Formel 1
Die Fahrerwahl bei Haas setzt Mick Schumacher unter Druck. Gegen Nikita Mazepin muss er sofort liefern. Aber das wird nicht leicht.
Eigentlich haben sich die meisten Formel-1-Fans bereits auf eine Fahrerpaarung Kimi Räikkönen und Mick Schumacher bei Alfa Romeo gefreut. Einerseits der „coole“ Routinier, von dem Mick einiges lernen könnte, andererseits eben der Sohn von Michael Schumacher, einst WM-Rivale von Räikkönen.
Kommentar: Jetzt wird’s ernst für Mick Schumacher
Doch jetzt kommt alles anders. Mick Schumacher fährt 2021 für Haas. Das ist gut, weil Schumi junior keinen besseren Teamchef haben könnte als Günther Steiner. Andererseits setzt das den jungen deutschen deutlich mehr unter Druck – weil sein Teamkollege Nikita Mazepin ebenfalls ein Neuling ist. Gegen Räikkönen wäre eine Niederlage in der ersten Saison vertretbar gewesen, gegen Mazepin muss Schumacher aber gewinnen. Es gibt keine Ausreden. Beide sind Rookies, beide starten also mit den gleichen Voraussetzungen.
Doch Mazepin zu schlagen wird für Schumacher nicht einfach. Zum einen darf man das Talent des 21-jährigen Russen nicht unterschätzen. Er hat sich in den Nachwuchsserien zwar nicht als Überflieger entpuppt, aber die Vizemeisterschaft 2018 in der GP3 und Platz fünf 2020 in der Formel 2 sind auch nicht ganz schlecht.
2013 und 2014 waren Mazepin und Schumacher – beide sind im März 1999 geboren – schon mal Teamkollegen, noch im Kartsport. Nicht immer fuhren sie im Stall von Tony Kart gegeneinander. Aber immer mal wieder, wie 2013 in der WSK Euro Series oder in der WSK Super Masters Series. Dabei war meistens Mazepin vor Schumacher platziert. Allein: Das ist schon sieben Jahre her. Schumacher kennen wir als eifrigen Arbeiter. Längst kann er diesen Rückstand aufgeholt haben.
Es gibt aber noch einen zweiten Punkt. Mazepin hat viel mehr Formel-1-Erfahrung als Mick Schumacher. Bereits bei offiziellen Testfahrten schlägt das Pendel klar Richtung Mazepin aus. Seit August 2017 hat der vierte russische Formel-1-Pllot der Geschichte (nach Vitaly Petrov, Daniil Kvyat und Sergey Sirotkin) an sieben offiziellen Testtagen 2381 Kilometer für Force India und Mercedes absolviert. Schumacher kommt bisher nur auf 682 Kilometer für Alfa Romeo und Ferrari.
Dazu kommen viele weitere, „versteckte“ Testkilometer. Mazepin geht nämlich den Weg von Lance Stroll: Der hatte sich vor seinem Debüt ein Jahr lang privat einen alten Williams-Mercedes geborgt und damit tausende von Kilometer getestet. Mazepin hat einen solchen privaten Testmarathon mit einem Mercedes hinter sich. Das Reglement erlaubt Probefahrten mit Autos, die mindestens zwei Jahre alt sind. Geld dafür hat die Familie: Vater Dmitry Mazepin hat in der Chemiebranche ein Vermögen von 1,3 Milliarden Dollar angehäuft.
Mazepin senior hat viel Geld in die Karriere seines Sohnes investiert. Er kaufte sich sogar den Nachwuchsrennstall Hitech. 2018 wollte er das Force-India-Team übernehmen, wurde aber von Lawrence Stroll ausgestochen. Auch bei Haas wird Mazepin den einen oder anderen Euro investieren, auch wenn der Rennstall im Besitz von Gene Haas bleibt.
Die gute Nachricht: Es spricht auch einiges dafür, dass Mick Schumacher die Oberhand in diesem Duell behalten kann. Schumacher kommt aus einer Renndynastie. Er wurde von seinem Umfeld, aber auch von Ferrari perfekt vorbereitet.
Mazepin dagegen ist nicht der einfachste Charakter. Der Busenvideo-Skandal auf Social Media ist nicht der einzige Aussetzer des Russen. Beim Formel-3-Rennen in Budapest 2016 schlug er Callum Ilott ins Gesicht, nachdem er sich vom Briten aufgehalten fühlte. Mit einem solchen Temperament kann sich Mazepin auch schnell ins Abseits bringen.
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