Ralf Schumacher wird auch 2021 wieder als Experte die Formel 1 bei Sky kommentieren. Hier verrät er, was er von den deutschen Stars erwartet. Und wie er Mercedes einschätzt.
Herr Schumacher, nächsten Sonntag startet die Formel 1 in Bahrain in die neue Saison. Was können wir nach den dreitägigen Testfahrten erwarten, die ebenfalls in Bahrain stattgefunden haben?
Ralf Schumacher (45): Zunächst einmal bin ich begeistert, wie gut der Red Bull ist. Er liegt wie ein Brett. Auch McLaren-Mercedes scheint mir extrem stark. Ferrari muss weiterhin kämpfen. Richtig beeindruckend war ihre Vorstellung nicht. Mercedes hat anscheinend Probleme mit dem Auto. Das Heck wirkte sehr instabil. Deshalb ist Red Bull für mich im Moment auch vorne. Klar ist aber auch, dass Mercedes noch nicht alles gezeigt hat und mit mehr Sprit an Bord gefahren ist. Sie müssen die Probleme jetzt so schnell wie möglich in den Griff bekommen, sonst wird es eng im Vergleich mit Red Bull.
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Woher könnten die Probleme bei Mercedes kommen?
Es sieht so aus, als würde der Heckflügel, der extrem wichtig für ein stabiles Heck ist, nicht immer optimal vom Fahrtwind angeströmt wird. Wir reden hier also von einem Problem der Aerodynamik. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass so etwas nicht ganz einfach zu lösen ist.
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Haben Sie in Ihrer langen Karriere auch mal so was erlebt?
Ja, mit Williams einmal. McLaren, das Team, das es damals neben Ferrari zu schlagen galt, brachte neue Windabweiser, die Williams kopieren wollte. Irgendwie hat das aber bei uns nicht wie gewünscht funktioniert, das Auto war instabil und schwierig zu fahren. Beim ersten Rennen in Australien hatte ich eine Feindberührung und verlor einen der Windabweiser. Anschließend lag das Auto plötzlich viel besser und fuhr pro Runde drei Zehntelsekunden schneller. Danach wurden die Teile am Auto nicht mehr gesehen. Das zeigt nur, dass kleine Teile oft große Auswirkungen haben können.
Was können wir nach seiner schwierigen letzten Saison mit Ferrari von Sebastian Vettel mit seinem neuen Aston-Martin-Team erwarten?
Er kann eine große Rolle spielen, denn man darf nicht vergessen: Sebastian ist ein viermaliger Weltmeister und hat das Autofahren nicht verlernt. Er hat jetzt ein Auto, mit dem man Rennen gewinnen kann. Das war er im letzten Jahr nicht mehr gewohnt. Aston Martin kann und muss von Sebastians Input profitieren. Ein Beispiel: Im vergangenen Jahr war der Racing Point in der Türkei eigentlich extrem schnell, das Team machte aber im Regen viele Fehler. Ich glaube mit Sebastians Erfahrung wäre das nicht passiert.
Richtig rund lief es in Bahrain aber letzte Woche noch nicht.
Stimmt. Leider hatte Sebastian Pech bei den Tests. Was Schlimmeres konnte ihm nicht passieren: Wenn du in einem neuem Team fährst, brauchst du am Anfang vor allen Dingen eins: Kilometer, Kilometer, Kilometer. Die sind ihm leider wegen technischer Probleme verwehrt geblieben. Seb ist ein Mensch, der eine optimale Vorbereitung braucht. Das erste Training in Bahrain am Freitag wird für ihn deshalb zu einer zusätzlichen Lernfahrt. Ich glaube trotzdem, er wird eine großartige Saison haben. Aber durch die Probleme beim Test werden wir das vielleicht noch nicht beim Saisonauftakt erleben.
Was kann man in seiner Debütsaison von Ihrem Neffen Mick Schumacher erwarten?
Haas hat am wenigsten Entwicklung am Auto betrieben, konzentriert sich lieber jetzt schon auf das Auto für 2022, wo es ein grundsätzlich neues Fahrzeugreglement geben wird. Andererseits profitiert Haas von dem neuen Ferrari-Motor, der um Etliches besser sein soll als im letzten Jahr. Trotzdem – vermute ich – wird Haas erst mal hinten sein. Weil Williams und Alfa stärker aussahen bei den Tests. Mick kann nur eins machen: So wenig Fehler wie möglich, schneller sein als sein Teamkollege, um dann optimal vorbereitet ins Jahr 2022 zu gehen. Es wird ein reines Lehrjahr für ihn. Dementsprechend sollten wir alle nicht zu viel erwarten.
Mick ist im Ferrari-Nachwuchskader. Die Scuderia kann doch nicht viel Freude daran haben, wenn Mick hinterherfährt…
…eigentlich nicht. Aber Ferrari hat selbst noch genug Baustellen, die sie erst mal beseitigen müssen. Das neue Auto ist immer noch nicht das Gelbe vom Ei. Wir reden hier schließlich von Ferrari. Einem Team, das Weltmeister werden und nicht im Mittelfeld herumfahren will. Die spannendste Frage wird deshalb sein: Bleiben die Strukturen, wie sie derzeit sind? Bleiben die Verantwortlichen? Ferrari muss sich zunächst auf sich selbst konzentrieren und dann auf andere schauen. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Zusammenarbeit mit Haas wegen Mick intensiver sein wird als mit Alfa Romeo.
Ferrari hat alle Mittel um erfolgreich zu sein. Wo liegt also das Problem?
Die Fehler im vergangenen Jahr liegen auf der Hand. Sie mussten den Motor von 2019 zurückbauen, weil – um es vorsichtig auszudrücken – Ferrari das Motorreglement etwas anders interpretiert hat als die FIA und die Konkurrenz. Von außen jedenfalls wirkt es so, als wenn Ferrari keineso harmonische Truppe ist wie zum Beispiel Mercedes. Dazu kommt, das ist mein Eindruck: Der verstorbene Präsident Sergio Marchionne wollte, dass Ferrari wieder italienischer wird. Ich glaube aber, dass man in der Formel 1 keinen Erfolg haben kann, wenn nur Italiener bei Ferrari arbeiten. Mercedes und Red Bull sind auch deshalb so stark, weil viele Nationalitäten, alle Spezialisten in ihrem Bereich, Technik und Organisation bestimmen.
Kommen wir zum Vergleich der Teamkollegen bei den Favoritenteams. Kann Valtteri Bottas bei Mercedes Lewis Hamilton ernsthaft herausfordern?
Es gibt Rennen, wo Bottas auf Augenhöhe sein wird. Aber auf die Saison gesehen hat er keine Chance. Dafür ist er nicht stabil genug. Er wird im Laufe der Saison mehr Fehler machen – wie letztes Jahr, als er gerade gegen Ende des Jahres einige Starts verhauen hat. Nico Rosberg hat zwar 2016 bewiesen, dass man Lewis auch im Titelkampf schlagen kann. Aber daraus hat Lewis gelernt. Deshalb wird es ihm nicht mehr passieren, dass ein vermeintlich schwächerer die Nase vor ihm haben wird.
Wie wird sich Red Bull-Neuzugang Sergio Perez gegen Max Verstappen schlagen? Wird er das nächste Opfer von „Super-Max“?
Verstappen ist ein Supertalent, keine Frage. Trotzdem glaube ich, dass Perez näher an ihm dran sein wird als etwa ein Alexander Albon es 2020 war. Es werden keine vier Zehntel sein, die Perez hinterherfährt. Aber Sergio wird einige Zeit brauchen, um bei Red Bull seine maximale Leistung abrufen zu können. Denn eins ist klar: Das Auto, das ganze Team, ist um Max Verstappen herum gebaut.
Wichtig ist ja, dass sich ein Fahrer im Team wohlfühlen muss, um seine optimale Leistung abrufen zu können. Die Psyche spielt eine große Rolle…
Ja, auf jeden Fall. Ich fange mal mit Sebastian an. Ferrari hat meiner Meinung nach völlig unverständlich schon vor dem ersten Rennen 2020 mitgeteilt, dass man sich von ihm trennen wird. Das muss für Sebastian der Horror gewesen sein, weil plötzlich Misstrauen da ist, wo früher noch Vertrauen war. Plötzlich lachen Leute nicht mehr über die gleichen Witze, die man gemacht hat. Plötzlich hat man den Eindruck, dass hinter vorgehaltener Hand über einen getuschelt wird. Das multipliziert sich im Laufe der Saison und, natürlich, leidet darunter die Leistung. Jetzt ist es bei Sebastian genau umgekehrt. Er spürt, wie sehr man bei Aston Martin auf ihn baut. Ich vergleiche das mit seiner ersten Saison 2009. Dieses positive Gefühl setzt Kräfte frei und bei Red Bull hat man ja gesehen, zu welchen Erfolgen Sebastians Hochstimmung geführt hat.
Wie war es bei Ihnen in Sachen Psyche?
Frank Williams, bei allen großen Erfolgen, die er hatte, war menschlich extrem schwierig. Er war das Gegenteil von geradeaus. Anders als sein Partner Patrick Head. Mit dem konnte man sich richtig fetzen, auch lautstark, dann trank man abends zusammen ein Glas Rotwein, lachte über sich selbst und der Disput war wieder vergessen. Man wusste bei Patrick immer, woran man war. Frank war da anders, es trug das Visier nie offen. Sir Frank hatte seine Medienkontakte beispielsweise oft dazu genutzt, um bei seinen Fahrern extrem Druck zu aufzubauen. Er war auch der Meinung, dass es nicht genügte, dass seine beiden Piloten sich nicht mochten. Sie sollten sich regelrecht hassen. Zum Glück haben die Teamchefs von heute eine andere Philosophie, was Führungsstil betrifft.
Vier Rennen werden bei RTL kostenlos und frei empfangbar sein. Für die restlichen 19 Rennen müssen die Kunden zahlen. Die Formel 1 ist dabei NICHT im Sport-Ticket für zehn Euro im Monat enthalten. Stattdessen hat man die Wahl zwischen einem zwölfmonatigen Sky Ticket-Abo für 19,99 Euro im Monat, einem Jahresabo (Sky Q mit Receiver) für monatlich 17,50 Euro sowie einem monatlich kündbaren Supersport-Monatsticket für 29,99 Euro.
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