Das Berliner Unternehmen GetYourGuide will besondere Reiseerlebnisse vermitteln und seinen Kunden Türen öffnen, die sonst für Otto Normalverbraucher verschlossen bleiben. Der Vatikan ist dabei genauso im Programm wie der Besuch eines Bundesligaspiels des FC Bayern, der mehr bietet als nur das Spiel selbst. F1-Insider war bei der Blaupause dieses Trips dabei.
Das würde „Seiner Heiligkeit“ des FC Bayern, Uli Hoeneß, sicher gefallen. Das letzte Mal hatte Jean-Gabriel Duveau Gänsehaut, als der gebürtige Belgier morgens um sechs als Verantwortlicher der GetYourGuide-Reisegruppe erleben durfte, wie der erhabene Hausmeister des Vatikan, die Sixtinische Kapelle aufschloss und das Licht einschaltete.
Michelangelos Gemälde leuchteten plötzlich von der Decke und sprangen einen förmlich an. Dieses Mal hatte Duveau ein ähnliches Gefühl, als er die Kabine der FC Bayern in der Allianz-Arena betreten durfte. Eine Luxusoase, der es an nichts fehlt. Es war einer der ersten Programmpunkte beim Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Freiburg. Motto: Der FC Bayern öffnet seine heiligen Hallen – dank dem Berliner Reise-Erlebnisvermittler Getyourguide.
Treffpunkt beim Sonntagsspiel (Anstoß 17.30 Uhr) ist schon um 13 Uhr im Marriot-Hotel in der Berliner Straße. Nach kurzer Begrüßung und Übergabe eines personalisierten Trikot des FC Bayern geht es sofort mit einem Shuttlebus in die Arena. Dort warten bereits Mitarbeiter der Marketingabteilung des Rekordmeisters , die mit der Führung beginnen. Danach kehrt man in die eigens gemietete VIP-Launch im obersten Stockwerk der Arena ein. In dem Raum warten bereits zwei Bayern-Legenden. Raimund Aumann (60), zu aktiver Zeit Torwart, heute Fanbeauftragter. Und Stefan Effenberg (55). Aumann kommt gleich auf den Punkt: „Ich habe mich schon immer dafür stark gemacht, das der FC Bayern für die Fans die Türen öffnen. Diese Tour ist genau in diesem Sinne.“
Stefan Effenberg hat diesmal seinen Kumpel aus gemeinsamen Gladbacher Tagen, Linksverteidiger Jörg Neun mitgebracht. Der Tiger sitzt locker auf einem Barhocker, ist freundlich, offen und redselig: „Meine größten Enttäuschungen waren das verlorene Champions-League-Endspiel 1999 gegen Manchester United und die Niederlage im EM-Endspiel der EM 1992. Wir verloren gegen die Dänen, die ja praktisch aus dem Urlaub zur EM kamen.“
Höhepunkt, so Effenberg, „waren unter anderem der erste Pokalsieg 1995 mit Mönchengladbach und, natürlich, der Gewinn der Champions-League 2001. Das ist, warum ich Fußball spielen wollte. Ich bin sicher, dass die Enttäuschung zwei Jahre vorher uns stärker gemacht hat und ein Grund für den Erfolg dann war. Denn Erfolg und Misserfolg ist auch im Fußball hauptsächlich Kopfsache.“
Nächster Programmpunkt: Es geht runter, um die Ankunft der Bayern-Mannschaft zu verfolgen. Nach etwa fünf Minuten marschieren die Gladiatoren in die Arena ein. Die meisten passen ihren Blick dem Spielertunnel an. Coman und Sane vorneweg, mit dicken Kopfhörern mehr zum Eigenschutz als zur Unterhaltung. Thomas Tuchel wirkt schon jetzt extrem fokussiert. Nur zwei stechen aus der Kopfhörerkompanie heraus: Harry Kane, ohne Ohrenschutz, nickt freundlich, und Thomas Müller, der als Letzter locker daher schlendert wie ein Bademeister, der sich gerade auf seinen Dienstbeginn freut. „Ja, Servus,“ lächelt Müller. „Wie geht es Euch?“ Er wäre wohl stehengeblieben, um weiter zu plaudern, aber er kann die anderen in der Luxusoase nicht warten lassen!
Jetzt geht es die Treppe mit einem roten Teppich in der Mitte runter zum Spielfeldrand. Das Stadion ist schon gut gefüllt. „Bloß nicht den Rasen betreten, sonst gibt es Ärger mit dem Platzwart“, wird der Gruppe mit auf den Weg gegeben. Besagter Greenkeeper, Peter Sauer, steht schon zusammen mit Giovane Elber an der Seite bereit, wo sich der FC Bayern in Kürze warm machen wird. Sauer, früher in Hoffenheim tätig, muss lauter reden, um gegen die Fangesänge der Ultras zu bestehen. Er erzählt von seinem Job, der mehr beinhaltet als nur den Rasen zu pflegen.
Giovane Elber (61) ist beeindruckt. „Als Spieler bekommt man gar nicht mit, wie wichtig und verantwortungsvoll diese Arbeit ist und würdigt sie nicht genug. Es ist gut, das mal zu hören.“ Der Brasilianer, der in 15 Spielen sieben Mal für die brasilianische Nationalmannschaft traf, nimmt in fast akzentfreiem Deutsch kein Blatt vor den Mund, gewürzt mit viel Humor. Ottmar Hitzfeld sei sein bester Trainer gewesen, resümiert die Bayern-Legende, und Horst Köppel sein schlimmster.
Hintergrund: Am Ende seiner Karriere wechselte der Brasilianer nach Mönchengladbach, wo Köppel Trainer war. Köppel, als Spieler ein Techniker, pflegte als Übungsleiter eher den rustikalen Stil. Den hatte er unter dem legendären Hennes Weisweiler gelernt. Jedenfalls kam er mit der brasilianischen Art Elbers Fußball zu zelebrieren, nicht klar. Elber: „Immer wieder schrie er mich an: Spring, Giovane spring. Du musst immer springen. Sogar bei Flachpässen.“
Man erinnert sich spontan an den Kaiser. Franz Beckenbauer hatte auch einmal über Probleme mit einem Trainer berichtet. Des Kaisers Irritation auf der Trainerbank hieß damals Dettmar Cramer. Beckenbauer: „Der war ein netter Professor, der uns erklären wollte, wie hoch man einen Ball schießen musste, damit es auf ihn schneit.“
Nachdem man die Spieler hautnah bei der direkten Spielvorbereitung beobachtet hat, ist wieder die Lounge angesagt. Dort gibt es dann die Möglichkeit, das Spiel entweder im Warmen durch die Glaswand zu verfolgen oder auf einem der reservierten Plätze auf der Tribüne. Allein: Mit Schlusspfiff ist die Veranstaltung aber noch nicht zu Ende.
Am nächsten Morgen steht der Besuch des Bayern-Campus an der Ingolstädter Straße auf dem Plan. Mit Frühstück in der Vereinskneipe, die sich bewusst von der Hightech-Anlage drumherum abhebt. Zwischen Fitnesshügel, Sprintbahn, Fußballtennis-Bereich, hochmodernem Jugendinternat, und der interaktiven skills.lab, wo gerade die aktuelle Torfrau der Frauenmannschaft von einer Fußballkanone hinausgeschleuderte Bälle sofort mit dem Fuß sinnvoll verarbeiten muss, wirkt die Cafeteria inmitten dieser Futureworld wie das Museum, das daran erinnert, wo alles herkommt.
Hier kommt einem nicht Viererkette, Doppelsechs oder falsche Neun in den Sinn. Nein, hier spürt man den Schweiß von damals, ohne ihn zu riechen, und steht plötzlich wieder gefühlt auf dem guten alten Hoppelrasen in der Grünwalder Straße. Überall stößt man auf Poster, Sprüche und Bücher von und über die Helden, die den FC Bayern Anfang der Siebziger von der Münchner Nummer Zwei zu einem der führenden Clubs in der Welt gemacht hat. Franz Beckenbauer, Gerd Müller und die „Katze von Anzing“ Sepp Maier sind ultrapräsent.
Dazu passt: Klaus Augenthaler (66), Weltmeister von 1990, der beste Libero, den Deutschland je hatte, wenn man den Kaiser mal weglässt, der diese Position erfunden hat, wartet bereits. Augenthaler sieht immer noch aus wie früher. Unwillkürlich muss man an den nicht totzukriegenden Kult-Rolling-Stone Keith Richard denken. Über den hat Mick Jagger humorvoll aber treffend erst kürzlich gesagt: „Wir müssen uns wohl überlegen, welche Welt wir Keith Richard einmal hinterlassen.“
Sollten Uli Hoeneß und Co. nicht Ähnliches über Augenthaler denken, was die Zukunft des FC Bayern betrifft? Noch ein Tipp: Um den an sich wortkargen „Auge“ zum Plaudern zu bringen, sollte man mit ihm zum Aschenbecher gehen, der auf einem der Tisch vor dem Vereinsheim vermutlich eigens für ihn platziert wurde. Augenthaler raucht immer noch, nur diesmal offiziell. Er muss die Kippen nicht mehr in den Strümpfen verstecken wie zu seiner aktiven Zeit.
Besonders bei der Erinnerung an sein Tor des Jahrhunderts hüpft „Keith“ Augenthaler dann ein Grinsen in sein markantes Gesicht. 1989 hatte er im Frankfurter Waldstadion Uli Stein aus 49 Meter einen eingeschenkt. „Ja, der Uli“, lächelt „Auge“ wonnig, „da habe ich ihn kalt erwischt.“
Fest steht: Eine bessere Motivation als ein Warmmachgespräch mit Augenthaler kann es kaum geben, um dann den letzten Programmpunkt in Angriff zu nehmen: Ein Probetraining unter Anleitung von Giovane Elber und Campus-Trainern. Wer es mag, kann sich dann noch in der Eistonne regenerieren.
Was aber kostet die Reise in der Zeitmaschine, die Vergangenheit und Gegenwart des FC Bayern verbindet? Antwort: Für Anreise und Übernachtung muss der Interessierte selbst aufkommen, Der Trip ins Heiligtum des FCB kostet dagegen nichts. Nur Glück braucht man. Eine Registrierung auf der Website getyourguide.com ist die Voraussetzung, zu den Glücklichen zu gehören.
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