anzuordnen und das Gewicht zu reduzieren. Wir werden 2019 deutlich mehr Ballast zum Spielen einbauen können.“ Motorchef Remi Taffin ergänzt: „Die Fortschritte für 2019 sind zufriedenstellend. Wir konnten die Leistung verbessern und gleichzeitig die Zuverlässigkeit erhalten.“
Auch der im vergangenen Jahr vom Weltverband FIA zu Renault gewechselte CEO Marcin Budkowski (41) gibt sich optimistisch. Besonders wegen Neuzugang Ricciardo: „Daniel ist ein Rennsieger“, sagt er. „Er bringt Erfahrung in unser Team, die uns derzeit noch fehlt. Dadurch wird er uns weiterhelfen, was die Ausrichtung, die Entwicklung des Autos und das Set-up angeht. Es ist für alle im Team eine Motivationsspritze, jemanden wie Daniel im Team zu haben, was auch auf seine Qualitäten als Fahrer und Mensch zurückzuführen ist. Dass einer wie er an unser Projekt glaubt, sagt doch alles.“