Formel 1
Vertragspoker mit Mercedes: Überschätzt Hamilton seinen Wert?

Formel 1 Geldrangliste 2021: Das sind die Gehälter der Formel-1-Piloten. Was verdienen die Stars? Und sind sie es wert?
Der teuerste Formel-1-Pilot der Gegenwart ist derzeit arbeitslos. Lewis Hamilton pokert mit Mercedes um einen neuen Vertrag. Von 40 Millionen Euro Grundgehalt, einer Beteiligung an der Konstrukteursprämie des Teams von rund zehn Prozent und Einfluss auf Daimlers zukünftige Elektrostrategie ist die Rede.
Mercedes dementiert jede einzelne Spekulation über den Gehaltspoker. Zu Recht. Denn kein Journalist sitzt mit am Verhandlungstisch. Und doch gibt es immer wieder Personen aus dem Umfeld der Verhandlungspartner, die plaudern. Weil sie damit ihre eigene Position stärken. Oder weil sie einfach nur tratschen.
Fakt ist: Die Verhandlungen ziehen sich seit 2020 wie Kaugummi. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen der Protagonisten. Zuletzt hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei den Kollegen von Autosport sogar eine mögliche „Überraschung“ ins Spiel gebracht.
Wolff über die immer noch fehlende Unterschrift von Hamilton: „Das macht mir keine Sorge, weil ich immer die Entscheidung von Lewis respektieren werde. Ob er nun noch für eine lange Zeit bei uns bleibt oder den Sport verlässt und anderen Interessen nachgeht. Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, dass er noch ein paar Überraschungen im Ärmel hat.“
Damit gibt der Österreicher auch zu: Probleme beim Vertragspoker entspringen nicht der Phantasie der Medien.
Und trotzdem muss die Frage erlaubt sein: Überschätzt Hamilton seinen Wert?
Ganz klar: Als siebenmaliger Weltmeister und Superstar der Szene kann der Brite gewisse Forderungen stellen. Aber Konzerne wie Daimler und Ineos lassen sich nicht erpressen. Werbespots sind auch mit anderen Stars möglich. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie wünschen sich auch Mega-Konzerne, dass ihre teuersten Angestellten mit Traumjob Zeichen setzten – und auf Gehalt verzichten.
Dazu kommt: Ein George Russell wäre – selbst wenn man ihn für rund fünf Millionen Euro aus dem Williams-Vertrag kaufen müsste – mit einem Mercedes-Gehalt von geschätzten drei Millionen Euro zum Schnäppchenpreis zu haben.
Derr junge Engländer hatte in Bahrain gezeigt, dass auch er im Silberpfeil auf Siegkurs fahren kann – und er weiß eine stark wachsende Fan-Basis in seinem Rücken.
Fest steht: Wenn Hamilton einen neuen Kontrakt unterschreibt, bleibt er der bestverdienende Formel-1-Pilot. Mit Abstand. Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Charles Leclerc sind ihm auf den Fersen. Fernando Alonso kehrt 2021 zurück in die Gruppe der Formel-1-Spitzenverdiener.
Sebastian Vettel muss Abstriche machen. Sein neues Aston Martin-Gehalt von geschätzten sieben Millionen Euro setzt sich laut racefans.net aus dem Fahrergehalt (ca. 1,3 Mio Euro) und einer Prämie für seine Rolle als Aston Martin-Markenbotschafter von ca. 4,2 Millionen Euro. Immer wieder hatte der Deutsche auch angesichts der Corona-Krise betont, dass Geld für ihn nicht mehr die oberste Priorität hat.
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Zu den Aufsteigern gehören Sergio Perez (Red Bull) und Carlos Sainz (Ferrari). Beide bekommen durch ihre Teamwechsel nun mehr Geld.
Und trotzdem: Die Zeiten der Spitzenverdiener in der Formel 1 sind vorbei. Alpha Tauri-Teamchef Franz Tost hatte die Gehaltsdebatte 2020 angestoßen. „Die Fahrer verdienen viel zu viel Geld“, sagte der Österreicher da.
Dabei ging es aber weniger um Neid auf die Mega-Gagen, sondern um die wirtschaftliche Gesamtsituation – gerade in Zeiten der Pandemie.
„Es sind keine Zuschauer erlaubt, die FOM (Formula One Management; d.Red.) verdient weniger Geld, und die Teams verdienen weniger Geld. Ich sehe keinen Grund, warum die Fahrer nicht auch weniger bekommen sollten“, betonte der Österreicher und ergänzte: „Sie sollen froh sein, dass sie diesen Job haben und dabei auch noch ein bisschen Geld verdienen.“
Auch deshalb haben sich die Teams auf einen Gehaltsdeckel der Fahrer geeinigt. Demnach darf eine Mannschaft ab 2023 nur noch maximal 30 Millionen Dollar für beide Fahrer zusammen ausgeben. Jeder Dollar darüber hinaus soll vom generellen Budgetdeckel von 135 Millionen Dollar abgezogen werden.
Allein: Verträge, die vorher geschlossen wurden, fallen nicht unter die Gehaltsgrenze. Vielleicht pokert Hamilton auch deshalb so intensiv…
Lewis Hamilton (Mercedes): Bisher 40 Millionen Euro
Max Verstappen (Red Bull): 16 Millionen Euro
Daniel Ricciardo (McLaren): 15 Millionen Euro
Charles Leclerc (Ferrari): 10 Millionen Euro
Fernando Alonso (Renault): 10 Millionen Euro
Valtteri Bottas (Mercedes): 8 Millionen Euro
Sebastian Vettel (Aston Martin): 6 Millionen Euro
Sergio Perez (Red Bull): 5 Millionen Euro
Carlos Sainz (Ferrari): 5 Millionen Euro
Kimi Räikkönen (Alfa Romeo): 4 Millionen Euro
Lance Stroll (Aston Martin): 2 Millionen Euro
Esteban Ocon (Renault): 2 Millionen Euro
Pierre Gasly (Alpha Tauri): 1,5 Millionen Euro
Lando Norris (McLaren): 1 Million Euro
George Russell (Williams): 0,5 Millionen Euro
Nicholas Latifi (Williams): 0,5 Millionen Euro
Mick Schumacher (Haas): 0,4 Millionen Euro
Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo): 0,4 Millionen Euro
Nikita Mazepin (Haas): 0,3 Millionen Euro
Yuki Tsunoda (Alpha Tauri): 0,2 Millionen Euro
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