Formel 1: Sebastian Vettel
Sebastian Vettels Comeback verlief holprig, auch weil er den Rebellen gab
Er kam, sah und musste erst mal löschen! Ein grünes Männlein stand da am Rande, kurz vor Ende des ersten Trainings in Melbourne, neben seinem Aston Martin, und zielte mit dem Feuerlöscher ins Auto. Das Männlein war Sebastian Vettel (34). Kurz vorher hatte er seinen Renner geparkt, weil der Motor zuerst ausging und dann auch noch zu zündeln anfing.
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Fürs zweite Training musste der Antrieb getauscht werden – die Zeit reichte nicht, um noch dran teilzunehmen. Fest steht: Es war nicht gerade der optimale Beginn des Comebacks für Vettel, der die ersten beiden Saisonrennen Corona-bedingt ausfallen lassen musste und von Landsmann Nico Hülkenberg ersetzt wurde.
Gut für Vettel und schlecht für Teamkollege Lance Stroll: Trotz technischem Defekt war Vettel im ersten Training auf Anhieb schneller als der Kanadier, am Ende knapp zwei Zehntel. Doch Platz 13 zeigte deutlich, dass der Aston Martin wie in den ersten beiden Saisonrennen zuvor auch auf dem umgebauten Kurs in Melbourne hinterherfährt.
„Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht da stehen, wo wir wollen“, analysiert der Deutsche nüchtern. „Es liegt eine Menge Arbeit vor uns.“ Punkte in Melbourne, das heißt einen Platz unter den ersten Zehn, seien daher zwar mit etwas Glück möglich aber nicht realistisch.
Positiv sei, dass er gesundheitlich wieder voll auf der Höhe ist. „Mir ging es tagelang nicht so gut“, referierte der Deutsche, „was für mich ungewöhnlich ist. Ich war ganz selten krank und wenn, dann nur einen Tag. Ich war manchmal erkältet und bin dann trotzdem gefahren, doch diesmal war das nicht möglich. Außerdem waren meine Tests noch lange positiv, deshalb war es die vernünftigste Entscheidung, Saudi-Arabien auch auszulassen.“
Wie er die beiden Rennen vor dem Fernsehen erlebt hat? „Es war ungewohnt“, gibt Vettel zu, „aber ich stand ja trotzdem mit dem Team und Nico, der einen tollen Job gemacht hat, in ständigem Kontakt und war bei den meisten Meetings dabei.“
So viel zu seinem Nebenjob. Dem des Rennfahrers. Denn auch in Melbourne ließ Friedens- und Umweltaktivist Vettel keine Zweifel aufkommen, was ihm fast noch wichtiger ist, als den Aston Martin endlich zum schnellen Laufen zu bringen.
Im Fahrerlager und in der Pressekonferenz vor dem Rennen trug er ein breites Armband aus Stoff, in Farben der Ukraine. Er hat wieder seinen No-War-Helm im Gepäck. Sein Outfit mit wildem Haar und Bartwuchs erinnert eher an einen Rebellen wie Che Guevara als an einen Vorzeigerennfahrer, der brav die Hände an die Hosennaht legt.
Und für einen richtigen Rebellen ist es nun mal Folklore, sich mit Ordnungshütern anzulegen. Auch das tat Vettel. Ordnungshüter in der Formel 1 sind die Rennkommissare und genau bei denen musste der deutsche „Che“ erscheinen.
Grund: Vettel lieh sich beim gestrandeten Aston Martin einen Roller und fuhr direkt nach Ende der Session über die Rennstrecke zurück in seine Box. Den Helm nur halb aufgezogen, winkte er freihändig fahrend den Fans zu. Das alles ist aber nicht erlaubt. Deshalb die Anhörung. So richtig verstehen kann der Rebell das aber nicht. „Ich fahre ja mit dem Fahrrad schneller“, zeigte er sich uneinsichtig. Die Folge: 5000 Euro Strafe.
Allein: Einige im Fahrerlager tuscheln schon hinter vorgehaltener Hand über sein Outfit und sein Verhalten. In der Tat: Da steht ein Männlein am Rande der üblichen Formel-1-Gesellschaft. Es scheint dem Friedens- und Umweltaktivisten aber schnuppe zu sein, was andere über ihn denken.
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