Fernando Alonso ist nicht der erste Rennfahrer, der außerhalb einer Rennstrecke verunglückte. So gefährlich leben Motorsportler auf Fahrrad und Co.
„Motorsport ist gefährlich.“ Das steht auf jeder Eintrittskarte und anderen Pässen beim Besuch von Formel-1-Rennen. Allein: Nicht nur der Fahrradunfall von Formel-1-Superstar Fernando Alonso (39) am Donnerstag zeigt: Formel-1-Piloten leben abseits der Rennstrecken und Cockpits oft gefährlicher. Das hat auch die Geschichte schon gezeigt.
Alonso verletzte sich beim Fahrradtraining in der Schweiz, als er in der Umgebung seines Wohnsitzes in Lugano mit einem Auto kollidierte. Der Spanier erlitt einen Kieferbruch und wurde bereits operiert. Laut Informationen seines Alpine-Renault-Teams werde der zweifache Weltmeister das Krankenhaus in Kürze wieder verlassen können. Die Testfahrten zur Formel-1-Saison in Bahrain in vier Wochen seien nicht gefährdet.
Doch Alonso ist nicht der erste Formel-1-Star, der sich bei der Vorbereitung verletzte.
2005 erwischte es Nick Heidfeld. Der Deutsche, damals bei BMW-Williams unter Vertrag, kollidierte beim Training mit seinem Fahrrad in der Schweiz mit einem Motorradfahrer und hatte noch Glück im Unglück: Er erlitt einen Riss des rechten Schulterblattes, eine Verstauchung eines Fingers sowie mehrere Schürfwunden. Er musste die Saison vorzeitig beenden.
Red Bull-Pilot Mark Webber stürzte im November 2008 mit dem Rennrad bei einer Charity-Veranstaltung auf Tasmanien schwer. Der Australier prallte frontal mit einem Auto zusammen und wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Webber zog sich bei dem Unfall einen Beinbruch zu. Das zumindest gab er seinem Team bekannt. Später stellte sich heraus, dass er auch einen komplizierten Bruch des Schlüsselbeins erlitt, der ihn beim Fahren mehr beeinträchtigten könnte als das gebrochene Bein. Diese Verletzung verschwieg er dem Team – aus Angst sein Cockpit zu verlieren. Webber wurde aber zum Saisonauftakt in seiner australischen Heimat wieder fit.
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2016 hatte Sauber-Pilot Marcus Ericsson Glück im Unglück. Beim Fitnesstraining in Thailand wollte er mit seinem Fahrrad bei Höchstgeschwindigkeit einem Huhn ausweichen und stürzte. „Ich hatte das Glück, nur mit blauen Flecken und Kratzern davonzukommen“, sagte der Schwede später. Das Huhn sei unversehrt geblieben. Der Schwede konnte beim nächsten Rennen in Malaysia teilnehmen.
Allein: Nicht nur Rennfahrer sind auf zwei Rädern gefährdet. 2014 stürzte Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit dem Fahrrad schwer, als er in eine Massenkollision seines Teams bei einem Fahrradausflug in Wien involviert war. Wolff brach sich eine Schulter, ein Schlüsselbein, einen Ellenbogen und ein Handgelenk. Als Fahrer hätte er einige Rennen pausieren müssen. Die Geschicke seines Rennstalls konnte er beim folgenden Rennen in Budapest stark bandagiert dennoch leiten. „Wir haben beschlossen, es jetzt den Profis überlassen. Lewis und Nico sind besser Rad an Rad auf 300 km/h, als wir bei 30 km/h sind!“, twitterte Wolff einen Tag nach dem Unfall.
Übrigens: Nicht nur Fahrradfahren ist für die PS-Profis gefährlich. Über Michael Schumachers schicksalsträchtigen Skiunfall im Dezember 2013 in den französischen Alpen muss nichts mehr gesagt werden.
Über Juan-Pablo Montoya dagegen schon. Der Kolumbianer war 2005 gerade von BMW-Williams zu McLaren-Mercedes gewechselt und galt als einer der großen Herausforderer von Michael Schumacher im Ferrari. Beim Tennistraining vor der Saison brach er sich die Schulter. Zumindest kommunizierte das der Kolumbianer so. Später kam heraus, dass er mit einem Motocross-Motorrad gestürzt war. Motorradfahren war ihm laut Vertrag aber verboten – deshalb die „Notlüge“. Der „Tennisunfall“ kostete ihn die Karriere. Er musste nicht nur die beiden ersten Saisonrennen pausieren, der Bruch erwies sich als so kompliziert, dass Montoya beim Fahren das ganze Jahr über beeinträchtigt war und seine Leistung nicht mehr brachte. 2006 wechselte er entnervt in die NASCAR-Serie.
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Auch Niki Lauda hatte seine Erfahrungen mit Unfällen, die nichts mit Rennautos zu tun hatten. 1976 hatte er sich mit seinem Traktor bei landwirtschaftlichen Arbeiten auf seinem Landhaus in Hof bei Salzburg überschlagen. Lauda verriet einst: „Es war ein Riesenglück, dass ich überlebt habe. Ich hatte Serien-Rippenbrüche und das Problem, für den Spanien-Grand-Prix schnell wieder fit werden zu müssen. Mit Hilfe von Willi Dungl, dem damaligen Fitnesspapst, gelang mir das. Innerhalb von 14 Tagen hat er mich mit Spritzen und seinen Mittelchen so fit gekriegt, dass ich mit gebrochenen Rippen Zweiter wurde. Von da an haben wir zusammengearbeitet.“
Der Franzose Patrick Depailler war passionierter Drachenflieger. 1979 stürzte er ab und erlitt mehrere Knochenbrüche, von denen er sich nur schwer erholte. 1980 wechselte er von Ligier ins Werksteam von Alfa-Romeo. Bei Testfahrten am 1. August verunglückte er in Hockenheim tödlich.
Sein Landsmann Didier Pironi verlor bei einem Speedboot-Rennen 1987 sein Leben. Der Franzose wollte seine Leidenschaft für Geschwindigkeiten weiter mit Speedbooten ausleben. Nach einem schweren Unfall mit Ferrari beim verregneten Freitagstraining in Hockenheim 1982 war ihm das nicht mehr möglich. Pironi, der als WM-Führender zum Rennen nach Deutschland kam, krachte mit Höchstgeschwindigkeit ins Heck von Alain Prosts Renault. Der Ferrari stieg hoch in die Luft und zerbrach beim Aufprall in mehrere Teile. Pironi erlitt über 20 Brüche, zum Teil höchst kompliziert, im Fuß -und Beinbereich. Seine Formel-1-Karriere war damit beendet.
Der britische Weltmeister von 1958, Mike Hawthorn, wurde Opfer einer „Mercedes“-Phobie. Zeitlebens hatte er sich die „Silberpfeile“ als Feindbild aufgebaut. 1955 gipfelte der brutal geführte Zweikampf mit Mercedes darin, dass Jaguar-Pilot Hawthorn Auslöser der verhängnisvollen Kollision in Le Mans war, die 82 Zuschauer sowie den französischen Mercedes-Piloten Pierre Levegh das Leben kostete.
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Hawthorn wurde von Merceders-Star Juan-Manuel Fangio gejagt. Er wollte beim Abbiegen in die Boxen keine Zeit verlieren und bremste seinen Jaguar ohne Vorwarnung scharf ab. Der bereits überrundete Levegh konnte nicht mehr ausweichen und flog in die vollbesetzte Tribüne. Der Mercedes explodierte, seine Teile wurden zum Geschoss. 1958 wurde Hawthorn Weltmeister, trat danach schwer nierenkrank aber zurück.
Am Abend des 22. Januar 1959 lief er bei starkem Regen mit seinem Jaguar auf einer Landstraße auf einen Mercedes 300 SL auf und überholte ihn spontan. Beim Überholvorgang erkannte er in dem Fahrer einen Bekannten, den schottischen Rennstallbesitzer Rob Walker, den er zu einem Wettrennen herausforderte. Dabei prallte Hawthorns Jaguar gegen eine Eiche und der Brite starb an seinen schweren Kopfverletzungen.
Motorsport ist gefährlich, aber schnelles Fahren außerhalb einer Rennstrecke noch viel gefährlicher…
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