Erneut Ärger um die Streckenlimits in der Formel 1: Kuriose Szenen nach dem Qualifying – erster Verantwortlicher fordert ein Ende der Farce.
Verwirrung pur nach dem Qualifying der Formel zum Großen Preis von Katar: „Wo ist Lando? Haben wir ihn verloren?“, fragt ein verdutzter George Russell beim Top-3-Interview im Anschluss an das Zeittraining in die TV-Kameras. Dass seinem Landsmann im McLaren die schnellste Rundenzeit wegen eines Verstoßes gegen die Streckenlimits gestrichen wurde und er selbst deshalb vom dritten auf den zweiten Platz vorrückt, weiß Russell zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Doch es wird noch kurioser: Statt Norris erscheint schließlich McLaren-Teamkollege Oscar Piastri als neuer Dritter zum Gespräch, worüber sich Interviewerin Naomi Schiff zunächst noch wundert: „Was ist passiert, warum spreche ich jetzt mit dir, Oscar?“, fragt die Britin.
Während des Interviews bekommt Schiff wenig später die nächste Information aufs Ohr: „Oh, wir hören gerade, dass auch gegen dich eine Untersuchung wegen der Streckenlimits läuft.“ Piastri kann darüber nur lachen: „Ach, das macht doch Spaß.“ Schließlich muss Schiff dem Australier mitteilen: „Es sieht so aus, als wärst du auf Platz sechs zurückversetzt worden.“ Der F1-Neuling reagiert wie ein alter Hase: „Wunderbar“, entgegnet Piastri mit süffisantem Grinsen und zieht entnervt von dannen.
Ein der Formel 1 unwürdiges Schauspiel, wie auch Red-Bulls-Motorsportberater Helmut Marko findet – der Österreicher fordert endlich ein Ende der Farce: „Man muss generell etwas mit den Track Limits unternehmen. Alle paar Minuten ändert sich das Resultat. Da muss es endlich eine Lösung geben“, sagt der Grazer nach dem Qualifying bei Sky.
Mit Sergio Perez ist auch einer von Markos Piloten am Freitag ganz direkt betroffen: Denn dem Mexikaner ergeht es schon in Q2 wie später den McLaren-Stars. In Kurve fünf kommt er zu weit neben die Strecke, verliert ebenfalls seine Rundenzeit und scheidet deshalb vorzeitig aus. Marko schwant mit Blick auf das weitere Wochenende bereits Böses: „Was macht man im Rennen? Da kann man ja nicht ständig Strafen aussprechen.“
Ein ähnliches Szenario malt auch Sky-Experte Ralf Schumacher an die Wand: „Das wird im Rennen problematisch: Wir werden Wind haben, Sand auf Strecke; wie wird das dann gehandhabt?“, sagt der Deutsche. Der Spielraum der Fahrer für Fehler wird nach Schumachers Meinung sehr schnell ausgereizt sein: „Drei Verwarnungen gibt es, dann eine Fünf-Sekunden-Strafe – das wird ein langes Rennen.“
Böse Erinnerungen werden deshalb bereits im Vorfeld des Wüstenrennens wach an den Österreich GP in Spielberg Anfang Juli. Dort wurden allein in der Qualifikation 47 Rundenzeiten gestrichen. Unfassbar dann aber die Vorkommnisse im Rennen: Bei über 1.200 Fällen kam die Rennleitung mit dem Bearbeiten der Verstöße gar nicht mehr hinterher.
Das unbefriedigende Resultat: Acht Piloten bekamen nachträglich Zeitstrafen aufgebrummt, ein endgültiges Rennergebnis gab es erst gegen 22:00 Uhr Ortszeit, also über fünf Stunden nach Rennende. In Katar droht nun am Wochenende ein ähnliches Szenario. Gemeinsam haben die beiden Strecken indes ihr großes Grundproblem: Weil neben der Formel 1 auch die Motorradweltmeisterschaft MotoGP auf den Kursen gastiert, sind die Auslaufzonen und Kerbs entsprechend gestaltet.
Kiesbetten und Gras statt asphaltierter Auslaufzonen würden die Schwierigkeiten mit den Streckenlimits lösen, auf sogenannten Oldschool-Kursen kommt es deswegen zu viel weniger Fällen. Auch Marko weiß jedoch um die Problematik für andere Rennserien, verweist auf Red Bulls Hausstrecke in Spielberg: „Die erste Lösung – Gumminoppen – wurde verworfen. Jetzt denken wir über Betonplatten mit Kies nach. Ein permanentes Kiesbett ist nicht möglich, da der Red-Bull-Ring zu 90 Prozent ausgelastet ist, auch mit Amateurfahrern. Da wäre der Aufwand mit Kies zu groß.“
Eine weitere Option, um dem Problem Herr zu werden, benötigt laut Marko indes noch mehr Zeit: „AVL arbeitet an Sensoren in Auto und Strecke – ist aber noch nicht so weit. Die Verzögerung ist noch zu lang.“
Kurios: Streckenarchitekt Carsten Tilke, der den Losail International Circuit gemeinsam mit seinem Vater Hermann, dem deutschen Strecken-Papst der Formel 1, frisch überarbeitet hat, ist am Freitag selbst vor Ort und erklärt: „Die Strecke gibt es ja schon seit 2004, die MotoGP ist hier schon immer gefahren. Der Asphalt musste jetzt erneuert werden, um alles bereit zu machen für die Formel 1. Dabei hatten wir viel Abstimmung mit der FIM (Motorradweltverband) und der FIA (Automobilweltverband), damit wir für beide die richtigen Kerbs finden und alle Anforderungen so umsetzen, dass es für beide passt.“
Das ist aber offenbar nur bedingt gelungen…
Von: Frederik Hackbarth und Bianca Garloff
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:23,778 Min.
2. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,441 Sek.
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,527
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +0,591
5. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,646
6. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +0,762
7. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +0,775
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +0,985
9. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1,280
10. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:25,131
11. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 1:25,301
12. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 1:25,328
13. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 1:25,462
14. Alexander Albon (Thailand) – Williams 1:25,707
15. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas 1:25,783
16. Logan Sargeant (USA) – Williams 1:26,210
17. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 1:26,345
18. Liam Lawson (Neuseeland) – Alpha Tauri 1:26,635
19. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 1:27,046
20. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 1:27,432
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:27,428 Min.
2. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,334 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,481
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +0,491
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,588
6. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +0,599
7. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas +0,743
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,908
9. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +0,952
10. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1,013
11. Logan Sargeant (USA) – Williams +1,122
12. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1,162
13. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +1,251
14. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1,262
15. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1,304
16. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +1,393
17. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1,613
18. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1,678
19. Liam Lawson (Neuseeland) – Alpha Tauri +1,810
20. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +2,074
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 400 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 223
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 190
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 174
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 150
6. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 135
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 115
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 115
9. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 57
10. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 47
11. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine 46
12. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 38
13. Alexander Albon (Thailand) – Williams 21
14. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas 9
15. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 6
16. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 4
17. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 3
18. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 3
19. Liam Lawson (Neuseeland) – AlphaTauri 2
1. Red Bull 623 Pkt.
2. Mercedes 305
3. Ferrari 285
4. Aston Martin 221
5. McLaren 172
6. Alpine 84
7. Williams 21
8. Haas 12
9. Alfa Romeo 10
10. Alpha Tauri 5
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